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Wirtschaft: Alles in der Hand der Allianz (Kommentar)

In der öffentlichen Diskussion werden gerne die Banken als Spinne im Netz genannt. Über ihre Kredite und ihre Beteiligungen steuern sie die deutsche Wirtschaft - das weiß man ja.

In der öffentlichen Diskussion werden gerne die Banken als Spinne im Netz genannt. Über ihre Kredite und ihre Beteiligungen steuern sie die deutsche Wirtschaft - das weiß man ja. Doch im Falle der geplanten Zusammenarbeit von Deutscher und Dresdner Bank sind die Institute selbst plötzlich die Getriebenen. Die Spinne im Netz heißt in diesem Falle Allianz. Der Münchener Versicherungskonzern hält mehr als 21 Prozent an der Dresdner, mehr als 17 Prozent an der bayerischen HypoVereinsbank und schließlich gut fünf Prozent an der Deutschen Bank und wurde aus diesem Grunde schon immer genannt, wenn es um eine Neuordnung auf dem deutschen Bankenmarkt ging. Die naheliegendste Spekulation war bisher der Zusammenschluss der Bayern mit der Dresdner. Doch warum, so wird man sich in München gefragt haben, soll aus zwei Kranken plötzlich ein Gesunder werden?

Nun also soll die Dresdner Bank an die Deutsche Bank gehängt werden. Die Allianz wäre damit eine Beteiligung los, die ihr in der jüngsten Zeit mehr Kummer als Freude bereitet hat. Sie hätte zugleich ihre Beteiligung an der HypoVereinsbank in ruhigeres Fahrwasser gebracht und den Rücken frei gemacht für das Hypothekengeschäft.

Doch die Allianz hat bei diesem Vorhaben offenbar nicht nur die Wertsteigerung ihres Anteilsbesitzes im Sinne, sondern auch ihr ureigenstes Geschäft. Die Versicherung braucht nicht nur starke Vertriebswege. In heutigen Zeiten muss sie auch ein Allfinanzkonzept anbieten können. Übernimmt die Allianz tatsächlich das Geschäft mit den Massenkunden - und gemeint sind in diesem Falle ja wohl Anteile an der Deutschen Bank 24 - hätte sie nahezu ideale Vertriebswege für ihre Produkte, die von der Filiale über das Telefon und das Fax bis zum Internet reichen. Und auch bei der Vermögensverwaltung könne die Münchener ihr Portfolio arrondieren. Zwar hat der Konzern inzwischen eine eigene Vermögensverwaltung aufgebaut. Kompetenz ist also vorhanden, allein es fehlt der in der breiten Öffentlichkeit bekannte Name. Wie beispielsweise sollen ausgezahlte Lebensversicherungen im Konzern gehalten werden? Die Fondsgesellschaft DWS könnte freiwerdende Gelder der Versicherungsnehmer neu anlegen und verwalten. Dem Allfinanzkonzept für den Privatkunden wäre man damit wieder ein Stück näher gerückt. Von der Wiege bis zur Bahre wäre das Vermögen der Kunden dann in der Hand der Münchener.

Daniel Rhee-Piening

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