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In Fahrt. Die deutschen Exporte haben zu Jahresbeginns zugelegt – besonders dank der Nachfrage aus Asien. Foto: dapd

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Wirtschaft: Asien kauft deutsch

Nachfrage nach deutschen Waren in der EU wächst schwächer / Schwellenländer sorgen für Exportrekorde.

Berlin - Schon 2009 zogen die Chinesen an Deutschland vorbei und luchsten der Bundesrepublik den lange Jahre gepachteten Titel des Exportweltmeisters ab. Obwohl für dieses Jahr mit Ausfuhren im Wert von 1124 Milliarden Euro (plus sechs Prozent) erneut ein Rekord erwartet wird, scheint der Titel auf lange Sicht verloren. „Dass Deutschland wieder Exportweltmeister wird und China überholt, glaube ich nicht, und das sollten wir uns auch nicht wünschen“, sagte der Präsident des Bundesverbands des Groß- und Außenhandels BGA, Anton Börner, am Dienstag in Berlin. Das käme einem Absturz der Volksrepublik gleich. „Der Aufstieg Asiens und insbesondere Chinas ist nicht automatisch unser Abstieg“, sagte Börner. „Wir wachsen im Windschatten des asiatischen Wachstums.“ 2007 betrug der Anteil Asiens am deutschen Außenhandel noch 11,6 Prozent, 2011 waren es schon fast 16 Prozent.

Zwar stiegen beim wichtigen Abnehmerland China die Importe zuletzt weniger stark als erwartet, was Experten als Beleg für die schwächelnde Binnenkonjunktur im Land werten. Dennoch sieht der BGA auch im laufenden Jahr gute Wachstumschancen in Asien. Die aufstrebenden Volkswirtschaften seien kaum von der Schuldenkrise belastet und würden „weiterhin kräftig in Zukunftstechnologien investieren“, sagte Börner.

Jüngste Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen den Trend. Im Februar legten die Ausfuhren auf Jahressicht um 8,6 Prozent zu, es wurden Waren im Wert von 91,3 Milliarden Euro exportiert. Volkswirte hatten zuvor mit einem Rückgang gerechnet. Während Europa wegen der Schuldenkrise als Absatzmarkt für deutsche Waren an Bedeutung verliert, sorgt insbesondere die Nachfrage aus Schwellenländern für das Wachstum der Exporte. Haupttreiber waren im Februar boomende Volkswirtschaften wie Brasilien, Indien, Russland und China. Die Exporte in Länder außerhalb der EU legten im Jahresvergleich mit plus 13,4 Prozent auf einen Warenwert von 37,9 Milliarden Euro rund zweieinhalbmal so stark zu wie die Ausfuhren in EU-Staaten (plus 5,4 Prozent auf 53,4 Milliarden Euro) und sogar gut viermal so stark wie die deutschen Exporte in Euro-Staaten (plus 3,3 Prozent). „Europa als wichtigster Markt für deutsche Exporte ist krisengebeutelt und die Auftragseingänge weisen auch keine neuen Positivrekorde auf“, sagte Börner. Besonders die Ausfuhren in die Krisenländer Griechenland und Italien gingen kräftig zurück. Setze sich der derzeitige Trend fort, werde Asien im Jahr 2040 für die deutsche Wirtschaft die gleiche Bedeutung haben wie Europa, sagte Börner.

Insgesamt zeichnete der BGA ein „sehr, sehr positives“ Szenario für die nächsten Monate. Auch an einen Dämpfer durch einen anhaltenden Anstieg des Ölpreises glaubt der Verband nicht. Die derzeitigen Risiken des Weltmarkts seien bereits eingepreist, so dass das Öl eher ein wenig billiger werde. „Die Weltwirtschaft hat wieder Tritt gefasst, und das wettbewerbsfähige Deutschland dürfte davon auch in den kommenden Quartalen profitieren“, meint auch die Commerzbank.

Zudem sieht der BGA große Chancen im Export von Dienstleistungen. Derzeit liege deren Anteil am Gesamtexport noch bei 14 Prozent, seit 2000 aber hätten sich die Zahlen verdoppelt, besonders im IT-Bereich. „Auch Pflege- und Gesundheitsdienstleistungen werden in der Zukunft in den Schwellenländern verstärkt gefragt sein“, sagte Börner.

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