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ANLEGER Frage: An Oliver Borgis, Leiter der Vermögensverwaltung der Weberbank

Auf Spanien und Italien setzen?

In Europa wächst die Hoffnung, dass die Wirtschaft in Italien und Spanien im zweiten Halbjahr nicht mehr schrumpft. Die Nachfrage nach Staatsanleihen dieser Länder steigt. Lohnt sich der Einstieg jetzt?

Als vergangene Woche die Daten für die Wirtschaftsleistung der Eurozone im zweiten Quartal veröffentlicht wurden, hat die Überraschung gesessen. Erstmals nach sechs rückläufigen Quartalen ist sie in Gänze wieder leicht gewachsen. Italien und Spanien schrumpften zwar noch, aber deutlich langsamer als bisher. Anhand der vorliegenden Frühindikatoren ist die Hoffnung auf eine wirtschaftliche Genesung durchaus berechtigt, die sich 2014 entfalten könnte.

Obwohl Spanien das etwas bessere Wirtschaftswachstum aufweist, mahnen die dortigen Probleme am Immobilienmarkt zur Vorsicht. Aufgrund von Besonderheiten des spanischen Hypothekenrechts ist unklar, wie viele späte Ausfälle als Folge des Zusammenbruchs am Immobilienmarkt noch zu verkraften sein werden. Diese Ungewissheit wiegt schwerer als die im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung geringere Staatsverschuldung Spaniens gegenüber Italien. Spanien hat zudem mit BBB- das schwächere Rating. Für den Fall einer Verschlechterung droht sofort die Rückstufung in ein sogenanntes spekulatives Rating, was eine Verkaufswelle auslösen würde.

Vom Markt werden beide Länder dagegen derzeit nahezu gleich bewertet. Für Papiere mit fünfjähriger Restlaufzeit werden Renditen um 3,15 Prozent bezahlt, das entspricht ziemlich genau dem Durchschnitt des bisherigen Jahresverlaufs. Auch wenn die Renditen infolge der jüngst gestiegenen Nachfrage etwas gesunken sind, so sind sie noch nicht davongeeilt. Ein Kauf öffentlicher italienischer Anleihen kann also lohnenswert sein, sollte aber in dem Bewusstsein erfolgen, dass überdurchschnittliche Kursschwankungen weiter an der Tagesordnung sein werden. Auch wenn die wirtschaftliche Erholung nun zügig kommt, so wird die Konsolidierung der Staatsfinanzen noch viele Jahre in Anspruch nehmen. Sowohl politische Spannungen in Italien selbst als auch europapolitische Stolpersteine wie eine mögliche Umschuldungsdiskussion Griechenlands können die Kurse wieder belasten.

Außerdem sind die Quellensteuern zu beachten, die sowohl in Italien als auch in Spanien bei Zinszahlungen einbehalten werden. Diese können zwar zurückgefordert beziehungsweise mit der Einkommensteuer verrechnet werden, was aber umständlich und oft langwierig ist. Umgehen kann man das Problem durch die Anlage über Fonds, hier bieten sich die einschlägigen kostengünstigen ETF (Exchange Traded Funds) an.

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An Oliver Borgis

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