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Wirtschaft: Ägypten

PolitischesUmfeldDie Position Präsident Mubaraks ist unangefochten, der Einflußislamischer Fundamentalisten wurde zurückgedrängt.Bei den Parlamentswahlenim Dezember 1995 errang Mubaraks Nationale Demokratische Partei 93% derMandate.

PolitischesUmfeld Die Position Präsident Mubaraks ist unangefochten, der Einflußislamischer Fundamentalisten wurde zurückgedrängt.Bei den Parlamentswahlenim Dezember 1995 errang Mubaraks Nationale Demokratische Partei 93% derMandate.Die 1991 eingeleitete Reformpolitik wird jetzt mit Nachdruck vorangetrieben. Ziel ist es, die Erblasten der Nasser-Aera (ein staatlich dominierter, ineffizientarbeitender Industrie- und Finanzsektor) abzutragen.So wird die Liberalisierungder Arbeits- und Investitionsgesetzgebung jetzt in Angriff genommmen.Bishergibt es noch keine Anzeichen für soziale Unruhen in Reaktion auf diebeschlossenen Strukturanpassungsmaßnahmen.Dennoch steht die Administrationunter großem sozialen Druck.Ägypten weist noch immer sehr niedrigePro-Kopf-Einkommen auf; die Arbeitsmarktlage ist bei einer Erwerbslosenquotevon über 20% (inoffizielle Schätzung) und bei jährlich einerhalben Million Neuzugängen verheerend.Die Regierung wird den Betroffenenalso rasch nachweisen müssen, daß der eingeschlagene Kurs Erfolgezeitigt.Andernfalls wäre eine verzögerte Umsetzung des Maßnahmenkatalogsnicht auszuschließen. Binnenwirtschaft Hohe Zinsen, ein fester Wechselkurs gegenüber dem Dollar und niedrigeHaushaltsdefizite tragen zur monetären Stabilität in Ägyptenbei.Nach offiziellen Angaben betrug die Inflationsrate im Januar noch 5,7%.Die schrittweise Einführung einer Mehrwertsteuer, die seit Januar geltendeFreigabe der Mieten bei neuen Vertragsabschlüssen und die Kürzungder Preissubventionen für Güter des täglichen Bedarfs werdenjedoch für weitere Preisschübe sorgen.Auch eine Fortsetzung derrealen Aufwertung des Ägyptischen Pfundes ist damit vorgezeichnet.Kern des mit dem IWF vereinbarten Reformpakets ist die neue Privatisierungsoffensive,in deren Rahmen bis zum Juni 1998 60% des staatlichen Unternehmensbesitzes(gemessen am unterstellten Marktwert von umgerechnet 12 Mrd.US-$ fürinsgesamt 290 Unternehmen) über die Börse oder an strategischeInvestoren veräußert werden sollen.Bislang sind Mehrheitsanteilevon 27 Unternehmen und Minderheitsanteile an 21 weiteren Unternehmen verkauftworden.Damit befindet man sich im - sehr ehrgeizigen - Fahrplan nur geringfügigin Verzug.Die Öffnung der Volkswirtschaft hat eine Belebung der Aktivitätenentfacht, die sich insbesondere bei den Investitionen ablesen läßt.Offizielle Quellen sprechen von einem realen Anstieg der Bruttoanlageinvestitionenim Fiskaljahr 1995/96 (Juli bis Juni) um 6,9%.Im laufenden Jahr dürfteer nochmals deutlich höher liegen, so daß eine leichte Beschleunigungdes BIP-Wachstums von 4,2% auf 4,5% unterstellt werden kann.Ein noch steilererExpansionspfad wäre angesichts der angespannten sozialen Lage zwarwünschenswert, zugleich aber aufgrund der noch relativ niedrigen