zum Hauptinhalt

Arbeitsmarkt: Gute Konjunktur mildert Winterkrise

Das milde Wetter und eine florierende Wirtschaft haben im Dezember zu einem überraschend geringen Anstieg der Arbeitslosigkeit geführt und damit die übliche Winterarbeitslosigkeit verhindert.

Nürnberg - Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) stieg die Zahl der Erwerbslosen im Dezember um lediglich 12.000 auf 4.008.000. Das ist der geringste Dezember-Anstieg in der Geschichte der BA. In den vergangenen fünf Jahren war die Zahl der Jobsucher zum Jahresende im Schnitt um 157.000 gestiegen. Die Arbeitslosenquote blieb im Monatsvergleich konstant bei 9,6 Prozent. Vor einem Jahr hatte sie noch bei 11,1 Prozent gelegen.

"Die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften bleibt wegen der Konjunktur weiterhin auf hohem Niveau. Auch wegen der Vorzieheffekte im Zusammenhang mit der Mehrwertsteuererhöhung ist der Anstieg im Dezember praktisch völlig ausgefallen", kommentierte BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise am Mittwoch die jüngsten Daten. "Vor allem in den Außenberufen wie etwa auf dem Bau fiel der Abbau der Stellen deutlich schwächer aus als in den Vorjahren", unterstrich Weise.

Koalition will sich mit gutem Start nicht zufrieden geben

Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD) will den Aufschwung am Arbeitsmarkt in diesem Jahr mit Hochdruck vorantreiben. "2007 hält die Bundesregierung klaren Kurs und macht Tempo. Wachstum und Arbeit sind zentrale politische Ziele für 2007", sagte Müntefering in Berlin. Die Koalition werde sich mit dem guten Start zum Jahresbeginn nicht zufrieden geben.

Wie gut es der Wirtschaft zum Jahresende 2006 gegangen ist, zeigt nach Weises Einschätzung auch die fast unverändert hohe Zahl der offenen Stellen: Bis Mitte Dezember seien den örtlichen Arbeitsagenturen 592.000 Jobs gemeldet worden - lediglich 17.000 weniger als im November, aber 197.000 mehr als vor einem Jahr. Drei Viertel davon seien Stellen in der freien Wirtschaft, rund die Hälfte davon bei Zeitarbeitsunternehmen. "Wir hoffen, dass viele an Zeitarbeitsfirmen vermittelte Arbeitslose dort länger bleiben und auf diese Weise vielleicht sogar eine Vollzeitstelle finden", sagte BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt.

Beschäftigungsverluste in Industrie und Versicherungsbranche

Außer in der Zeitarbeitsbranche seien bei Verkehrs- und Telekommunikationsunternehmen sowie im Sozialwesen neue Arbeitsplätze entstanden. Dem stehen nach Weises Angaben Beschäftigungsverluste im Kredit- und Versicherungsgewerbe und der Industrie gegenüber. "Der Arbeitsplatzabbau im Baugewerbe scheint dagegen zum Stillstand gekommen zu sein", erläuterte der BA-Chef. Von der Konjunkturentwicklung profitierten zunehmend auch Langzeitarbeitslose. So sei die Zahl der erwerbslosen Arbeitslosengeld-II-Empfänger zum Jahresende um 8000 gesunken.

Nach dem kräftigen Arbeitsmarktaufschwung im Jahr 2006 mit 4,487 Millionen Arbeitslosen im Jahresschnitt (minus 374.000) rechnet BA- Vorstandsmitglied Alt für 2007 mit einer durchschnittlichen Arbeitslosigkeit von 4,3 Millionen; das wären rund 200.000 weniger als 2006. "Wenn 2007 so gut weiter geht, wie sich der November und Dezember 2006 angelassen haben, dann könnte es ein gutes Jahr werden", sagte Alt. Der bislang milde Winter stimme optimistisch: "So wie es derzeit aussieht, fällt die Winterdelle beim Arbeitsmarkt kleiner aus also sonst." Man müsse aber erst die Entwicklung im Januar und Februar abwarten.

Ende eines fünfjährigen Arbeitsplatzabbaus

Auch die Erwerbstätigenzahlen spiegeln nach Einschätzung von BA-Chef Weise die günstige Entwicklung am Arbeitsmarkt wider. Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes waren im November 39,76 Millionen in Beschäftigung (plus 426.000). 26,95 Millionen davon waren reguläre Stellen mit Sozialversicherungspflicht. Dies waren 392.000 mehr als vor einem Jahr. Damit ist 2006 eine fünfjährige Phase des Arbeitsplatzabbaus zu Ende gegangen.

In Westdeutschland waren im Dezember 2.670.000 Männer und Frauen ohne Beschäftigung. Das waren 2000 weniger als im November und 450 000 weniger als vor einem Jahr. In Ostdeutschland waren im Dezember 1.337.000 Arbeitslose gemeldet, 15.000 mehr als im November und 148.000 weniger als vor zwölf Monaten. Im Westen lag die Arbeitslosenquote im Dezember bei 8,0 Prozent, im Osten bei 15,7 Prozent. Saisonbereinigt ist die Arbeitslosenzahl bundesweit um 108.000 auf 4,115 Millionen gesunken. BA-Statistiker betonen allerdings, wegen des seit Jahren auf die Monatsmitte vorgezogenen Erfassungstermins sei der Wert im Dezember nur von begrenzter Aussagekraft. (tso/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false