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Wirtschaft: Air Berlin wächst – und schafft neue Jobs

Fluggesellschaft plant weiter rasante Expansion / Ob die 60 neuen Airbus-Maschinen gekauft oder gemietet werden, ist offen

Berlin - Air Berlin setzt den schnellen Expansionskurs fort. Die Fluggesellschaft hat jetzt nicht nur angekündigt, 60 neue Maschinen bei Airbus zu kaufen. Air Berlin will auch zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. „Im kommenden Jahr werden wir 350 neue Mitarbeiter einstellen – vor allem fliegendes Personal“, sagte Air-Berlin-Sprecher Peter Hauptvogel dem Tagesspiegel. Zudem soll das Streckennetz ausgebaut werden. „Wir werden einige neue Strecken fliegen und mehr Frequenzen, noch bevor die erste Airbus-Maschine im September 2005 an uns ausgeliefert wird“, sagte Hauptvogel. Dies könnte sogar bedeuten, dass vorher noch die eine oder andere Boeing-Maschine gekauft werden muss.

Für den europäischen Flugzeugbauer Airbus war die Bestellung von Air Berlin der größte Flugzeug-Auftrag seit der Bestellung von 120 Airbus-Maschinen durch die britische Billigfluglinie Easyjet vor zwei Jahren. Bisher flog Air Berlin mit Maschinen des US-Herstellers Boeing. Am Donnerstag unterzeichnete Air Berlin jetzt eine Absichtserklärung mit Airbus. Demnach ordern die Berliner zusammen mit der österreichischen Partnerfluglinie Niki 70 neue Airbus A320 mit je 174 Sitzplätzen. 60 Maschinen sind für Air Berlin, zehn für Niki bestimmt. Die Kosten für die 70 Flugzeuge bezifferte Hauptvogel auf etwa vier Milliarden Euro. Hinzu kommt eine Option auf 40 weitere Maschinen.

Über die Finanzierung des Auftrags – Leasing oder Kredit – sei noch keine Entscheidung gefallen, sagte Hauptvogel. Bisher bestehe etwa die Hälfte der Air-Berlin-Flotte aus eigenen Maschinen, der Rest sei geleast. „2002 und 2003 wäre Leasing günstiger gewesen als kaufen. Inzwischen ist es umgekehrt“, sagte Hauptvogel. Die Entscheidung ist jedoch keine Kostenfrage, sondern wie die Maschinen am besten auszulasten sind. „2003 war ein Katastrophenjahr für die Luftfahrt. Wir haben vier Maschinen verkauft und zurückgeleast – nur so haben wir unsere Bilanz 2003 in die schwarzen Zahlen gebracht.“

Ein branchenübliches Verfahren: „Fluggesellschaften, die eigene Maschinen besitzen, können flexibler auf Marktveränderungen reagieren“, sagt Luftfahrtexperte Dieter Schneiderbauer von Mercer Management Consulting. „Sie können zudem beim Verkauf der Maschinen außerordentliche Erlöse erzielen und damit die Bilanz aufbessern.“ Es gibt jedoch auch Gesellschaften mit wenig Eigenkapital, die überhaupt keine Maschinen besitzen. Üblich sei eine Mischung aus beiden Finanzierungen, einen Königsweg dabei gebe es nicht. „Mit dem Kauf der Maschinen zeigt das Air-Berlin-Management jedoch sein hohes Zutrauen in die eigene Zukunftsfähigkeit“, sagt Schneiderbauer.

Prognosen über das künftige Wachstum will Air Berlin nicht geben. In den vergangenen Jahren habe das Unternehmen Wachstumssprünge von 20 bis 50 Prozent vorgelegt. So betrachtet klinge die Bestellung von 60 Maschinen „dramatischer als es ist“. Die Flugzeuge sollen zwischen September 2005 und Frühjahr 2011 ausgeliefert werden. Derzeit umfasst die Flotte 45 Boeing- Maschinen. „Würden die alle ersetzt, entspräche dies einem Wachstum von nur 2,5 Prozent pro Jahr. So schwach sei Air Berlin aber „noch nie gewachsen“, heißt es selbstbewusst. Weil das Berliner Unternehmen an eine schnellere Expansion glaubt ist, auch nicht sicher, ob die europäischen Airbusse die amerikanische Flotte komplett ablösen: „Vielleicht tauschen wir auch nur die Hälfte der Boeing-Maschinen aus“, sagte der Sprecher. Muss Air Berlin auch nicht. Denn das durchschnittliche Alter der Flugzeuge beträgt nur 3,5 Jahre.

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