Investitionsquote(19%) nicht erreichbar.In der näheren Zukunft dürfte das Wachstumstempozudem dadurch begrenzt werden, daß die Ausgaben der ÖffentlichenHand nur noch moderat ansteigen können, sofern der Kurs der fiskalischenKonsolidierung gehalten werden soll.Darüber hinaus werden die Importüberschüssein den kommenden Jaren wohl noch weiter steigen, so daß die Veränderungdes Außenbeitrags für sich genommen eine kontraktive Wirkungauf die gesamtwirtschaftliche Aktivitäten entfalten wird. Außenhandel Nach der überaus guten Exportentwicklung in 1994/95 (die Warenausfuhrstieg damals um 48%) mußte man im vergangenen Jahr leichte Umsatzeinbußenhinnehmen (-7%).Diese Entwicklung ging vorrangig auf Schwankungen der Baumwollausfuhrzurück.Aufgrund der beschleunigten Wirtschaftsentwicklung im Innernnahmen die Einfuhren jedoch weiter zu und vergrößerten das Handelsbilanzdefizitauf 8,0 Mrd.US-$ (6,7 Mrd.US-$ in 1994/95).Ägypten ist im hohenMaße abhängig von Erlösen aus der Ölausfuhr.Die Förderkapazitätenkönnen aber nicht mehr weiter aufgestockt werden.Langfristig mußmit einem Rückgang der Einnahmen gerechnet werden, den man gegenwärtigmit der Erschließung der Gasvorkommen begegnet.Darüber hinauswird die Ausfuhr von Fertigwaren forciert (Nahrungsmittel, Textilien undBekleidung).Der feste Wechselkurs des Ägyptischen Pfund gegenüberdem US-Dollar macht den Exporteuren aber zunehmend zu schaffen.Der anlaufendeInvestitionszyklus wird ohne Zweifel wachsende Kapitalgütereinfuhrennach sich ziehen und den Importüberhang noch steigen lassen.Darüberhinaus wird sich die im Rahmen internationaler Abkommen eingegangene Verpflichtungzu sukzessiven Zollsatzsenkungen ebenfalls nachteilig auf die Handelsbilanzauswirken.Zuletzt hatte Kairo seine Tarife im Oktober gesenkt (um 10 bis15% auf Sätze von 30 bis 55%).Ein weiterer Schritt ist für Sommer1998 geplant.Dann soll der höchste Zollsatz auf 40% zurückgenommenwerden.Ägypten führt derzeit Verhandlungen mit der EuropäischenUnion über ein Assoziationsabkommen. Zahlungsbilanz Nach dem Abebben der Terrorwelle sind die Tourismuseinnahmen wieder im Steigenbegriffen (3 Mrd.US-$ in 1995/96).Demgegenüber waren die beiden anderenSchlüsselgrößen in der Dienstleistungs- und Transferbilanz,die Überweisungen im Ausland lebender Ägyptern (2,8 Mrd.US-$in 1995/96 nach 3,3 Mrd.US-$ im vorherigen Jahr) sowie Einnahmen aus demBetrieb des Suez-Kanals (monatlich 160 Mio.US-$) weiter rückläufig.Diesen Einbußen stehen aber neue Einnahmequellen gegenüber; soetwa aus der Nutzung der Sumed-Ölpipeline.Zudem ist der drastischeRückgang der Nettotransfers auch mit veränderten statistischenAbgrenzungen in der Zahlungsbilanz zu erklären.Insgesamt wies dieLeistungsbilanz 1995/96 wieder einen kleinen Fehlbetrag aus (-125 Mio.US-$oder 0,2% des BIP).Diesem geringen Fehlbetrag bei laufenden Transaktionenstand in den vergangenen Jahren stets ein größer Nettokapitalimportgegenüber, der die Währungsreserven auf mittlerweile 17,2 Mrd.US-$ steigen ließ, womit mehr als zehn Monatsimporte abgedeckt sind.Allerdings setzt sich die Aufstockung