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Wirtschaft: Arianespace steckt für Jahre in den roten Zahlen

Der harte Wettbewerb macht dem Raketenbetreiber zu schaffen

Berlin/Düsseldorf (fmd/cha/HB). Der europäische Raketenbetreiber Arianespace steckt in großen Schwierigkeiten. Bereits zum zweiten Mal in Folge schreibt die Vermarktungsgesellschaft für die europäische Trägerrakete Ariane rote Zahlen: 201 Millionen Euro im Jahr 2000, 193 Millionen Euro ein Jahr später – bei einem Umsatz von 807 Millionen Euro. Und Besserung ist nicht in Sicht. „Im kommerziellen Markt für Satelliten tobt ein Preiskrieg“, sagt Josef Kind, Geschäftsführer der größten Raumfahrtsystemfirma Europas, der Astrium GmbH.

Astrium, bei der der europäische Rüstungskonzern EADS den Ton angibt, ist mit einem Anteil von 10,31 Prozent größter deutscher unter den 41 industriellen Anteilseignern aus zwölf europäischen Ländern - womit man schon mitten in den Problemen von Arianespace steckt. Denn die komplizierte, multinationale Eigentümerstruktur unter fortbestehender französischer Dominanz behindert den Raketenbetreiber nach Ansicht fast aller Experten. Dabei ist der Wettbewerb knallhart, die Europäer müssten gegen erhebliche Verzerrungen kämpfen, sagt Ralph Jaeger, ehemaliger Vizepräsident von Arianespace und heute Honorarprofessor für Raumfahrt an der TU Berlin. So profitierten die Konkurrenten in den USA und in Russland vor allem von den militärischen Aufträgen. Da allein die US-Regierung jährlich bis zu 30 Starts bestelle, könne die US-Konkurrenz ganz anders kalkulieren.

Zum Hauptkonkurrenten von Arianespace ist inzwischen die amerikanisch-russische ILS (International Launch Services) aufgestiegen. Dieses Joint Venture des US-Rüstungskonzerns Lockheed Martin mit den russischen Raketenschmieden Chrunitschew und Energeija bietet für die Starts geostationärer Satelliten gleich zwei Raketensysteme an.

Ariane V nicht wettbewerbsfähig

„Unter den jetzigen Bedingungen ist die Ariane V nicht wettbewerbsfähig“, sagt ein Fachmann aus den Kreisen der europäischen Satellitenindustrie. Volker Liebig, Programmdirektor für Raumfahrt beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), gibt ihm indirekt Recht: „Das sind Dumpingpreise“, beschwert er sich über das Proton-Angebot der ILS. Das Kernproblem der Ariane aber ist die Branchenkonjunktur. „Der Markt für Kommunikationssatelliten ist eingebrochen“, sagt Liebig. Hinzu kommt die Konzentration unter Satellitenbetreibern. So hatte die Fusion der luxemburgischen SES Astra mit dem US-Konkurrenten GE Americom zur Folge, dass SES gleich vier Satellitenprojekte von GE strich - und Ariane in die Röhre schaute. Und: Von den ursprünglich Mitte der Neunzigerjahre erwogenen 70 Internet-Satelliten sind ganze vier Projekte bis zur Lizenzierung gekommen.

Bis 2005 sollen die Kosten für die Produktion einer Trägerrakete Ariane halbiert werden, um wieder wettbewerbsfähig zu werden. Der ehemalige Arianespace-Manager Jaeger ist skeptisch: so lange die Militärs die US-Raketen bezahlten, werde es keinen echten Wettbewerb geben, meint Jaeger. Um Arianespace nachhaltig zu sanieren, halten unternehmensnahe Kreise 750 Millionen Euro für einen Zeitraum von drei Jahren für erforderlich.

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