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Wirtschaft: American Home Products und Warner-Lambert erzielen gemeinsam einen Marktwert von 145 Milliarden Dollar

Nach zwei missglückten Anläufen hat American Home Products (AHP) in Warner-Lambert endlich einen Fusionspartner gefunden. In der Nacht zum Donnerstag gaben die Partner den Zusammenschluss zum größten Pharmaunternehmen der Welt mit einem Börsenwert von fast 150 Milliarden Dollar bekannt.

Nach zwei missglückten Anläufen hat American Home Products (AHP) in Warner-Lambert endlich einen Fusionspartner gefunden. In der Nacht zum Donnerstag gaben die Partner den Zusammenschluss zum größten Pharmaunternehmen der Welt mit einem Börsenwert von fast 150 Milliarden Dollar bekannt.

Diesmal scheint es Liebe auf den ersten Blick zu sein. Der Zusammenschluss erfolgt im Zuge eines Aktientauschs, dessen Wert mit 72 Milliarden Dollar angegeben wurde. Im vergangenen Jahr hatte AHP vergeblich eine Kombination mit SmithKline Beecham angestrebt und einige Monate später mit Monsanto. In jüngster Zeit verhandelte Warner-Lambert mit Pfizer und führte zur selben Zeit Gespräche mit AHP, während die Schweizer Novartis angeblich die Fühler nach AHP ausstreckte.

Fusionsverhandlungen scheitern oft daran, dass sich die Beteiligten nicht darauf einigen können, wer nach dem Zusammenschluss das Sagen haben wird. Diese Frage konnte bei AHP und Warner-Lambert offenbar geklärt werden. Bisher sieht der Plan so aus: Die Fusion soll im zweiten Quartal des kommenden Jahres abgeschlossen sein. John R. Stafford, 62, bei AHP Vorsitzender des Verwaltungsrates und Chief Executive Officer, wird den Vorsitz der neuen Gesellschaft American-Warner während der Übergangszeit 18 Monate lang weiterführen. Danach soll er Vorsitzender eines Exekutivausschusses werden und einen Sitz im American-Warner-Verwaltungsrat erhalten. Warner-Lamberts CEO, der gebürtige Holländer Lodewijk J.R. de Vink, 54, wird dann CEO des fusionierten Unternehmens. Beiden Seiten werden jeweils zehn Sitze im Verwaltungsrat zugewiesen.

De Vink, der erst vor zwei Monaten an die Spitze Warner-Lamberts aufrückte, gilt als diplomatischer und geduldiger Mann, der gut mit anderen zurechtkommt. Der Druck lastet nun auf dem eher hemdsärmeligen Stafford, den Zusammenschluss nicht noch einmal zum Scheitern zu bringen. Ein dritter Kollaps würde seinem Image so kurz vor dem Ruhestand schaden. Stafford hat auch bei AHP keinen Nachfolger bestimmt, und das Unternehmen ist beim Umsatz stark von dem Produkt Premarin abhängig, das schon sehr lange auf dem Markt ist.

Mit dem Zusammenschluss würde sich AHP die notwendige "kritische Masse" für Forschung und Marketing verschaffen. Auch bei Warner-Lambert hapert es mit dem Nachschub neuer Produkte, und die Firma leidet unter der Abhängigkeit von Lipidor, einem erfolgreichen Medikament zur Senkung des Cholesterinspiegels. 1998 steuerte das Medikament, das 1997 auf den Markt kam, 2,2 Milliarden Dollar zum Konzernumsatz von 10,2 Milliarden Dollar bei.

Seit Jahren gehört AHP zu den wachstumsschwächsten Unternehmen der USA. Einen Rückschlag gab es 1996, als der Konzern für einen Vergleich im Zusammenhang mit den inzwischen aus dem Verkehr gezogenen Diätmedikamenten Redux und Pontimin Schadensersatz zahlen und dafür im dritten Quartal 4,75 Milliarden Dollar zurückstellen musste. Probleme bereitet auch das Agro-Geschäft, das als Folge von Übernahmen rote Zahlen schreibt. Niemand zweifelt deshalb daran, dass Warner-Lambert aus der stärkeren Position verhandelt hat. Stafford hat das wohl eingesehen. "De Vink ist der CEO, und das heißt: Er ist der Chef", sagt der Wall-Street-Analyst Kent Blair bei Donaldson, Lufkin & Jenrette.

Im Rahmen der Vereinbarung wird AHP seine Anteile für den Erwerb der Warner-Lambert-Aktien benutzen. Laut Vertrag ergibt sich ein Stückpreis von etwa 83,54 Dollar. Am Mittwoch stieg der Kurs in Erwartung der Fusion um 5,625 auf 83,8125 Dollar. AHP-Titel verbesserten sich derweil um 5,5625 auf 55,9375 Dollar. Der fusionierte Konzern wird mit einem geschätzten Umsatz von 26 Milliarden Dollar im laufenden Jahr, darunter mehr als 13 Milliarden Dollar an Medikamenten, den Branchenführer AstraZeneca Plc vom ersten Platz verdrängen. Die Produktpalette reicht von Schmerzmitteln (Advil) bis Mundspülprodukten (Listerin), Impfstoffen und Medikamenten für die Östrogen- und Cholesterin-Behandlung.

Die Pharmaindustrie weltweit hat ein Gesamtvolumen von 300 Milliarden Dollar. Pharmafirmen stehen unter Druck, angesichts steigender Kosten für die Entwicklung neuer Produkte höhere Gewinne einzufahren. Analysten erwarten deswegen weitere Großfusionen in der Branche. Womöglich taucht nach der Vereinbarung zwischen AHP und Warner-Lambert ein feindlicher Übernehmer auf. Er müsste laut Experten bis zu zwei Milliarden Dollar mehr bieten.

pf

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