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Gut bewirtet. Im Hotel Kempinski lernen potenzielle Azubis, wie man einen Tisch für ein Vier-Gänge- Menü deckt.

© Thilo Rückeis

Ausbildung in Hotels und Restaurants: Für die Gäste

In jedem Jahr öffnen Hotels und Gaststätten in Berlin ihre Türen, um Nachwuchs zu werben. Beruflich haben sie einiges zu bieten.

Deck' doch mal schnell den Tisch – so läuft das in der gehobenen Hotellerie nicht. Das wird der potenziellen Auszubildenden Gilda Babuscio schnell klar. „Die Messer mit zwei Fingern am oberen Ende des Griffes anfassen“, erklärt Burkhard Kikstein. Denn Fingerabdrücke auf dem Besteck hinterlassen, das geht natürlich gar nicht. „Und die Teller vorher polieren – und zwar von beiden Seiten.“ Schließlich solle ein Gast, der sich für die Marke des Services interessiert, keine unangenehme Überraschung erleben. Seit 34 Jahren leitet Kikstein die Ausbildung im Bereich Food and Beverage am Kempinski Hotel Bristol in Berlin.

Wie eine Ausbildung in diesem und anderen Hotels oder Restaurants in Berlin funktioniert, darüber konnten sich die Besucher der zum dritten Mal veranstalteten „Langen Nacht der Aus- und Weiterbildung“ am vergangenen Donnerstag informieren. An die 40 Betriebe gewährten einen Blick hinter ihre Kulissen, um junge Leute für eine Lehre in ihrem Betrieb zu gewinnen. Denn Nachwuchs ist in dieser, wie in vielen anderen Branchen gesucht. Auch zum Ausbildungsstart im September haben einige Arbeitgeber noch freie Stellen zu besetzen.

Knapp 1000 Besucher nutzten die Chance, sich in den nobleren Häusern der Stadt umzusehen oder sich über Ausbildungsmöglichkeiten auch in kleineren Betrieben zu erkundigen. Die Azubis selbst stellten den Interessierten ihren Arbeitsplatz vor.

Beim Riechtest fällt der Besucher durch

Das ist am Donnerstag auch im „Kempi“, wie die Belegschaft des Kempinski ihr Haus nennt, so. Die Besucher nehmen an einer Hausführung teil und informieren sich über die drei Berufe, Koch, Restaurantfachmann und Hotelfachmann, in denen das Hotel ausbildet.

In einer kleinen Gruppe zieht Gilda Babuscio durch das Haus. Sie interessiert sich für einen Quereinstieg, sagt die 25-Jährige. Sie hat Literaturwissenschaften studiert, in einem Hotel gearbeitet und Spaß daran gefunden. Mit Fremdsprachenkenntnissen in Deutsch, Englisch und Spanisch sieht sich die gebürtige Italienerin gut aufgestellt für die Arbeit an der Rezeption. Dass man bei der Ausbildung als Hotelfachfrau Einblicke in alle Bereiche vom Zimmerservice bis zur Küche bekommt, gefällt ihr. „So eine Ausbildung gibt es in Italien nicht“, sagt sie.

Der 19-jährige Marvin Kau ist im Kempinski Koch im ersten Lehrjahr. Er hat einen Stand aufgebaut, an dem die Besucher ihr Wissen im Bereich Warenwirtschaft testen können. „Das ist … Sellerie“, rät der 17-jährige Schüler Lars. „Nein, Fenchelknollen“, berichtigt Kau. Dafür besteht Lars den Riechtest, erschnuppert mit verbundenen Augen Dill und Ingwer . „Mir gefällt an meinem Beruf die Möglichkeit, kreativ zu sein“, erklärt Kau. Und die gibt es bereits im ersten Lehrjahr: „Im Restaurant wird den Gästen vor dem eigentlichen Menü ein ‚Gruß aus der Küche' serviert“, sagt er. Den darf sich der Azubi ausdenken und entscheiden, ob es Lamm sein soll oder gefüllte Teigtaschen. Zu seinen Aufgaben gehört es auch, abends die Küche zu putzen.

Mit geschlossenen Augen. Ein Besucher erschnuppert Kräuter.
Mit geschlossenen Augen. Ein Besucher erschnuppert Kräuter.

© Thilo Rückeis

Die Trainings-Managerin Carolin Hentzschel führt weiter durchs Haus: Von der einfachsten Zimmer-Kategorie „Classic“ geht es über schalldämpfende Auslegware weiter zu einem „Deluxe“-Zimmer. Hentzschel schließt eine Suite mit Terrasse auf. In Vitrinen stehen Champagnerflaschen und Porzellankunst. Schüler Lars bemerkt: „Wow, die Fernseher werden in jeder Kategorie besser.“ Die Aufgaben eines angehenden Hotelfachmanns, der auch lernt, die Kissen auf dem Bett präzise zu platzieren, interessieren ihn weniger. Er will ja Koch werden.

Das Kissen muss präzise platziert werden

Mit unterwegs ist Carina Müller, 23. Sie hat die Ausbildung zur Hotelfachfrau hinter sich. Dank guter Noten konnte sie die dreijährige Lehrzeit auf zweieinhalb Jahre verkürzen, erzählt sie. Auch Elisa Müller hat sich der Gruppe angeschlossen. Sie lernt im dualen Studium Hotel- und Tourismusmanagement: Zwei Tage in der Woche studiert sie, drei Tage arbeitet sie im Kempinski. An der Branche reizt sie der tägliche Umgang mit ganz unterschiedlichen Menschen, sagt sie.

Schließlich endet die Tour in dem Restaurant des Hauses, wo in einer offenen Küche vor den Augen der Gäste gekocht wird. Lars will wissen: „Kann man hier fluchen, wenn etwas schiefgeht?“

So unterschiedlich die Ausbildungen im Hotel- und Gaststättengewerbe auch sind, sie haben einiges gemeinsam: Die Zufriedenheit des Gastes steht im Mittelpunkt. „Teamwork“ und das Ziel „ein Lächeln auf das Gesicht des Gastes zu zaubern“ sind Kernelemente der Arbeit. Flexibilität sei ebenfalls eine wichtige Voraussetzung, um in der Branche glücklich zu werden, sagt „People Service Manager“ Dirk Blumenthal. Denn wechselnder Schichtdienst, auch am Wochenende und an Feiertagen, ist Standard.

Wer eine Ausbildung im Kempinski anvisiert, kann sich das ganze Jahr über um einen der zehn angebotenen Plätze bewerben, sagt Blumenthal. Ausbildungsbeginn ist im August und im Februar.Etwa 20 Bewerber gibt es auf eine Stelle. Die Chancen, nach der Lehre übernommen zu werden, sind gut. Gern gesehen wird es, wenn der Nachwuchs während oder nach der Ausbildung Auslandserfahrung sammelt, in Form von Praktika oder einem Jahresaufenthalt in einem der Kempinski-Häuser weltweit, sagt Blumenthal.

Das hat auch die Hotelfachfrau Carina Müller vor. Demnächst startet sie gen Dubai, ins Fünf-Sterne-Hotel „Kempinski-Mall-of-the-Emirates“. Sie will dort nicht nur ihre Sprachkenntnisse verbessern, sondern auch ihren Erfahrungshorizont erweitern. Sie sagt: „Das A und O in unserem Beruf ist es, zu wissen, was Menschen anderer Kulturkreise von guter Küche und überhaupt von einem Fünf-Sterne-Haus erwarten.“

Mehr zum Thema Ausbildung in der Branche steht unter www.dehoga-berlin.de/ausbildung/ausbildungsberufe.html.

Annette Leyssner

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