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Wirtschaft: Allianz Leben überbrückt Zinstief spielend

STUTTGART (rl/HB).Die Lebensversicherer haben ein Problem, das die Allianz Lebensversicherungs-AG, Stuttgart, die Marktführerin, als erste angeht.

STUTTGART (rl/HB).Die Lebensversicherer haben ein Problem, das die Allianz Lebensversicherungs-AG, Stuttgart, die Marktführerin, als erste angeht.So bestätigte Vorstandsvorsitzender Gerhard Rupprecht am Dienstag vor der Presse in Stuttgart, daß der Gedanke nicht fern läge, angesichts der sehr niedrigen Kapitalmarktzinsen einerseits und der hohen Nettoverzinsung der Kapitalanlagen der Versicherer andererseits, Einmalbeitragsversicherungen als lukrative Geldanlage zu benutzen.Dadurch kommt es praktisch zu einer Spekulation gegen die Versicherung und entsprechend auch ihrer Altkunden.Rupprecht hat deshalb eine Hürde aufgebaut: "Um die hohe Nettoverzinsung für die langfristig Versicherten zu schützen, hat Allianz Leben als erster Lebensversicherer ein sogenanntes Tranchenverfahren eingeführt."

Konkret ist vorgesehen, bei Einmalbeitragsversicherungen den (neuen) Kunden während der ersten drei Jahre nur eine "kapitalmarktkonforme" Verzinsung zukommen zu lassen.Sie liegt derzeit auf dem Garantieniveau von vier Prozent.

Um die Altkunden, die auslaufende Kapitalversicherungen verrenten lassen möchten, nicht zu benachteiligen, sind sofortbeginnende und aufgeschobene Rentenversicherungen ohne Kapitalwahlrecht von dieser Tranchenregelung ausgenommen.Diese Anschlußgeschäfte will die Allianz ja gerade fördern.Ziel ist eine Wiederanlagequote von 25 Prozent; zur Zeit sei erst die Hälfte Realität.

Die Allianz halte auch weiterhin an der Kontinuität der Gewinnbeteiligung fest, hieß es.Dazu sind 1998 knapp 1,5 Mrd.DM (plus 90 Prozent) Bewertungsreserven realisiert worden.Die verbliebenen Reserven machen aber immer noch 18,5 Prozent der Kapitalanlagen nach 19,3 Prozent im Vorjahr aus.Gleichzeitig baut sie ihr Aktienengagement (derzeitiger Anteil nach Buchwerten: knapp 20 Prozent) weiter aus, vor allem im Ausland.Die Aktionäre werden mit einer Dividendenerhöhung am kräftig gestiegenen Gewinn (plus 13 Prozent auf 240 Mill.DM) beteiligt.Sowohl die jungen wie die alten Aktien sind voll dividendenberechtigt.

Das magere Beitragswachstum der Allianz von bereinigten plus 2,3 Prozent hat zwei Gründe: Zum einen sind die automatischen Erhöhungen 1998 stark zurückgegangen und zum zweiten leidet der Umsatzsaldo naturgemäß unter hohen Abläufen fälliger Lebensversicherungen (typisch für alte Gesellschaften).Das Neugeschäft zieht zwar wieder an.Für 1999 wird ein Wachstum von 8,5 Prozent angepeilt.Doch es fehlt laut Rupprecht an der entscheidenden Weichenstellung der Politik.Im Vergleich zu anderen Ländern stünde die Bundesrepublik am unteren Ende (Beitragsaufkommen in Prozent des Bruttoinlandsprodukts: 2,54 Prozent).Die Schweiz liege mit 8,33 Prozent vor Großbritannien mit 7,72 Prozent und Frankreich mit 6,23 Prozent, gefolgt von den Niederlanden mit 4,82 Prozent.Alle genannten Länder hätten bereits Maßnahmen zur Verlagerung der Altersversorgung aus den Umlagesystemen zu kapitalgedeckten Formen angestrengt.

Rupprecht forderte den Staat auf, endlich etwas zu tun.Die aufgeschobene Rentenreform und die Reform der betrieblichen Altersversorgung müßten auf den richtigen Weg gebracht werden.Bei gleichem Beitrag sei mit Kapitaldeckung am Ende das Doppelte dessen zu erreichen, als beim Umlagesystem herauskäme.

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