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Anlegerfrage: Wieder in Aktien einsteigen

Die überraschend positiv ausfallenden Quartalsberichte der Unternehmen und die Erholung der US-Konjunktur scheinen den Aktienmarkt kalt zu lassen. Die Kurse sind kräftig gefallen. Ist die schlechte Stimmung übertrieben? Eine Anlegerfrage an Helmut Kaiser, Chefinvestmentstratege für Privatkunden der Deutschen Bank.

Der Kursrückgang vor allem an den Aktien- und Rohstoffmärkten ist in erster Linie den Risiken in Staaten am Rande der Eurozone geschuldet. Die hohe Staatsverschuldung in Griechenland – und wohl auch in Spanien und Portugal – geht einher mit vergleichsweise schwachen Wachstumsperspektiven. Nach unserer Einschätzung sind die Probleme in Griechenland struktureller Natur und dürften sich nur schwerlich kurzfristig überwinden lassen. Hier besteht Ansteckungsgefahr für andere südeuropäische Länder. Die Lage in Griechenland erfordert Sparmaßnahmen in einem bisher kaum gekannten Ausmaß. In der Vergangenheit waren schon weniger anspruchsvolle Reformvorhaben in Griechenland politisch kaum durchsetzbar. Somit wird die Lösung des Problems von der Bereitschaft der EU abhängen, dem Land finanzielle Unterstützung zu gewähren. Gerade scheinen Lösungen auf den Weg gebracht zu werden, die zumindest kurzfristig die Aktienmärkte stabilisieren sollten.

Nach den jüngsten Kursrückgängen sind die Bewertungen von Aktien insgesamt attraktiv. So ist zum Beispiel der MSCI World Index, der die Aktien von 24 wichtigen Unternehmen in der ganzen Welt spiegelt, mit dem 14,5-Fachen der Gewinne von 2010 bewertet. Das ist eine historisch niedrige Bewertung. Obwohl attraktive Bewertungen nicht zwangsläufig zu höheren Kursen führen, gehen wir davon aus, dass langfristig orientierte Anleger für ihre Geduld in diesen volatilen Zeiten belohnt werden. Die weltweite wirtschaftliche Erholung setzt sich fort, die Gewinnausblicke der Unternehmen sind optimistisch. Es dürften zusätzliche Anlagegelder in die Aktienmärkte fließen, so bleibt das Anlageumfeld weiterhin attraktiv. Angesichts der zuletzt relativ starken Kursrückgänge in Europa und den Schwellenländern dürften diese Regionen besonders profitieren, wenn die betroffenen Staaten ihr Verschuldungsproblem in den Griff kriegen. Vor diesem Hintergrund empfehlen wir durchaus den Wiedereinstieg in den Aktienmarkt – vor allem in Qualitätstitel und defensive Sektoren, die sich durch stabile Cashflows und Dividenden auszeichnen.

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