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Wirtschaft: Alle für einen

Konsortium will Hotelzimmer für die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland zentral vergeben

Berlin (avi/HB). Die Vergabe von Hotelzimmern während der FußballWeltmeisterschaft 2006 in Deutschland soll zentral organisiert werden. Ein für die WM gegründetes Konsortium unter der Federführung der französischen Accor-Gruppe soll den Zimmerverkauf koordinieren. Accor ist mit Ketten wie Mercure, Novotel und Ibis Marktführer in Europa. An dem Joint Venture „World Cup Accommodation Services“ (WCAS) sind unter anderem auch Maritim, Steigenberger und Dorint sowie der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga beteiligt. „Ziel ist es, allen Gästen, vom Fan bis zum Nationalspieler, optimale Übernachtungsbedingungen zu bieten“, sagt Dehoga-Sprecher Marc Schnerr. Über 400000 Übernachtungen sollen zur WM vermarktet werden.

Das „Handelsblatt“ hatte am Montag berichtet, bis Ende Juli würden die Preise und Kontingente für die WM festgezurrt. Demnach solle der durchschnittliche Preis für eine Übernachtung in einer der zwölf WM-Städte ohne Frühstück bei etwa 190 Euro pro Zimmer liegen. Die Weltmeisterschaft dauert vom 9. Juni bis 9. Juli 2006. „Niemand soll während der WM in Deutschland Horror-Preise zahlen,“ versichert Andre Witschi, Vorsitzender der Geschäftsführung von Accor Hotellerie Deutschland. Bei der Fußball-WM 1998 in Frankreich hatten viele Hotels ihre Preise stark erhöht, was für große Verärgerung bei Fußballfans sorgte. Immerhin liegen die 190 Euro über dem aktuellen Durchschnittspreis von Paris, dort zahlte der Besucher 2003 laut Dehoga 178 Euro pro Nacht. Günstiger wird es 2006 im Zwei-Sterne-Segment, 104 Euro kostet dort das Zimmer im Schnitt. Wer auf drei Sternen besteht, zahlt 171 Euro, und wer mehr will muss mit 234 Euro rechnen.

Accor organisierte bereits die Bettenvermittlung der Pariser WM 1998. Auch zwei andere wichtige Teilhaber des Joint Ventures, die britischen Firmen BTI Euro Lloyd und Byrom sind langjährige Fifa-Partner mit Erfahrung mit Sportreisen zu Großturnieren. Offenbar wollte die Fifa diesen drei Partnern auch für 2006 die Organisation der Zimmervermittlung übertragen. Doch die deutschen Hoteliers bestanden auf Mitsprache. Im Vorfeld klagten sie laut „Handelsblatt“ über „Knebelbedingungen“ der Fifa. Erst nach heftigen Nachverhandlungen habe es bessere Konditionen gegeben: Vom Zimmererlös sollen den Betrieben jetzt 70 Prozent bleiben. Der Rest wird für Organisation, Vermarktung und Gebühren verwendet.

Schnerr zufolge setzt sich die Dehoga jetzt dafür ein, neben den Branchenriesen auch kleinere Hotels in das Vergabekonzept einzubeziehen: „Das Konsortium ist derzeit auf einer Road-Show durch die deutschen WM-Städte und wirbt bei den Mittelständlern für ihr Konzept.“

Ob das Konsortium Bestand haben wird, ist erst sicher, wenn die Details der Absprache bekannt sind. Das Bundeskartellamt hält es nicht für ausgeschlossen, dass sie das Konzept überprüft: „Grundsätzlich können derartige Preisabsprachen kartellrechtlich problematisch sein“, sagte eine Sprecherin.

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