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Arbeitsmarkt: IG Metall fordert Mindestlohn für Leiharbeiter

Zeitarbeitsfirmen in Deutschland beschäftigen rund 850.000 Leiharbeiter. Viele von ihnen müssen zusätzlich zum Gehalt noch Arbeitslosengeld II beantragen. Darum plant die IG Metall nun, die Leiharbeiter in die anstehende Tarifrunde bei der Metall- und Elektroindustrie einzubeziehen – der Ärger mit den Arbeitgeberverbänden scheint programmiert.

Die IG Metall hat sich für allgemein gültige Mindestlöhne in der Leiharbeitsbranche ausgesprochen. Die Leiharbeit müsse in das Entsendegesetz aufgenommen werden, um Tarifdumping zu vermeiden, erklärte der Zweite Vorsitzende der IG Metall, Detlef Wetzel am Mittwoch in Frankfurt. In keiner anderen Branche seien Armutslöhne so verbreitet. So müsse nach Zahlen der Bundesarbeitsagentur jeder achte Vollzeit-Leiharbeiter zusätzlich sein Einkommen mit Arbeitslosengeld II aufstocken.

Vor der Beratung des entsprechenden Gesetzes im Bundesrat am Freitag hatte zuletzt der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Günther Oettinger (CDU), den Mindestlohn für Zeitarbeiter wie für weitere Branchen abgelehnt.

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit

In einem "Schwarz-Weiß-Buch" stellte die IG Metall positive wie negative Beispiele von Leih- oder Zeitarbeit vor. Darin wird unter anderem das Schicksal eines Mannes geschildert, der nach 120 Stunden Arbeit in verschiedenen Firmen gerade 575 Euro Lohn erhalten habe und unter untragbaren Umständen ständig neue Stellen antreten sollte. Einem anderen sei gekündigt worden, weil er einen vereinbarten Arzttermin wahrgenommen habe, statt zum Personalbüro zu kommen.

Die IG Metall setze der tagtäglichen Verletzung des Menschenrechts auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit mehrere Initiativen entgegen, erklärte Wetzel. Er verwies auf mehr als 380 "Besser-Abkommen" mit Metallbetrieben, in denen die Bedingungen für die Leiharbeiter verbessert worden seien - in einzelnen Fällen bis zur gleichen Bezahlung im Vergleich zur Stammbelegschaft. Weitere 100 Abkommen seien in Vorbereitung.

"Fairness-Abkommen" mit Zeitarbeitsfirmen

Zudem habe die Gewerkschaft im Bezirk Frankfurt "Fairness- Abkommen" mit 60 Prozent der Zeitarbeitsfirmen abgeschlossen, in denen rund 80 Prozent der Leiharbeiter im Gebiet beschäftigt seien. Außerdem seien rund 9000 Leiharbeiter in die IG Metall eingetreten. Sie würden aktiv in die anstehende Tarifrunde bei der Metall- und Elektroindustrie einbezogen.

Nach Zahlen des DGB ist die Zahl der Leiharbeiter im Juni dieses Jahres auf 850.000 angestiegen. Die meisten werden in der Produktion eingesetzt. Sie sind bei den Zeitarbeitsfirmen angestellt und über diese in aller Regel auch sozialversichert.

Die von den Gewerkschaften geforderte gleiche Behandlung der Leiharbeiter zur Stammbelegschaft steht eigentlich im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz, kann aber von einem Tarifvertrag abgelöst werden. Der DGB sah sich im Jahr 2003 gezwungen, einen flächendeckenden Tarifvertrag mit dem Bundesverband Zeitarbeit (BZA) und dem Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (IDZ) abzuschließen, um dem deutlich niedrigeren Abschluss der kleinen christlichen Gewerkschaft mit dem Interessenverband nordbayrischer Zeitarbeitsunternehmen etwas entgegenzusetzen. Die Tarifverträge gelten nach Branchenangaben für rund 95 Prozent aller Leiharbeiter. (iba/dpa)

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