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Immer mehr Menschen finden eine Anstellung, heißt es bei der Bundesagentur für Arbeit.

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Update

Arbeitsmarktzahlen: Noch weniger Arbeitslose im November

Europa rutscht immer tiefer in die Krise, doch der Arbeitsmarkt in Deutschland boomt. Die Zahl der Erwerbslosen sinkt erneut – von Krise keine Spur. Womöglich geht es noch lange so weiter.

Die Euro-Krise und die Furcht vor einer Rezession sind noch nicht auf dem deutschen Arbeitsmarkt angekommen. Im November sank die Arbeitslosigkeit auf ein Rekordtief: Die Zahl der Menschen ohne Job ging auf 2,713 Millionen zurück, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Mittwoch mitteile. Das ist die niedrigste November-Arbeitslosigkeit seit 20 Jahren. Auch in Berlin waren deutlich weniger Menschen ohne Job.

Der Rückgang von Oktober auf November ist üblich, er fiel in diesem Jahr aber stärker aus als sonst. Im Vergleich zum Vormonat nahm die Zahl der Erwerbslosen um 24 000 ab – Experten hatten nur mit rund 5000 gerechnet. Binnen Jahresfrist ergibt sich ein Minus von 214 000 Arbeitslosen. Die Quote sank auf 6,4 Prozent von 6,9 Prozent im Vorjahr.

Es gebe eine „anhaltend positive Entwicklung“ auf dem Arbeitsmarkt, erklärte BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt. „Die Weltwirtschaft schwächt sich ab, und im Finanzsektor gibt es einige Probleme. Das hat aber auf den Arbeitsmarkt noch nicht durchgeschlagen – und wir hoffen, dass es noch einige Zeit so bleibt“, sagte Alt. Die 176 regionalen Arbeitsagenturen sähen keine Hinweise für eine deutliche Abschwächung des Jobaufschwungs, ergänzte BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker. Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) gab sich ebenfalls optimistisch: „Auch die vorliegenden Frühindikatoren für den Arbeitsmarkt deuten nicht auf ein Ende des Beschäftigungsaufschwungs hin“, sagte der Minister. Bank-Analysten gehen allerdings davon aus, dass die krisenbedingte Verunsicherung und flauere Konjunktur „irgendwann in den Frühjahrsmonaten“ auf dem Arbeitsmarkt ankommen, wie Eckart Tuchtfeld von der Commerzbank sagte.

Von dem Jobaufschwung profitieren auch diejenigen, die schon länger ohne Arbeit sind: Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Hartz-IV-Empfänger ging nach BA-Angaben innerhalb eines Jahres um 80 000 auf 1,94 Millionen zurück. „Auch die Aufstocker wachsen nicht weiter“, sagte Alt. Gemeint sind Menschen, die wegen ihres geringen Lohns zusätzlich auf Hartz-IV angewiesen sind oder die Grundsicherung mit einem Nebenjob aufbessern.

In Berlin ging die Zahl der Arbeitslosen ebenfalls zurück. Im November waren offiziell 210 946 Menschen ohne Job, 4926 weniger als im Oktober und 4199 weniger als vor einem Jahr, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit mitteilte. Die Arbeitslosenquote fiel gegenüber Oktober um 0,3 Prozentpunkte auf den bundesweit noch immer hohen Wert von 12,2 Prozent.

Trotz der hohen Erwerbslosigkeit gebe es in der Hauptstadt in einigen Branchen bereits einen „eklatanten Mangel“ an Fachkräften, kritisierte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) am Mittwoch. Dabei gebe es große Potenziale in der Stadt, die aber von Arbeitgebern nicht genutzt würden, weil potenzielle Mitarbeiter den „falschen Vornamen“ trügen, kritisierte er. Außerdem müsse die Stadt für Zuwanderer attraktiver werden.

Die Spitzenverbände von Arbeitgebern und Industrie bestätigen das. Sie legten in Berlin Berechnungen vor, wonach den Unternehmen 167 000 Fachkräfte in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (Mint) fehlten. Die Lücke habe sich seit Jahresanfang um 73 Prozent vergrößert. Ein Grund sei, dass 27 Prozent dieser Studenten ihre Ausbildung wegen schlechter Studienbedingungen abbrächen. Die Wirtschaft forderte die Regierung deshalb zu mehr Investitionen in Hochschulen auf.

Im europäischen Vergleich steht Deutschland gut da. Im Oktober erreichte die Arbeitslosenquote in der Eurozone mit 10,3 Prozent einen historischen Höchststand, teilte die Statistikbehörde Eurostat mit. In der Eurostat-Statistik, die anders berechnet wird als die deutsche, kam die Bundesrepublik im Oktober auf eine Quote von 5,5 Prozent und lag damit weit unter dem europäischen Durchschnitt. (mit dpa)

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