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Wirtschaft: Anders helfen

Unheilbar kranke Patienten betreuen, Azubis anleiten, im Pflegefall beraten: Für Pflegekräfte gibt es vielfältige Zusatzqualifikationen.

Im Berufsalltag von Gabriele Wolf geht es täglich ums Sterben und den Tod. Wolf und ihre Mitarbeiterinnen versorgen Menschen, die jung oder alt – aber immer schwerkrank sind. „Das ist psychisch sehr belastend“, sagt die ausgebildete Krankenschwester. Sie hat sich trotzdem auf diesen Bereich spezialisiert und den Arbeitsplatz Krankenhaus schon vor vielen Jahren verlassen. Seit 1993 ist sie in der Hauskrankenpflege tätig, 2005 macht sie sich selbstständig und gründet die Rundum Pflegedienst Berlin GmbH.

Bei dem Weiterbildungsanbieter Höher Management hat Gabriele Wolf zunächst einen Kurs in der Pflegedienstleitung belegt und anschließend ein Angebot im Bereich Palliative Care besucht. Diese Weiterbildungen gehören zu den vielen Möglichkeiten, durch die sich ausgebildete Pflegekräfte weiterqualifizieren – und oft auch einen neuen beruflichen Weg einschlagen können.

Fachkräfte für Palliativpflege kümmern sich etwa in Schmerzambulanzen, Hospizen, Altenheimen oder Krankenhäusern um unheilbar kranke Patienten. Die Wannsee-Akademie hat unter anderem eine „Zusatzqualifikation Palliative Care für Pflegende“ im Angebot. Ausgebildete Pflegekräfte, die im Idealfall Erfahrungen in der Hospizarbeit und dem Palliativbereich mitbringen, lernen dabei, mit welchen Pflegemethoden die Schwerkranken versorgt werden sollten. Außerdem wird vermittelt, wie man mit Symptomen wie Schmerz, Übelkeit und Erbrechen sowie ethischen beziehungsweise rechtlichen Grenzsituationen umgeht. Und auch für die Auseinandersetzung mit den Themen Tod und Trauer ist viel Zeit eingeplant. Der Kurs findet berufsbegleitend statt, die insgesamt 192 Stunden verteilen sich über neun Monate.

Viele Arbeitgeber, so etwa das Martin-Luther-Krankenhaus, machen ihrer Belegschaft vielfältige Fort- und Weiterbildungsangebote, mit denen die Mitarbeiter ihr Wissen auf den neuesten Stand bringen und ihre Fähigkeiten erweitern können. Unter anderem stehen Weiterbildungen zur Pflegekraft in den Bereichen Intensivmedizin und Anästhesie zur Wahl, aber auch die Einarbeitung in die Onkologiefachpflege beziehungsweise Chirurgieassistenz. Oder ein Kurs zum Stationsmanagement – oder zur Praxisanleitung.

Diese Weiterbildung hat auch die DRK-Berufsfachschule für Altenpflege in der Warschauer Straße im Programm. Allerdings liegt der Fokus hier auf der Altenpflege. Ausgebildete Altenpfleger, aber auch Kranken- und Gesundheitspflegerinnen – das ist die neue Bezeichnung für Absolventen, die seit 2003 eine pflegerische Ausbildung im Krankenhaus gemacht haben – bekommen in der berufsbegleitenden Schulung das didaktische und pädagogische Handwerkszeug, mit dem sie ihre künftigen Auszubildenden gut auf den Berufsalltag in der Pflege vorbereiten können.

Die insgesamt 200 Stunden laufen über sieben Monate, wobei jeden Monat drei bis vier Seminartage abgehalten werden. „Man muss Lust und Motivation haben, sein Wissen an junge Menschen weiterzugeben“, sagt Andrea Schulz von der DRK Berufsfachschule. Interessenten sollten mindestens zwei Jahre Berufserfahrung mitbringen – und geduldige und gelassene Menschen sein. Denn die Azubis brauchen Zeit, bis sie das Erlernte in die Praxis umsetzen können.

