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Arm und Reich: Vermögen in Deutschland zunehmend ungleich verteilt

Viele haben nur wenig - einige wenige haben sehr viel: Der Reichtum in Deutschland bleibt laut einer Studie ungleich verteilt. Das Armutsrisiko ist in Berlin am größten.

Die privaten Vermögen in Deutschland sind sehr ungleich verteilt, die Schere ist in den vergangenen Jahren weiter auseinander gegangen. Das geht aus einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervor.

Die Experten haben allerdings jetzt herausgefunden, dass die Altersvorsorge die Schere zwischen Arm und Reich verkleinert. Die ungleiche Verteilung sei geringer, wenn man Pensionsansprüche und Rentenanwartschaften miteinbeziehe. "Das Ausmaß der Vermögenskonzentration bleibt aber weiterhin hoch," heißt es in der Studie. Mehr als ein Viertel der Bevölkerung besitze weder Geldvermögen, Immobilien noch Betriebsvermögen oder sei sogar verschuldet. "Allerdings erwerben praktisch alle Erwachsenen Ansprüche an die diversen Alterssicherungssysteme", schrieben die Berliner Forscher. Zudem seien die Rentenansprüche in der gesetzlichen Rentenversicherung aufgrund der Beitragsbemessungsgrenze gedeckelt

DIW-Experte Joachim Frick fügte allerdings hinzu, "die Konzentration der jetzt erstmals um Renten- und Pensionsanwartschaften erweiterten Vermögen bleibt aber sehr hoch und die dämpfende Wirkung des Alterssicherungsvermögens wird künftig wohl an Bedeutung verlieren." Hier spielten mehrere Faktoren eine Rolle, wie sinkende Versorgungsniveaus im Zuge der Reformen der Alterssicherungssysteme oder zunehmende Lücken im Erwerbsverlauf, etwa durch Arbeitslosigkeit

Im Schnitt verfügt jeder erwachsene Deutsche über ein Vermögen von mehr als 150.000 Euro inklusive Rentenansprüchen. Ein Erwachsener besitze neben Geld und Sachvermögen von 88.000 Euro rund 67.000 Euro an Pensions- und Rentenansprüchen. An der Spitze liegen Beamte. Im Pensionsalter verfügen sie laut Studie über ein Vermögen inklusive Altersvorsorge von über 500.000 Euro.

Die Macher der Studie warnen, dass immer mehr Menschen wegen Arbeitslosigkeit und reduzierter Sozialleistungen im Alter verarmen. "Zusätzliche private Altersvorsorge wird nach den Reformen bei der Alterssicherung immer wichtiger", sagte DIW-Experte Markus Grabka. Dafür hätten Geringverdiener aber meist kein Geld übrig.

Auch Langzeitarbeitslose könnten so gut wie kein Vermögen für das Alter aufbauen. "Dies gilt besonders für Ostdeutschland, denn hier haben wir ohnehin eine geringere Vermögensbildung als im Westen und deutlich mehr Langzeitarbeitslose."

Die Linke kritisierte: "Es darf nicht zur Normalität werden, dass die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden." Deshalb müsse die Vermögenssteuer wieder eingeführt werden, damit wohlhabende Bürger sich stärker an der Finanzierung des Sozialstaats beteiligen müssten.

Armutsrisiko in Berlin am größten

In Berlin ist das Armutsrisiko so hoch wie nirgendwo sonst in Deutschland. Wer in Bayern und Baden-Württemberg lebt, ist dagegen am besten vor Armut geschützt. Das ergab ein Bundesländer-Vergleich der Gütersloher Bertelsmann-Stiftung. Experten warnen, dass die Schere zwischen Arm und Reich in Deutschland weiter auseinander geht.

Die Bertelsmann-Stiftung hatte das soziale Gefälle in den Ländern zwischen 2006 und 2008 bewertet. In Berlin waren von 1000 Einwohnern knapp 200 auf staatliche Hilfe angewiesen. In Bayern und Baden- Württemberg waren es im Schnitt nur etwas mehr als 50 Bürger. Im unteren Drittel liegen Sachsen-Anhalt, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern.

Den großen Unterschied zwischen Ost und West führt die Stiftung auf den höheren Anteil junger Alleinerziehender zurück. Im Osten müssen 35 Prozent der Eltern unter 20 Jahren ihre Kinder ohne Partner aufziehen. In den westdeutschen Flächenländern schwankt der Anteil von 16,6 Prozent in Baden-Württemberg und 22,3 Prozent im Saarland.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, Reuters

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