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ANLEGER Frage: An Helmut Kaiser Globaler Chefanlagestratege für Privatkunden der Deutschen Bank

Wie geht es weiter mit China? 

China kämpft gegen die Inflation und eine Überhitzung der boomenden Wirtschaft. Einschränkungen beim Export Seltener Erden und eine stärkere Regulierung des privaten Autoverkehrs in den Metropolen haben deutsche Konzerne zuletzt irritiert. Geht die Wachstumsstory in der Volksrepublik weiter? Worauf muss sich die deutsche Exportwirtschaft einstellen?

Die Befürchtungen über eine Überhitzung der chinesischen Volkswirtschaft haben deutlich zugenommen. Gründe sind die stark steigenden Immobilienpreise sowie die anziehende Güterpreisinflation, die vor allem auf die erhöhten Preise für Nahrungsmittel und Energie zurückzuführen ist.

Um der Inflation entgegenzuwirken, hat die chinesische Zentralbank bereits Zinserhöhungen eingeleitet. Wir sehen darin keine dauerhaft negativen Auswirkungen für den Aktienmarkt und für das chinesische Wachstum. Durch höhere Zinsen können Blasen, etwa am Immobilienmarkt, verhindert werden. Die chinesische Inlandsnachfrage bleibt robust, wie die zuletzt veröffentlichten Wachstumszahlen gezeigt haben. Ohne die volatilen, stark durch Wetterbedingungen beeinflussten Nahrungsmittelpreise liegt die Inflation bei rund zwei Prozent. Von einer Überhitzung auf breiter Fläche kann daher keine Rede sein.

Kurzfristig dürften diverse politische Maßnahmen (Verknappung der Kredite durch die Banken, Erhöhung der Zinsen und der Mindestreservesätze durch die Zentralbank, Einführung einer Vermögensteuer) auf die Stimmung drücken – zumal Unsicherheiten über die Wirksamkeit solcher Maßnahmen bleiben. Die Stimmung sollte sich aber aufhellen, dank robuster Unternehmensgewinne, günstiger Aktienbewertungen und positiver struktureller Trends (technologischer Fortschritt bei der Güterproduktion, Ausbau des Dienstleistungssektors, verstärkte Urbanisierung). Zu den Sektoren mit dem kurzfristig größten Potenzial gehören nach unserer Ansicht Versicherungen, Großbanken und High-End-IT. Der Kohlesektor und kleinere Banken leiden dagegen unter den Inflationssorgen.

Die deutsche Exportwirtschaft wird daher weiter vom Infrastrukturausbau, von der zunehmenden Mobilität und einem steigenden Bedarf nach höherwertigen Konsum- und Luxusartikeln in China profitieren, zumal der neue Fünf-Jahres-Plan der chinesischen Regierung eine deutliche Verschiebung der Export- zur Binnennachfrage vorsieht. Zudem könnte die Internationalisierung der chinesischen Währung und der damit verbundene Aufwertungsdruck auf den Yuan der deutschen Exportwirtschaft Wettbewerbsvorteile verschaffen. Wir gehen daher von einer robusten Entwicklung deutscher Exporte nach China aus. Es bedarf aber weiterhin der entsprechenden Produktqualität, der hohen Produktivität sowie der bekannten deutschen Stärken im Exportgeschäft (etwa Kundenbetreuung, Präsenz vor Ort, Zulieferqualitäten), um Marktanteile zu halten oder auszubauen.

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An Helmut Kaiser

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