zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Aufnahme in den Dax angepeilt - Preisspanne zwischen 29 und 35 Euro

Einnahmen von mindestens fünf Milliarden Euro für Siemens erwartet - Kooperation mit Intelhop Mindestens fünf Milliarden Euro (knapp zehn Milliarden Mark) wird Siemens durch den Börsengang seiner Halbleiter-Tochter Infineon einnehmen. Enthalten ist darin eine Kapitalerhöhung, die 800 Millionen Euro erbringen soll.

Einnahmen von mindestens fünf Milliarden Euro für Siemens erwartet - Kooperation mit Intelhop

Mindestens fünf Milliarden Euro (knapp zehn Milliarden Mark) wird Siemens durch den Börsengang seiner Halbleiter-Tochter Infineon einnehmen. Enthalten ist darin eine Kapitalerhöhung, die 800 Millionen Euro erbringen soll. Dies ergibt sich aus der am Montag in Frankfurt (Main) veröffentlichten Preisspanne von 29 bis 35 Euro für eine Infineon-Aktie. Im vorbörslichen Telefonhandel werden bereits Graumarktpreise von 70 bis 80 Euro notiert. Der Unternehmenswert wird auf 18 bis 22 Milliarden Euro geschätzt. Damit bringt Siemens nach dem Hersteller für elektronische Bauelemente Epcos eine weitere große Tochterfirma an die Börse. Infineon stellt die größte Neueinführung am deutschen Aktienmarkt nach der Deutschen Telekom von 1996 dar und peilt die Aufnahme in den Dax an.

Siemens gibt damit den Startschuss zu einem Börsenjahr mit Milliardenemissionen. Die Telekom bringt ihre Töchter T-Online und T-Mobil an den Kapitalmarkt, die Commerzbank die Direktbank comdirect bank. Als weiteres Schwergewicht bereitet die Deutsche Post ihren Börsengang vor. Bis zum 10. März können Anleger die Papiere von Infineon zeichnen. Frühzeichner, die sich bis zum 1. März entscheiden, erhalten einen Rabatt von einem Euro je Aktie.

Am Montag gab Infineon auch bekannt, dass sich der weltweit größte Chip-Hersteller Intel mit 250 Millionen Dollar (knapp 500 Millionen Mark) an Infineon beteiligen wird. Hinzu kommt eine Kooperation bei der Produktion von Speicherbausteinen. Unter anderem werden die beiden Konzerne ihre Pläne zur Produktentwicklung austauschen. Außerdem wird Infineon seine Kapazitäten zur Herstellung von Speicherchips erweitern.

Von den Analysten wird der Zeitpunkt des Börsengangs allgemein als gut empfunden, auch wenn sich in den vergangenen Tagen Hochtechnologie-Werte am deutschen Neuen Markt und der amerikanischen Nasdaq deutlich schwächer präsentierten. Die Halbleiter-Industrie kann auf sehr gute Zahlen verweisen. Durch den hohen Bedarf an elektronischen Bauteilen in der Auto-Industrie und bei Mobiltelefonen konnte Infineon seinen Umsatz im ersten Quartal des Geschäftsjahres 1999/2000 um 81 Prozent steigern. Für das weitere Jahr rechnen die Münchener mit einem ruhigeren Geschäftsverlauf, wollen aber in den kommenden fünf Jahren mit durchschnittlich 19 Prozent weiter schneller wachsen als der Markt mit etwa zehn Prozent. Im Geschäftsjahr 1999 setzte Infineon 4,24 Milliarden Euro um und beschäftigte weltweit 25 800 Mitarbeiter.

Infineon zählt zu den größten Anbietern von Chips für ISDN-Anwendungen und Handies. Weltweit ist der Konzern bei der Herstellung von Speicherchips auf dem fünften Rang. Der Markt für Speicherchips ist jedoch nur schwer einzuschätzen. Dies ist unter anderem ein Grund für die Ausgliederung von Infineon durch Siemens. Mitte der 90er Jahre wurde im nordenglischen Newcastle mit Milliardenaufwand eine neue Chip-Fabrik errichtet, da zu dem Zeitpunkt der Halbleiter-Markt stark anzog. Dem folgte ein jäher Rückgang - und die Schließung des Werks nach nur wenigen Monaten. Eine neuerliche Berg- und Talfahrt will Heinrich von Pierer, Vorstandsvorsitzender von Siemens, seinem Konzern ersparen. Doch gibt sich der Infineon-Chef Ulrich Schumacher davon überzeugt, dass Infineon heute in der Lage ist, Konjunkturzyklen besser auszugleichen.

Konsequente Umstrukturierung

Unklar ist, ob mit dem Infineon-Börsengang der radikale Umbau von Siemens beendet ist. Spekulationen vom Wochenende über eine weitere Konzentration der Konzernaktiviäten wurden aus München dementiert. Schließlich hat von Pierer seine gut ein Jahr alten Ankündigungen zur Neugliederung zum größten Teil wahr gemacht und seinen Zehn-Punkte-Plan nach und nach abgehakt. Vor zwei Jahren hätte Siemens niemand diesen Kraftakt zugetraut. Die Münchner wurden als unbeweglich angesehen. Die neue Konzernstrategie, Verlustquellen konsequent zu beseitigen und über die Börsengänge von Konzerntöchtern einen höheren Unternehmenswert zu realisieren, wurde von den Aktienmärkten mit einem schnellen Kursanstieg honoriert. Die Ausgliederungen umfassen 60 000 Mitarbeiter und 17 Millarden Mark Umsatz.

hop

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false