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ANLEGER Frage: An Malte Diesselhorst Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz

Wie riskant sind Zertifikate?

Mein Anlageberater empfiehlt mir ein Expresszertifikat auf den Euro Stoxx 50. Sind Expresszertifikate nach dem kräftigen Kursaufschwung überhaupt noch ratsam? Was ist zu beachten?

Der Markt für Zertifikate blüht wieder. Nach der Lehman-Pleite waren diese Produkte stark in Verruf gekommen, 2013 lag die Zahl der derivativen Anlage- und Hebelprodukte in Deutschland schon wieder bei fast einer Million. Darunter auch über zweitausend verschiedene Expresszertifikate mit einer großen Bandbreite von Ausgestaltungen.

Rechtlich handelt es sich bei Zertifikaten um Schuldverschreibungen, die nicht den Einlagensicherungssystemen der Banken unterliegen. Sie sind aus Sicht der Banken ein Refinanzierungsinstrument. Einfach gesagt leiht der Anleger der Bank sein Geld, Rückzahlungsbetrag, Rendite und Fälligkeit hängen von den Bedingungen des Zertifikats ab. Damit wird ein wesentliches Risiko des Zertifikats deutlich: Der Anlageerfolg hängt nicht nur von der Entwicklung des Basiswerts ab, sondern auch von der Zahlungsfähigkeit des Emitenten. Ein zusätzliches Risiko, für das theoretisch auch eine höhere Rendite zu erwarten wäre.

Ist man bereit, dieses Risiko zu akzeptieren, das bei Fonds oder ETFs nicht besteht, geht es darum, die Bedingungen des Zertifikats zu verstehen. Bei Expresszertifikaten wird in jährlichen Abständen die Entwicklung des Basiswerts an einem Stichtag überprüft. Wird eine bestimmte Kursschwelle überschritten, wird das Zertifikat mit einem Aufschlag zurückgezahlt, anderenfalls läuft es weiter bis zum nächsten Stichtag. Am Ende der Laufzeit erhält der Anleger sein Kapital vollständig zurück, es sei denn, ein festgelegter Schwellenwert wird unterschritten; dann wird nur der Nominalbetrag des Basiswerts erstattet.

Bei üblichen Laufzeiten von fünf Jahren wird deutlich, wie schwierig es ist, die Kursentwicklung des Basiswerts über einen solchen Zeitraum einzuschätzen. Der Anleger geht eine Wette ein. Betrachtet man die Entwicklung der maßgeblichen Indizes über die letzten Jahre, wird klar, welche Schwankungen möglich und auch für Experten nicht vorhersehbar sind. Die üblichen Schwellenwerte von Zertifikaten wurden dabei in der Vergangenheit in vielen Fällen über- oder unterschritten.

Die Anlage in ein solches Produkt setzt also ein gutes Verständnis der Bedingungen des Zertifikats voraus. Auch sollten Anleger Alternativen prüfen. Bei größeren Beträgen und langfristigen Anlagezielen lohnt es sich auch weiterhin, über eine Direktanlage in solide Aktien mit einer guten Dividendenrendite nachzudenken, bei kleineren Beträgen kommen ETFs auf einen breit gestreuten Index in Betracht.

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An Malte Diesselhorst

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