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Fleisch nicht aus der Frischetheke, sondern vom Discounter. Aldi betont die gleichbleibende Qualität trotz Preissenkung.

© dpa

Aldi vs. Lidl: Discounter kämpfen um Billigfleisch

Aldi hat die Preise für Rind und Pute reduziert, andere Discounter ziehen nach. Auch Lidl – obwohl man dort das Tierwohl in Gefahr sieht.

Von Maris Hubschmid

Bei deutschen Discountern spielen sich momentan ungewöhnliche Szenen ab. Marktführer Aldi hat am Wochenende seine Preise für Frischfleisch gesenkt – Rind- und Putenprodukte kosten nun bis zu sieben Prozent weniger als vorher. Bei einigen Artikeln macht das einen Preisvorteil von immerhin 30 Cent aus. Noch am selben Tag zogen Konkurrenten nach, warben ebenfalls mit Preissenkungen – zunächst der Discounter Netto, der zur Edeka-Gruppe gehört, später auch Norma.

Am Montag meldete sich dann Wettbewerber Lidl zu Wort. In einer öffentlichen Stellungnahme kritisierte die Kette den Vorstoß des Konkurrenten, weil dieser den allgemeinen Bemühungen um bessere Haltungsbedingungen auf Bauernhöfen entgegen stünde. Lidl würde es begrüßen, „wenn es trotz des harten Wettbewerbs in Deutschland gelänge, ein Preisniveau im Frischfleisch-Sektor zu finden, das die richtigen und wichtigen Anstrengungen für mehr Tierwohl unterstützt“, hieß es. Gleichzeitig senkte das Unternehmen die Frischfleischpreise jedoch ebenfalls – ein Kilogramm Putenfilet kostet statt 6,59 Euro nun nur noch 6,29, ein Pfund Rinder-Hackfleisch 2,59 Euro statt 2,69 Euro.

Aldi und Lidl haben sich "Tierwohl" angeschlossen

Hintergrund der ungewohnt offenen Kritik an den Praktiken von Aldi ist die Tatsache, dass sowohl Aldi als auch Lidl sich erst kürzlich der Wirtschafts-Initiative „Tierwohl“ angeschlossen haben, in der sich zahlreiche große Einzelhändler für eine artgerechtere Tierhaltung einsetzen wollen. Die Händler verpflichten sich, Mastbetriebe höher zu entlohnen, wenn sie die Haltungsbedingungen der Tiere verbessern, etwa auf Ferkelkastration oder das Schnabelkürzen bei Hühnern verzichten und den Tieren mehr Platz gewähren. Details werden derzeit noch ausgehandelt, bis Ende des Jahres sollen Produkte, die diesen erhöhten Ansprüchen gerecht werden, aber bereits bundesweit in den Theken liegen.

„Die Preissenkungen sind da eine schlechte Nachricht“, urteilt Michael Lohse vom Bauernverband (DBV) und schließt sich damit der Einschätzung von Lidl an. „Sie sind ein falsches Signal an die Konsumenten, weil die Tierwohl-Initiative natürlich nur den Anfang darstellen soll in einer Offensive für mehr Nachhaltigkeit und Wertschätzung im Fleischkonsum.“ Dumping-Preise bei Tierprodukten seien weder aus ethischer, noch aus wirtschaftlicher Sicht vertretbar.

Aldi argumentiert dagegen, die Rohstoffpreise seien gesunken, der Konzern habe das Fleisch bei seinen Lieferanten billiger bekommen. Der Fleischmarkt sei immer Schwankungen unterworfen. „Es gehört zu den Grundsätzen unserer fairen Preispolitik, dass wir erzielte Ersparnisse, wann immer es möglich ist, an unsere Kunden weitergeben“, erklärte eine Sprecherin dem Tagesspiegel.

Aldi: Qualität hat sich nicht geändert

Wolfgang Adlwarth von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) schätzt Aldis Beweggründe so ein: „Aldi will und muss sein Image als Preisführer schärfen. Seit das Unternehmen nicht nur Eigenmarken, sondern auch Markenprodukte im Sortiment hat, wird es immer häufiger von Mitbewerbern unterboten.“ Dass die Nummer Zwei am Markt sich trotz Protest dem Druck des Konkurrenten beugt, erklärt Lidl selber so: „Wir wollen vermeiden, dass unseren preissensiblen Kunden ein Einkaufsnachteil entsteht.“

Aldi betont derweil, dass sich an der Qualität des Fleisches nichts geändert habe. Die Lieferanten würden regelmäßig durch das Institut QS kontrolliert, das allerdings weniger das Tierwohl, als vielmehr Hygiene-Standards im Blick hat. Dieselbe Institution soll demnächst auch die Einhaltung der Kriterien für das Tierwohl-Label überprüfen.

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