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Wirtschaft: Adtranz startet mit dem Personalabbau

BERLIN/HENNINGSDORF (asi).Der Bahntechnikkonzern Adtranz wird mit sofortiger Wirkung ein Restrukturierungsprogramm starten, das in Deutschland mindestens 1400 Arbeitsplätze kostet.

BERLIN/HENNINGSDORF (asi).Der Bahntechnikkonzern Adtranz wird mit sofortiger Wirkung ein Restrukturierungsprogramm starten, das in Deutschland mindestens 1400 Arbeitsplätze kostet.Darauf einigten sich am Donnerstag Geschäftsführung und Gesamtbetriebsrat im Rahmen eines Interessenausgleichs.Allein im Brandenburger Hennigsdorf, teilte Gesamtbetriebsratsvorsitzender Michael Wobst mit, sind von den Maßnahmen 455 Mitarbeiter betroffen, von denen mindestens 265 mit betriebsbedingten Kündigungen zu rechnen haben.Der Sozialplan wird Adtranz knapp 80 000 DM pro Mitarbeiter und damit allein in Hennigsdorf 21 Mill.DM kosten.

Ziel der Strukturveränderungen ist der rasche Abbau der Verluste im deutschen Teil des weltgrößten Bahntechnikherstellers, der erst seit wenigen Wochen vollständig zum DaimlerChrysler-Konzern gehört.Bereits 1997 betrug der Verlust 380 Mill.DM bei einem Umsatz von etwa 6,5 Mrd.DM.Sollten die jetzt vereinbarten Maßnahmen nicht zur Ergebnisverbesserung führen, sagte Gesamtbetriebsrat Wobst, "müssen wir mit dem Schlimmsten rechnen".

Der Plan geht von einer Konzentration von Fertigungslinien, der Schließung von Standorten und der Straffung von Geschäftsbereichen aus.Beschlossen wurden die Eckpunkte bereits im Juli 1998 im sogenannten "Zukunftskonzept".Im einzelnen wird die Fertigung von Stromrichtern, die derzeit in Hennigsdorf und Mannheim betrieben wird, in Mannheim konzentriert.Im Gegenzug wird der gesamte Waggonkastenrohbau an den Standort Hennigsdorf verlagert und die Fertigung in Nürnberg eingestellt.Ebenso soll das Konzern-Rechnungswesen für Deutschland in Hennigsdorf zusammengeführt werden.Der Standort Berlin-Pankow muß darüber hinaus mit der Schließung rechnen, wenn die angestrebte Kooperation mit dem Schweizer Unternehmen Stadler nicht zustande kommt.Mit weiterem Personalabbau rechnet Wobst, wenn es zur Stornierung von Aufträgen der Berliner Verkehrsbetriebe und der Bahn AG kommt.

Gut drei Monate lang hatten Geschäftsführung und Gesamtbetriebsrat das nun wirksame Konzept und die damit verbundenen Personalveränderungen verhandelt.Das Management, sagte Wobst, sei dabei "wenig kompromißbereit" gewesen.Allein in Fragen der sozialen Begleitung des Personalabbaus hätten die Arbeitnehmervertreter Verhandlungserfolge erzielen können.So sei festgeschrieben worden, daß vor der Schließung von Geschäftsbereichen deren Ausgründung geprüft werde, Kündigungen unter sozialen Auswahlkriterien erfolgen sowie Teilzeit, Kurzarbeit und Altersteilzeit zur Abfederung des Personalabbaus genutzt werden.Daß Adtranz mit dem jetzt vorgelegten Konzept die Verlustzone sicher verlassen könne, bezweifelt Betriebsrat Wobst allerdings.Zu viele grundsätzliche Management-Fehler würden nicht geahndet und grundsätzliche Strukturdefizite nicht beseitigt: "Die Belegschaft ist verbittert", sagte Wobst.

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