Das Forum Berufsbildung hat für ausgebildete Pflegekräfte, aber auch für Sozialversicherungsangestellte oder Absolventen eines Studiengangs der sozialen Arbeit den fünfmonatigen Lehrgang zum Pflegeberater entwickelt, der von zu Hause aus absolviert werden kann. In Teilzeit dauert dieser Kurs zwölf Monate. Mit dieser Weiterbildung bereiten sich die Teilnehmer auf eine Beratungstätigkeit im Pflege- und Gesundheitswesen vor. Sie können später dabei helfen, die „Behandlungskette für pflegebedürftige Menschen“ zu organisieren. Einsatzgebiete sind zum Beispiel Beratungsstellen, Pflegestützpunkte oder eine stationäre beziehungsweise ambulante Einrichtung, heißt es beim Forum Berufsbildung. Die Pflegeberatung sei genauso individuell wie jeder zu beratende Mensch. Zum individuellen Fallmanagement gehöre die Feststellung und Erfassung des Hilfebedarfs. Daraus würden dann individuelle Versorgungspläne entwickelt. Schwerpunktthemen sind Fragen rund um die Pflege, Leistungen der Pflege – sowie Krankenkassen oder Sozialleistungen des Staates. Pflegeberater seien gesucht, da die Menschen immer älter würden und sich oft ohne familiäre Unterstützung zurechtfinden müssten.

Den beruflichen Alltag verändern kann auch ein Angebot des Evangelischen Geriatriezentrums Berlin (EGZB), das eine eigene Akademie für Fort- und Weiterbildung betreibt. Unter anderem hat das Zentrum einen zweitägigen Kurs zu Biographiearbeit auf seiner Liste. Die Teilnehmer lernen dabei, die individuellen Lebensgeschichten der älteren Menschen mit in ihre Arbeit einzubeziehen. Sie trainieren, wie sich die Gespräche über die Biographie in den Alltag einflechten lassen und wie man etwa durch Fotos und biografische Gedächtnisspiele auf das Leben der älteren Menschen zurückblicken kann. Denn die Biografie ist im Kontakt mit Senioren oft ein besonderer Schlüssel, erklärt der Anbieter auf seiner Internetseite. Sie mache es ihnen leichter, sich selbst zu verstehen und die eigenen Lebenszusammenhänge und Leistungen zu begreifen – während ihre aktuelle Lebenssituation häufig eher von zunehmender Einschränkung und wachsender Abhängigkeit geprägt sei.

Wer sich allerdings noch gar nicht darüber im Klaren ist, in welche Richtung die berufliche Entwicklung gehen soll, kann eines der vielen Coaching-Angebote für Pflegeprofis nutzen. Zum Beispiel die Beratung des Evangelischen Diakonievereins. Die Beraterinnen unterstützen medizinisches Fachpersonal etwa bei beruflichen Entscheidungsfindungen, aber auch bei Fragen des Konfliktmanagements - oder bei der Stärkung ihrer Führungskompetenz.

Gabriele Wolf, die Pflegedienstleiterin und Fachkraft für Palliative Care, profitiert in ihrer Arbeit nicht nur von ihren Fachkenntnissen, sondern auch von ihrer Lebenserfahrung. Ihre Tätigkeit sei deshalb auch eine Option für Menschen, die schon viele Jahre im Beruf sind. „Wichtig ist allerdings, dass man jemanden hat, mit dem man über das Erlebte sprechen kann“, sagt sie. Für die Arbeit bei einem Pflegedienst müsse man Autofahren können – und natürlich auch zur Schichtarbeit bereit sein. „Und wer sich selbstständig machen will, braucht ein gutes Netzwerk, er sollte Ärzte, Apotheker und Sozialarbeiter kennen.“

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