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Wirtschaft: Airbus schafft Fakten

Der Sanierungsplan wird heute bekannt gegeben. Die Gewerkschaften kündigen Widerstand an

Berlin - Monatelang wurde gerungen, spekuliert und gezittert, nun soll es endlich so weit sein. Am heutigen Mittwoch will die Airbus-Führung Betriebsräte und Öffentlichkeit über den geplanten Umbau der Fertigung informieren, der den angeschlagenen Flugzeugbauer wieder auf Kurs bringen soll. Einen Tag vor Bekanntgabe zeichneten sich die Konturen des milliardenschweren Sanierungsplans „Po- wer 8“ immer deutlicher ab.

Demnach sollen in Deutschland 3500 Stellen wegfallen, in Frankreich dagegen 4200. In Niedersachsen stehen die Werke Varel und Nordenham auf der Kippe, in Frankreich könnten die Produktionsstätten in Saint-Nazaire im Westen und Méaulte im Norden des Landes geschlossen oder verkauft werden. Das geplante Langstreckenflugzeug A 350 soll zwar weitgehend in Frankreich gebaut werden, aber der Rumpf wird voraussichtlich in Deutschland hergestellt. Der „Focus“ berichtete, die Höhenleitwerke sollten im Airbus-Werk in Stade und die Kabine in Hamburg gefertigt werden. Die beiden Standorte würden künftig zu Kompetenzzentren. Anders als befürchtet, würde die deutsche Seite damit nicht den Anschluss an moderne Technologien verlieren, die beim A 350 zum Einsatz kommen sollen.

Die Endmontage des Fliegers werde aber in Toulouse vorgenommen. Als Ausgleich soll in Hamburg künftig die komplette A-320-Modellfamilie produziert werden. Damit würden die Franzosen den Verkaufsschlager des Unternehmens verlieren. Auch das A-320-Nachfolgemodell soll in der Hansestadt hergestellt werden.

Während der deutsch-französische Streit über die künftige Arbeitsteilung bei Airbus nach dem Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Staatspräsident Jacques Chirac vergangenen Freitag zügig beigelegt wurde, rüsten sich nun die Gewerkschaften länderübergreifend für einen harten Kampf. Am Dienstag trafen sie sich in Brüssel, um das weitere Vorgehen abzustimmen. Einen langwierigen Arbeitskampf könnte sich Airbus angesichts voller Auftragsbücher kaum leisten – das wissen die Arbeitnehmervertreter, die heftige Widerstand gegen den geplanten Jobabbau androhen. In zwei bis drei Wochen seien Protestaktionen geplant, sagte Peter Scherrer von der europäischen Metallgewerkschaft. Der Ko-Chef des Airbus-Gesamtbetriebsrats, Jean-Francois Knepper, sagte der französischen Zeitung „Le Parisien“, Werksausgliederungen könnten langfristig zur Stellenverlagerung in Billiglohnländer führen. Die Gewerkschaften würden dagegen notfalls ein „echtes Feuerwerk“ veranstalten.

Der Mutterkonzern von Airbus, der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS, lehnte am Dienstag jede Stellungnahme zu Details von „Power 8“ ab. Erst würden die Betriebsräte informiert, hieß es. Die Anteilseigner und die Führungsspitze von EADS hatten den umstrittenen Sparplan am Montagabend einstimmig gebilligt. Zuvor hatten sich die deutschen und französischen Vertreter im Verwaltungsrat des Konzerns nicht auf die Verteilung der Lasten und künftigen Arbeitspakete einigen können.

Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) äußerte sich zuversichtlich, dass die Lasten zwischen Deutschland und Frankreich ausgewogen verteilt werden. „Ich meine, dass eine Lösung gefunden worden ist, die beide Seiten gut berücksichtigt“, sagte er. „Nach mir vorliegenden Informationen – ich kenne nicht die Details – ist nach zähen Verhandlungen eine gute Lösung erzielt worden.“ Nach Informationen des Tagesspiegel will Glos heute seinen Staatssekretär Peter Hintze (CDU) als neuen Regierungsbeauftragten für Luftfahrt vorstellen.

Auch Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff zeigte sich überzeugt, dass „Power 8“ keine Verschiebungen zwischen Deutschland und Frankreich bringe. Er gehe davon aus, dass alle sieben Airbus-Standorte in Deutschland weiterhin gebraucht werden, sagte der CDU-Politiker in Stuttgart.

Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) betonte, man wolle Airbus als gesamteuropäisches Vorhaben weiterentwickeln. Die Bundesregierung wolle Arbeitsplätze so weit wie möglich erhalten, sagte Tiefensee in Berlin. In den Flugzeugwerken seien „hochqualifizierte Fachkräfte“ beschäftigt, die auch für künftige Entwicklungen benötigt würden. mit du-

Juliane Schäuble

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