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Wirtschaft: Adidas will mit Reebok Amerika erobern

Fränkischer Sportartikelhersteller kündigt Übernahme für 3,1 Milliarden Euro an/Marktführer Nike im Blick/Aktie gewinnt

Berlin - Mit der Übernahme des US-Konkurrenten Reebok will Adidas den amerikanischen Markt erobern – und Marktführer Nike angreifen. Der Sportartikelhersteller aus dem fränkischen Herzogenaurach kündigte am Mittwoch an, er werde die Nummer drei der Branche für 3,1 Milliarden Euro kaufen. „Das ist ein großer strategischer Meilenstein“, sagte Adidas-Vorstandschef Herbert Hainer bei einer Telefonkonferenz. Mit dem US-Unternehmen verstärke Adidas seine Präsenz in den USA, dem wichtigsten Markt der Sportartikelbranche.

Die Börse reagierte zunächst skeptisch.Der Kurs der Aktie gab nach Bekanntgabe der Nachricht kurzfristig nach, erholte sich im Tagesverlauf aber sichtlich. Zum Börsenschluss notierte die Aktie bei 158,45 Euro – ein Plus von 7,4 Prozent. Analysten erklärten den Verlauf damit, dass Zukäufe bislang selten erfolgreich waren. Die Ankündigung von Adidas, in drei Jahren nach der Übernahme Wert zu schaffen, habe später aber „für viel Vertrauen an der Börse gesorgt“, sagte Uwe Weinreich, Sportartikelexperte der Hypo- Vereinsbank, dieser Zeitung.

Mit dem Kauf von Reebok durch Adidas erreicht die Übernahmewelle in der Branche einen neuen Höhepunkt. Nie zuvor gab es so viele große Übernahmen wie in den vergangenen Monaten. Der finnische Sportkonzern Amer (Wilson, Atomic) hat im Frühjahr angekündigt, Salomon zu kaufen, die Outdoor- und Wintersportsparte von Adidas (siehe Kasten). Der amerikanische Surf-Spezialist Quiksilver verstärkte sich fast zeitgleich und übernahm für 320 Millionen Dollar Rossignol, den größten Skihersteller der Welt. Zuvor hatte sich bereits Weltmarktführer Nike zahlreiche Marken einverleibt, darunter den Turnschuhanbieter Converse.

Adidas hat in der Vergangenheit allerdings schlechte Erfahrungen mit Übernahmen gemacht. Erst im Mai gaben die Franken die Trennung von Salomon bekannt. Die achtjährige Partnerschaft hatte hohe Kosten, aber wenig Nutzen gebracht. Mit dem Kauf von Reebok will sich Adidas jetzt einen wesentlich besseren Stand auf dem hart umkämpften US-Markt verschaffen, der für 50 Prozent des Branchenumsatzes steht. Dort hatte Adidas lange Zeit große Probleme.

Die Erwartungen an die Reebok-Übernahme sind groß: „Durch den Kauf wird sich unser US-Umsatz auf 3,1 Milliarden Euro mehr als verdoppeln“, kündigte Adidas-Chef Hainer an. Für das dritte Jahr nach der Übernahme erwartet er Einsparungen in Höhe von 125 Millionen Euro.

Beide Unternehmen passen nach Meinung von Analysten gut zusammen: Adidas war bislang vor allem in klassischen Sportarten wie Laufen, Fußball und Golf stark, Reebok glänzte eher bei typisch amerikanischen Sportarten wie Basketball. Mit seinen Lifestyle-Produkten ist Reebok vor allem bei jungen Leuten erfolgreich. Durch den Zusammenschluss werde die Produktpalette komplettiert, sagte Hainer. Außerdem könnten beide Unternehmen neue Verbraucher- und Altersgruppen erschließen.

Analysten halten die Übernahme auch aus anderen Gründen für sinnvoll. Reebok habe eine starke regionale Kompetenz in den USA, Adidas in Europa und Asien, sagte Hypo-Vereinsbank-Experte Weinreich. „Davon können beide profitieren.“ Durch den Kauf werde die Geschäftsentwicklung von Adidas nur kurzfristig belastet, da im ersten Jahr nach der Übernahme der Gewinn wegen der Finanzierung des Kaufs voraussichtlich rückläufig sein werde, sagte Nils Lesser, Konsumartikelanalyst bei Merck & Finck, dieser Zeitung. Langfristig mache die Übernahme für Adidas Sinn. Auch den Preis bezeichnete er als angemessen. Adidas will 59 Dollar in bar je Reebok-Aktie zahlen, das sind 34 Prozent mehr als der Schlusskurs vom Dienstagabend. Es gab aber auch kritische Stimmen. So sagte Commerzbank-Analyst Gavin Finlayson, der Deal mache Adidas zwar größer, aber nicht unbedingt besser.

Bei Zustimmung der Reebok-Aktionäre und der Kartellbehörden soll der Kauf im ersten Halbjahr 2006 abgeschlossen sein. Die neue Adidas-Gruppe hätte 2004 einen Pro-Forma-Umsatz von 8,9 Milliarden Euro erzielt – zwei Milliarden weniger als Marktführer Nike. mit HB

Maren Peters

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