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Wirtschaft: Arbeitslosigkeit trübt die Konsumlaune

Die Deutschen rechnen nicht mit einer Konjunkturerholung und steigenden Einkommen

Berlin - Die Rekordarbeitslosenzahl von 5,2 Millionen drückt auf die Stimmung der deutschen Verbraucher. Sie glauben nicht an einen Aufschwung und schätzen auch ihre persönliche Lage pessimistisch ein, wie der Konsumklima-Index der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zeigt. So sind im März zum zweiten Mal in Folge sowohl die Erwartungen an die Entwicklung der Konjunktur als auch an das eigene Einkommen gesunken. Handelsexperten glauben nun, dass die Deutschen auch in diesem Jahr nicht in Konsumlaune kommen werden. „2005 wird sich das Konsumklima wohl nicht erholen“, sagte Joachim Zentes, Direktor des Instituts für Handel und Internationales Marketing an der Universität des Saarlandes, dem Tagesspiegel.

Auch Gfk-Chef Klaus Wübbenhorst ist skeptisch. „Das Konsumklima ist momentan ein Wackelkandidat“, sagte er. Bisher geht die GfK davon aus, dass in diesem Jahr der private Konsum um 0,8 Prozent zulegen wird. „Diese Erwartung lässt sich jetzt nur noch mit Mühe halten“, sagte Wübbenhorst. Denn derzeit gebe es mehr bremsende als fördernde Effekte. So verunsichere die hohe Arbeitslosenzahl die Konsumenten ebenso wie die Nachricht, dass große Unternehmen trotz Rekordgewinnen weiterhin Stellen streichen wollen. Die Angst der Menschen ihren Arbeitsplatz zu verlieren, sei das beherrschende Thema, daran habe auch der „Job-Gipfel“ von Regierung und Opposition nur wenig geändert. „Es ist nicht deutlich geworden, welche Maßnahmen den Arbeitsmarkt unmittelbar unterstützten“, sagte Wübbenhorst.

Handelsexperte Zentes rechnet nicht damit, dass sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten spürbar verbessern wird. Deswegen werde das Jahr 2005 für den Einzelhandel keine Erholung bringen. „Das erste Quartal ist jetzt vorbei und die Branche liegt mit dem Umsatz zurück“, sagte Zentes. Das im Laufe des Jahres noch aufzuholen werde schwierig. Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) rechnet mit einer Besserung des Konsumklimas frühestens in der zweiten Jahreshälfte, wie HDE-Sprecher Hubertus Pellengahr dem Tagesspiegel sagte. Eine Umsatzprognose für das Gesamtjahr will der Verband im April bekannt geben.

Obwohl die Deutschen ihre Erwartungen an Konjunktur und Einkommen gesenkt haben, ist der Konsumklimaindex im März insgesamt von 4,9 auf 5,2 gestiegen. Der Grund: Die Bereitschaft größere Anschaffungen zu tätigen ist stabil geblieben, wenn auch auf niedrigem Niveau. Mit einem Rückgang um 0,1 auf minus 12,3 Punkte gegenüber dem Vormonat veränderte sich der Indikator kaum und liegt fast 13 Punkte höher als im Vorjahr. Die Verbraucher hätten nach Jahren der Kaufzurückhaltung einen Nachholbedarf bei größeren Anschaffungen wie Autos, Möbel und Haushaltsgeräte, hieß es bei der GfK. „Auch wenn die Anschaffungsneigung konstant geblieben ist, ist das noch kein Signal für eine positive Wende des Konsumklimas“, sagte Zentes.

Auch der Einzelhandelsverband erwartet da nicht allzu viel. „Die Anschaffungsneigung ist lediglich eine Absichtsbekundung der Verbraucher“, sagte HDE-Sprecher Pellengahr. Eine Absichtserklärung, die die meisten Verbraucher offenbar nicht in die Tat umsetzen. „In unserer Branche hat sich die Anschaffungsneigung jedenfalls noch nicht auf den Umsatz niedergeschlagen“, so Pellengahr.

Dagmar Rosenfeld

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