der Reservebestände seit Mitte1995 nur noch langsam fort.Dennoch kann aber damit gerechnet werden, daßsich der Zustrom von ausländischem Investitionskapital noch ausweitet.Derzeit belaufen sich die Direktinvestitionen p.a.auf 0,8 Mrd.US-$.DieKairoer Privatisierungsinitiative verhalf auch der für Ausländerseit 1992 geöffneten Börse zu einem neuen Höhenflug.Derprivate Kapitalimport zog auch dadurch stark an.Börsenengagementsund der Erwerb von äpyptischen Anleihen durch Gebietsfremde sollennach offiziellen Prognosen im Fiskaljahr 1996/97 einen Zufluß von1,3 Mrd.US-$ induzieren.Allerdings durchläuft die im internationalenVergleich immer noch recht kleine Kairoer Börse seit Mitte Februareine Korrekturphase. Kennzahlen zur Länderbeurteilung : ÄGYPTEN Fiskaljahre bis 30.6. Fiskaljahre bis 30.6. Fiskaljahre bis 30.6. Fiskaljahre bis 30.6. Einwohnerzahl: 60,6 Mio. 1993/94 1994/95 1995/96 1996/97* 1. Handelsbilanzsaldo (Mio.US-$) -6623 -6722 -8011 -8667 2. Warenexport in % des Warenimports 33,5 42,4 36,4 38,0 3. Exportwachstum auf Dollarbasis (%) -2,3 48,5 -7,3 15,5 4. Rohölausfuhren in % des Gesamtexports 53,1 43,9 47,6 48,9 5. Leistungsbilanzsaldo (Mio.US-$) 190 385 -125 -339 6. Leistungsbilanzsaldo in % des Bruttoinlandsprodukts (nominal) 0,4 0,7 -0,2 -0,5 7. Direktinvestitionen des Auslands (Mio.US-$, netto) 800 783 800 780 8. Auslandsverschuldung (Mio.US-$) 30930 32587 31044 28180 a) in % eines Jahresexports 1) 262,2 224,6 207,1 176,8 b) in % des Bruttoinlandsprodukts 60,0 56,3 47,5 39,0 9. Schuldendienstkoeffizient (%) 1) 22,7 22,8 22,5 18,2 davon Zinsendienstkoeffizient (%) 1) 11,0 10,1 8,4 6,3 10. Verschuldung gegenüber ausländischen Banken (Mio.US-$) 3074 3102 2840 3070 davon mit Restlaufzeit bis zu einem Jahr (%) 66,1 66,9 64,2 .. davon mit Restlaufzeit bis zu zwei Jahren (%) 77,0 76,8 72,3 .. 11. Guthaben bei ausländischen Banken (Mio.US-$) 27970 27265 24369 24795 12. Währungsreserven (Mio.US-$), ohne Gold 13381 16015 16741 17320 13. Währungsreserven in Monatsimporten (Monate) 1) 10,3 10,5 10,7 10,2 14. Reales Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (%) 2,9 3,2 4,2 4,5 15. Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (US-$, nominal) 883 978 1077 1163 16. Inflationsrate (%) 9,3 9,4 7,2 6,7 17. Saldo des Staatshaushalts in % des Bruttoinlandsprodukts -2,1 -1,3 -1,4 -1,1 18. Investitionen in % des Bruttoinlandsprodukts 19,6 18,9 19,4 20,7 1) Waren, Dienstleistungen. * Prognose; Nr.10,11: Stand September ..Zahlen nicht verfügbar Verschuldung Mit Beginn des im Oktober 1996 mit dem IWF ausgehandelten neuen Strukturanpassungsprogrammswurde Ägypten im Rahmen der bereits 1991 mit dem Pariser Club ausgehandeltenUmschuldung ein letzter Teilbetrag seiner aufgelaufenen Auslandsverbindlichkeitenerlassen.Zugleich trägt auch der anhaltend starke US-Dollar zu einemnominal rückläufigen Schuldenstand bei.Insgesamt ist die Verschuldungssituationnunmehr entschärft.Dennoch bestehen noch geringfügige Zahlungsrückständegegenüber einigen öffentlichen Gläubigern.

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