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Wirtschaft: Auch Investmentfonds werden abgewickelt

Anleger kann sich auszahlen lassen oder den Fonds wechseln

Berlin. Viele Anleger, die ihr Geld in einem Fonds der Allianz oder bei dem zur Dresdner Bank gehörenden Deutschen Investment Trust (Dit) angelegt haben, bekamen jüngst Post oder erfuhren es von ihrem Anlageberater. Die Nachricht war wenig erfreulich. Die Dit teilte den Sparern mit, dass „ihr“ Fonds geschlossen wird. Insgesamt 30 Fonds wird es zum Jahresende nicht mehr geben, 21 sind bereits „abgewickelt“. Die Fondszeichner erhielten ein Umtauschangebot, oder ihr Geld zum aktuellen Rücknahmepreis zurück. Dit und Allianz werden nicht die Einzigen bleiben. In „Euro am Sonntag“ war bereits reißerisch von einer „Todesliste“ die Rede, die ungefähr 800 gefährdete Fonds enthalte. Der Bundesverband Deutscher Investment- und Vermögensverwaltungsgesellschaften (BVI) hat im ersten Halbjahr 2002 insgesamt 71 Fonds gezählt, die aufgelöst wurden. Im gesamten Vorjahr waren es nur 54.

„Vier wesentliche Gründe bewegen eine Fondsgesellschaft einen Fonds aufzulösen“, sagt Frank Bock, Sprecher des BVI. Etwa eine Fusion der Dachgesellschaften, wie zum Beispiel Allianz und Dresdner. In einem solchen Fall sind zwei Fonds mit gleichem oder ähnlichem Anlageschwerpunkt im Angebot, eine Zusammenlegung liegt nahe. Doch eine Zusammenlegung ist, so Bock, nach deutschem Recht nicht möglich. Ein Fonds muss geschlossen werden. Geschlossen wird ein Fonds in der Regel auch dann, wenn das Mittelaufkommen nahe null tendiert. Dies traf in jüngster Zeit vor allem Spezialitätenfonds, die in Titeln des Neuen Marktes anlegten. Beispiele sind Uni-Internet-Fonds von Union Invest, der Kapitalanlagegesellschaft der Genossenschaftsbanken. Aber nicht nur am Neuen Markt kann die Geschäftsgrundlage quasi entfallen. Der Berlinwerte Fonds Weberbank, verwaltet von Sal. Oppenheim wurde im Juni diesen Jahres geschlossen. Der Fonds, in der Euphorie Anfang der neunziger Jahre gegründet, sollte „vorwiegend in Aktien von Unternehmen, die ihren Sitz in Berlin haben oder überwiegend dort tätig sind“, investieren.

Schließlich spielt die Größe des Fonds eine nicht unerhebliche Rolle. Die Fondsgesellschaft rechnet logischerweise, ob sich ein Fonds wirtschaftlich rentiert. Ist das Anlagevolumen klein, schlagen die Kosten für Management, Rechenschaft- und Halbjahresberichte, Wirtschaftsprüfer und ähnliches unverhältnismäßig stark zu Buche. Ein weiterer Grund kann schlicht Marktbereinigung lauten. Auch beim Marktführer in Deutschland, der zur Deutschen Bank gehörenden DWS hat man offenbar erkannt, dass zu viele Fonds in einem Marktsegment angeboten werden. Zum Jahreswechsel 2002/2003 fusionieren einige Fonds, darunter DWS Neuer Markt Deutschland, der in dem DWS Euroland Neue Märkte aufgeht. Der BVI legt Wert auf die Feststellung, dass das Verschwinden von Fonds keineswegs eine negative Qualitätsaussage, sondern ein „natürlicher Prozess“ sei.

So seien mit der Einführung des Euro auch Fonds geschlossen worden, die auf die Anlage in D-Mark-Produkten spezialisiert gewesen seien. Doch problemlos ist die Schließung eines Fonds für den Anleger keineswegs. Zwar beträgt die Kündigungsfrist durch die Fondsgesellschaft bei in Deutschland zugelassenen Fonds drei Monate. Außerdem muss die Kapitalanlagegesellschaft den Anlegern im Einvernehmen mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht ein Umtauschangebot machen. Und schließlich steht es dem Anleger frei, ob er kostenlos in einen anderen Fonds wechseln will oder sich auszahlen lässt. Doch nicht immer fährt der Anleger dabei gut.

In Zeiten stark gesunkener Aktienkurse (wie derzeit) sinkt auch der Rücknahmepreis für die Fondsanteile stark. Wer sich auszahlen lässt, muss unter Umständen zum falschen Zeitpunkt verkaufen und verliert Geld. Und wer in einen vergleichbaren Fonds wechselt, weiß dennoch nicht, ob der Fonds die gleiche Performance haben wird, wie der alte. Der Anleger kann dies nur hoffen.

Die Schließung von Fonds hat also immer einen negativen Beigeschmack So verwundert es nicht, dass beispielsweise die Kapitalanlagegesellschaft der Sparkassen stolz verkündet, dass seit 1956 nur zwei Fonds geschlossen worden seien. Daniel Rhee-Piening

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