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Wirtschaft: Apollinaris wird amerikanisch

Der US-Konzern sichert sich mit dem Kauf der deutschen Traditionsmarke Anteile am lukrativen Mineralwassermarkt – und poliert auch sein Image auf

Berlin - Der amerikanische Brausekonzern Coca-Cola erfrischt sich künftig mit deutschem Mineralwasser. Nach eigenen Angaben vom Freitag übernimmt Coca-Cola den deutschen Mineralwasserhersteller Apollinaris, zu dem auch Schweppes gehört. Der Kaufvertrag sei am Donnerstag unterzeichnet worden, über den Preis schweigen die Beteiligten, Branchenkreise gehen von rund 300 Millionen Euro aus. Ein weltweit bekanntes Mineralwasser fehlte den Amerikanern bisher. „Apollinaris hat einen hervorragenden Ruf als Premium-Marke und stellt eine ausgezeichnete Erweiterung unseres Geschäfts dar“, sagte Coca-ColaDeutschland-Chef Deryck van Rensburg. Die Lizenzrechte für Schweppes und die Schwestermarke Orangina in Deutschland und Österreich übernimmt der Bierbrauer Krombacher, der damit erstmals in das Geschäft mit alkoholfreien Getränken einsteigt.

Coca-Cola war schon länger auf der Suche nach einem Mineralwasser. Wie der große Konkurrent Pepsi gibt sich auch der Erfrischungsgetränkekonzern aus Atlanta neuerdings gesundheitsbewusst und reagiert damit auf Umsatzeinbrüche im vergangenen Jahr. Eltern und Verbraucherschützer geben Coca-Colas Brause die Schuld am Übergewicht ihrer Kinder. Den Ruf des Dickmachers versucht der Konzern jetzt durch eine Ausweitung der Produktpalette auf Sportdrinks und Wasser zu korrigieren. Und sichert sich durch den Apollinaris-Kauf zugleich einen Anteil im wachsenden deutschen Mineralwasser-Markt, der vom Wellnesstrend der Verbraucher profitiert (siehe unten). „Wer an allen Zuwächsen teilhaben will, muss sich breit aufstellen“, sagt Ernst Kammerinke, Geschäftsführer des Verbandes alkoholfreie Getränke.

Mit dem Zukauf sei Coca-Cola „im stark wachsenden und strategisch bedeutenden Mineralwasser-Segment präsent“ und komme „bei der Vervollständigung seines Getränkeangebots einen bedeutenden Schritt voran“, bestätigt Deutschland-Chef van Rensburg. Bisher war der Limonadehersteller hier zu Lande vor allem mit Bonaqa vertreten. Doch die Marke mit dem blauen Etikett ist nur ein einfaches Tafelwasser, wird also anders als ein Mineralwasser nicht an der Quelle abgefüllt, und nur in mittlerer Preislage verkauft.

Nicht so Apollinaris. „The Queen of Table Waters“ (Werbung), die bereits 1894 als Marke eingetragen wurde, ist nach Angaben von Coca-Cola 90 Prozent der Deutschen bekannt und gehört auch preislich zur Oberliga. Auszahlen dürfte sich zudem, dass Apollinaris – anders als Bonaqa – in der Gastronomie, also in Hotels und Restaurants vertrieben wird. Mit dem Erwerb wolle man auch „neue Wachstumspotenziale für die Marke in verschiedenen Absatzmärkten erschließen“, sagt in schönstem Marketingdeutsch Damian Gammelin, der Vorstandsvorsitzende der Tochter Coca-Cola-Erfrischungsgetränke CCE. Sie soll künftig das Geschäft mit der Marke Apollinaris übernehmen.

Dass die Marken unter der Hochzeit leiden können, wird in der Branche bezweifelt. „Coca-Cola ist die wertvollste Marke der Welt“, sagte Martin Ruppmann, Sprecher des Deutschen Markenverbandes. „Davon können beide nur profitieren.“

Von der Übernahme betroffen sind insgesamt 470 Apollinaris-Mitarbeiter, die an den Standorten Bad Neuenahr (Rheinland-Pfalz), wo das Wasser abgefüllt wird, und Hamburg arbeiten. Für sie werde sich vorerst nichts ändern, sagte ein Coca-Cola-Sprecher. Das Kartellamt muss der Übernahme noch zustimmen.

Maren Peters

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