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Arbeitnehmer: Proteste gegen Daimlers Personalpolitik

Der Stuttgarter Autobauer Daimler will die Tariferhöhung für seine Mitarbeiter verschieben - doch der Betriebsrat ist strikt dagegen. Auch will der Konzern einen Teil der Auszubildenden nach ihrer Lehre nicht übernehmen - obwohl es eine Lösung gäbe bei gleichen Kosten.

Plänen von Konzern-Chef Dieter Zetsche, die zweite Stufe der Tariferhöhung für die Daimler-Beschäftigten wegen der Absatzkrise des Autobauers zu verschieben, erteilte der mächtige Arbeitnehmervertreter am Mittwoch eine klare Absage. "Das werden wir nicht machen, weil Daimler nicht vor der Insolvenz steht", betonte Klemm in Stuttgart nach einer Protestkundgebung mit rund 3000 Teilnehmern gegen die Personalpolitik des Konzerns. Gleichzeitig warf der Betriebsratschef Zetsche Pläne zum Personalabbau vor.

Der Tarifvertrag in der Metallbranche sieht vor, dass die Firmen bei wirtschaftlichen Schwierigkeit die für Mai vorgesehene zweite Erhöhung von 2,1 Prozent um sieben Monate verschieben können. Der Betriebsrat jedes einzelnen Unternehmens muss jedoch seine Zustimmung dazu erteilen. "Dazu gibt es aber keinen zwingenden Grund", erklärte Klemm. Daimler hatte am Dienstag einen Gewinneinbruch für 2008 um mehr als zwei Drittel gemeldet und ein massives Sparprogramm für 2009 angekündigt.

Baden-Württembergs IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann unterstützte Klemm: Würde Daimler die Gehaltserhöhung verschieben, hätte das eine fatale Signalwirkung für die gesamte Branche. Bislang hätten zwar erst wenige Firmen im Land diese Möglichkeit erörtert. Er befürchte jedoch, dass weitere Betriebe folgen werden.

Management lehnt Beschäftigungsmöglichkeit für Azubis ab

Der Betriebsratschef warf Zetsche vor, auf Kosten der Auszubildenden die Mitarbeiterzahl im Unternehmen senken zu wollen. Die Pläne des Managements, rund 20 Prozent der Auszubildenden nicht zu übernehmen, die im Sommer ihre Lehre beenden, zielten auf eine Reduzierung des Personalbestands in der Zukunft. Der Betriebsrat habe dem Vorstand vorgeschlagen, stattdessen alle Lehrlinge bei einer Arbeitszeit von 80 Prozent zu übernehmen. Die Kostenbelastung wäre gleich, versicherte Klemm. "Aber das Management wollte das nicht."

Bundesweit beenden nach Angaben des Betriebsrates 1100 Daimler-Lehrlinge im Sommer ihre Ausbildung. Insgesamt hat der Autokonzern in Deutschland rund 8000 Lehrlinge. Hofmann und der DGB-Landeschef Rainer Bliesener forderten den Konzern auf, bei der Personalplanung nicht nur an kurzfristiges Kostensenken zu denken, sondern die Auszubildenden als die wertvollste Zukunftsinvestition für den Autobauer anzusehen. Die SPD-Landesvorsitzende Ute Vogt forderte Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) auf, Zetsche zu einem Umdenken zu bewegen. (imo/dpa)

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