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Wirtschaft: Auf in den Wettbewerb: mit Gänseleber und Crème brûlée

Die Bewag will sich auf den freien Markt einstellen.Auf den knallharten Wettbewerb, bei dem sich die Anbieter eines Erzeugnisses um die Gunst der Kunden streiten.

Die Bewag will sich auf den freien Markt einstellen.Auf den knallharten Wettbewerb, bei dem sich die Anbieter eines Erzeugnisses um die Gunst der Kunden streiten.Das Ergebnis solcher Streits sind normalerweise sinkende Preise - das sieht man sehr schön am Beispiel der Deutschen Telekom, die gar nicht so schnell neue Prospekte drucken kann, wie die Kunden zur Konkurrenz abwandern.So ist das mit dem Wettwerb.In der Praxis.

Diesen entwürdigenden Preiskampf hat die Bewag nicht nötig oder jedenfalls noch nicht.Beherrscht sie doch als Monopolist den Strommarkt Berlins und kann die Preise selbst bestimmen.Doch die Bewag, die es, wie gesagt, nicht müßte, probiert schon jetzt, wie es ist, wenn die Kunden nicht mehr automatisch kommen.Die Bewag spielt Markt.Das geht so: Dem Kunden wird etwas versprochen.Daß die Bewag kundenfreundlich ist und serviceorientiert, daß ihr Leistung und Dienst Freude bereitet, daß Vertrauen wertvoll ist und, vor allem, daß sie sich viel Mühe gibt, bevor es mit dem Markt ernst wird.

Es irrt hingegen, wer glaubt, die Kilowattstunde werde nun billiger.Dafür aber kann der Kunde seit Dienstag Mitglied werden im Bewag-Club Watt & More.Was er davon hat? Noch mehr Service (zum Beispiel telefonisch, mit einer Extra-Service-Telefonnummer), noch mehr Dienstleistung (unentgeltliches Ausleihen einer offenbar begehrten Brotbackmaschine), noch mehr Mühe (beim Backen mit Bewag-Rezepten).Die Mitgliedschaft kostet erst einmal.Der Schauspielerin Brigitte Grothum und dem Spitzenkoch Siegfried Rockendorf ist es im Jahr 35 DM wert, neben den Stromrechnungen vier Mal Post von der Bewag zu bekommen - mit Rezepten und Umwelttips für die Club-Mappe.Warum sonst traten die beiden am Dienstag in den Club ein? Neu-Club-Mitglied und Zwangs-Bewag-Kunde Rockendorf zeigte zum Auftakt seiner Mitgliedschaft, wie die Bewag Kunden zufriedenstellt: im Bewag-Kochstudio an der Schloßstraße in Steglitz (das gibt es wirklich) kochte Rockendorf öffentlichkeitswirksam ein Frühstücksmenü mit Hummer, Gänseleber und crème brûlée und solchen Sachen.Die Bewag-Kunden zahlen es.

Weil Service dieser Art kostet, kann die Bewag vorerst auch nicht die Preise senken.Auch für Clubmitglieder gibt es keinen Rabatt auf die Stromrechnung.Dafür aber viele kostenlose Ratschläge zum sparsamen Umgang mit dem teuren Bewag-Strom.Das ist der Unterschied zwischen echtem Wettbewerb und gespieltem.

KATHRIN SPOERR

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