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Wirtschaft: Arztauswahl per Internet

HEIKENDORF .Flexiblen Fachärzten und Krankenhäusern in Deutschland winkt ein lukrativer Markt: Zahlungskräftige Patienten aus aller Welt, die sich von deutschen Spezialisten behandeln lassen wollen, könnten damit für eine Verbesserung der schwierigen finanziellen Situation in Kliniken und Praxen sorgen.

HEIKENDORF .Flexiblen Fachärzten und Krankenhäusern in Deutschland winkt ein lukrativer Markt: Zahlungskräftige Patienten aus aller Welt, die sich von deutschen Spezialisten behandeln lassen wollen, könnten damit für eine Verbesserung der schwierigen finanziellen Situation in Kliniken und Praxen sorgen.

Die zusätzlichen Einnahmequellen durch Patienten etwa aus dem arabischen Raum, Skandinavien oder Osteuropa will auch das Medical Care Center (MCC) aus Heikendorf bei Kiel erschließen.Der 32jährige Volkswirt und MCC-Manager Sofian Abdul-Salam will deutsche Medizinleistungen im Ausland vermarkten und eröffnet damit deutschen Ärzten und Kliniken ungeahnte Chancen.

Das Konzept des gebürtigen Jordaniers: Gut betuchte Kunden, die in ihrer Heimat nicht die geeignete ärztliche Behandlung finden oder sich über zu lange Wartezeiten ärgern, will Salam nach Deutschland locken.Die Leistungen der deutschen Mediziner bietet MCC weltweit über das Internet ( http://www.mcc.de ) an.Probleme mit dem ärztlichen Wettbewerbsverbot will Salam dabei von vornherein vermeiden: "Wir sprechen uns mit den Ärztekammern ab", versichert er.

Patienten, die nicht im Internet nach einem Arzt suchen, spricht MCC über herkömmliche Methoden an.So werben etwa im arabischen Raum Reisebüros damit, Urlaub und medizinischen Check-Up in Deutschland miteinander zu verbinden.Vor Ort übernimmt dann MCC die gesamte Abwicklung und Organisation des Aufenthaltes.

Um von MCC an ausländische Kunden vermittelt zu werden, verlangt Salam neben fachlicher Kompetenz und gefragten medizinischen Angeboten in erster Linie Flexibilität von den Ärzten.Vielen deutschen Medizinern bescheinigt Salam in dieser Hinsicht allerdings noch Nachholbedarf."Ein Patient, der für eine Behandlung von Kuwait nach Deutschland gereist ist, sollte in der Arztpraxis nicht noch stundenlang warten müssen", empfiehlt Salam.

Neu ist die MCC-Dienstleistung übrigens nicht: In Deutschland haben sich eine Handvoll Firmen auf ähnliche Vermittlungen spezialisiert, die meisten arbeiten mit bestimmten Ländern eng zusammen.MCC, das sich bislang hauptsächlich auf den arabischen Raum konzentriert hat, beschäftigt heute 15 freie Mitarbeiter.Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen 40 ausländische Kunden in Deutschland betreut.

Salam hält diese Zahl für steigerungsfähig."Die Branche steckt noch in den Kinderschuhen", sagt er.Bei richtiger Vermarktung könnten deutsche Kliniken ihre Kapazitäten nach seinen Schätzungen zu fünf bis zehn Prozent mit ausländischen Gästen auslasten und damit dringend benötigte zusätzliche Einnahmen erzielen.Er setzt dabei auch auf Großveranstaltungen wie die Expo 2000 in Hannover, die Internationale Tourismus Börse oder auch die Kieler Woche."Zu solchen Anlässen kommen viele Ausländer nach Deutschland.Wer das mit einem medizinischen Check-up verbinden will, wird von uns vermittelt", sagt Salam.

Bis Ende des Jahres will der Volkswirt auch eine Niederlassung in Berlin einrichten, um näher an seinen potentiellen Kunden zu sein.Als Zielgruppe hat Salam nach dem Regierungsumzug die Mitarbeiter an den diplomatischen Botschaften ausgemacht.

DIRK SCHNACK

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