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Anleger-Frage: Wie man vom teuren Öl profitiert

Die Revolten in Nordafrika haben den Ölpreis explodieren lassen. Die alten Rekordstände von 2008 sind in Sicht – auch, weil die Konjunktur anzieht und die Nachfrage steigt. Können Anleger von dieser Entwicklung profitieren?

Helmut Kaiser, Globaler Chefanlagestratege für Privatkunden der Deutschen Bank, antwortet:

Die politischen Turbulenzen in Nordafrika und dem Mittleren Osten haben mit der Zuspitzung der Situation in Libyen zu einem starken Anstieg des Ölpreises geführt. Ende und Ausgang der politischen Auseinandersetzungen sind bislang nicht abzuschätzen. Umfang und Stärke der Auswirkungen des Ölpreisanstiegs auf die Weltwirtschaft und die globalen Finanzmärkte hängen nicht nur davon ab, wie stark der Ölpreisanstieg ausfällt, sondern auch davon, wie lange der Ölpreis auf den hohen Niveaus verharrt.

Pressemeldungen zitieren den Chef der nationalen libyschen Ölgesellschaft, dass nicht wie befürchtet die gesamte libysche Ölproduktion gestoppt sei, sondern nur etwa 50 Prozent der Produktion betroffen seien. Der Chef der saudischen Ölgesellschaft Aramco hat am selben Tag wiederholt, dass seine Gesellschaft bereit sei, mögliche Engpässe des Rohölangebots durch Produktionsausweitungen zu kompensieren. Der Ölpreis beruhigte sich nach diesen Angaben und der starke Anstieg scheint zunächst auf den erhöhten Niveaus zu verharren.

In den derzeitigen Ölpreisniveaus von etwa 112 Dollar pro Fass Rohöl der Nordseesorte Brent scheint eine großzügige Prämie für die geopolitischen Risiken von etwa 30 Dollar enthalten zu sein. Die Weltkonjunktur scheint die derzeitigen Ölpreisniveaus aber zu verkraften. Ein weiterer Anstieg dürfte sich allerdings zunehmend negativ bemerkbar machen. Laut einer Studie der Deutschen Bank (Global Markets Research) belastet ein nachhaltiger Anstieg des Ölpreises um zehn Dollar das reale Wirtschaftswachstum in den USA um etwa 0,2 Prozentpunkte.

Aufgrund der unübersichtlichen Situation mit offenem Ausgang in Nordafrika und im Mittleren Osten ist an den internationalen Finanzmärkten zunächst weiter mit erhöhter Volatilität, das heißt: schwankenden Kursen, zu rechnen. Zur Absicherung dieser geopolitischen Risiken, aber auch als Schutz vor der Inflation scheinen daher derzeit vor allem Finanzinstrumente geeignet, die sich auf den Ölpreis beziehen.

Wir gehen davon aus, dass kein starker Angebotsschock bei Öl auftritt und das insgesamt günstige Konjunkturumfeld für den Aktienmarkt erhalten bleibt. Die Belastungen der Aktienmärkte durch den Ölpreisanstieg der letzten Wochen würden wir daher als Einstiegsmöglichkeit für die Aufstockung von Aktienpositionen bewerten.

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