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Wirtschaft: Attraktiver Nachbar: Holland lockt mit Niedrigsteuern

Deutschland verliert Arbeitsplätze und Steuereinnahmen, da die Niederlande mit niedrigen Steuern internationale Unternehmen anlocken. Dies belegt eine Studie, die fünf große deutsche Städte bei der Unternehmensberatung Booz, Allen & Hamilton in Auftrag gegeben haben.

Deutschland verliert Arbeitsplätze und Steuereinnahmen, da die Niederlande mit niedrigen Steuern internationale Unternehmen anlocken. Dies belegt eine Studie, die fünf große deutsche Städte bei der Unternehmensberatung Booz, Allen & Hamilton in Auftrag gegeben haben. "Zunächst ist uns das Verhalten von Unternehmen aufgefallen, die ihre Firmenzentrale von Deutschland in die Niederlande verlegt haben", sagte Hartmut Schwesinger von der Wirtschaftsförderung Frankfurt bei der Vorstellung der Studie am Freitag in Berlin. Schnell wurde klar: das Problem ist nicht allein die Abwanderung, sondern "wer gar nicht erst gekommen ist." Japanische und amerikanische Firmen entscheiden sich auffällig oft für die Niederlande oder Belgien als Standort für ihr europäisches Hauptquartier. Die Studie empfiehlt, dass die Bundesregierung entweder auf Ebene der Europäischen Union die Niedrigsteuern bekämpft oder in Deutschland ähnliche Anreize schafft.

Den Niederladen ist es gelungen, ein Drittel der Europahauptquartiere internationaler Firmen anzusiedeln. Und sogar die Hälfte aller amerikanischen und asiatischen Verteilungszentren für Waren sitzen dort - nicht selten liefern sie über die Grenze nach Deutschland. Der Grund für den Erfolg des kleineren Nachbarn: eine Sonderregelung für Firmenhauptquartiere und Distributionszentren. Die Unternehmen zahlen dort nur ein Zwanzigstel der üblichen Umsatzsteuer. Ebenso wichtig für Multinationals: Sie können zusammen mit dem Finanzamt die Steuerlast verbindlich auf fünf Jahre im voraus berechnen. Ganz steuerfrei sind Kapitaleinkünfte. Die Manager zahlen eine geringere Einkommenssteuer. Nach der niederländischen Sonderregelung müssen die Unternehmen nicht den üblichen Steuersatz zahlen, sondern nur eine Abgabe, die sich aus einem Teil der Kosten berechnet. Aus 38,5 Prozent Steuer, die auch nach der Steuerreform noch in Deutschland zu zahlen wären, werden so weniger als zwei Prozent.

Ein beunruhigendes Gerücht konnte Joachim Pfeiffer von der Wirtschaftsförderung Stuttgart dementieren. "Daimler-Chrysler bleibt vorerst in Deutschland", erklärte er. Die Wirtschaftsförderungen von Berlin, Frankfurt, Duisburg, Essen, Hamburg und Stuttgart gaben die Studie in Auftrag. Dass viele US-Firmen nach Großbritannien gehen, weil sie dort sprachlich zu Hause sind, gilt nicht als ungewöhnlich. Als jedoch Siemens Fujitsu nach Holland ging, war das ein Alarmsignal. Künftig werden die Entscheidungen im Ausland getroffen.

fmk

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