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Ausbildungspakt: Fit für die Lehre

Fünf Jahre Ausbildungspakt: Es gibt mehr Stellen als Bewerber. Zuwanderer sollen besser gefördert werden.

Die Zahl der Ausbildungsverträge ist im vergangenen Jahr um 9300 auf 616 300 leicht zurückgegangen. Das gaben die Partner des Ausbildungspaktes am Montag in Berlin bekannt. Zwar wurden auch im fünften Paktjahr alle Zusagen der Wirtschaft mehr als erfüllt, aber man müsse sich künftig auf sinkende Schülerzahlen einstellen. „Trotz aller Anstrengungen zeichnet sich ab, dass ein Fachkräftemangel droht“, sagte Handwerks-Präsident Otto Kentzler. Umso wichtiger sei es, das Potenzial junger Migranten zu nutzen und diese erfolgreicher als bisher in die Ausbildung zu vermitteln. Partner im Ausbildungspakt sind die großen Wirtschaftsverbände, die Bundesregierung und die Bundesagentur für Arbeit. Der Pakt wurde 2004 geschlossen, um die Situation auf dem Ausbildungsmarkt zu verbessern.

Alles in allem könne sich die Ausbildungsbilanz 2008 sehen lassen, meinte Kentzler. Die Wirtschaft habe 2008 rund 86 500 neue Ausbildungsplätze geschaffen und damit die Zusage von 60 000 Lehrstellen jährlich übertroffen. Außerdem bildeten mehr als 52 000 Betriebe im vergangenen Jahr erstmalig aus. Die Zahl der unversorgten Bewerber auf dem Ausbildungsmarkt konnte auf rund 14 500 halbiert werden. Dank der Nachvermittlung waren im Januar nur noch knapp 6000 Bewerber aus dem Vorjahr ohne Ausbildungsplatz.

Der zuletzt positive Trend ergibt sich auch aus einem deutlichen Rückgang an Bewerbern, der sich 2009 weiter fortsetzen wird: „Rund 37 000 weniger Jugendliche als im Vorjahr werden 2008 die Schulen verlassen“, sagte Ludwig Georg Braun, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages. Das ist ein Minus von vier Prozent. Deutlich geringer wird deshalb die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen im laufenden Jahr sein. Zwar werde sich die Finanzkrise über kurz oder lang auf den Arbeitsmarkt auswirken, vorerst plane aber die überwiegende Mehrheit der Betriebe, die Zahl der Ausbildungsplätze konstant zu halten. Das ergab ein aktueller Stimmungstest des Deutschen Industrie- und Handelskammertages. Das strategische Ziel ist laut Braun: „Jetzt ausbilden, damit die notwendigen Fachkräfte vorhanden sind, wenn es wieder besser läuft.“ Wegen fehlender Schulabgänger könne es zu brenzligen Engpässen kommen, sagte auch Arbeitsminister Olaf Scholz: „Jeder, der nicht ausgebildet ist, ist einer zu viel.“ Ungenutzte Arbeitskräfte seien eine Katastrophe für die deutsche Volkswirtschaft.

Unter dem Motto „Potenziale erschließen und Integration fördern“ wollen Scholz und die Verbände deshalb künftig die Ausbildungschancen von Jugendlichen aus Zuwandererfamilien verbessern: „Es darf niemand verloren gehen. Wir brauchen jeden jungen Menschen“, sagen die Partner. Förderprogramme an den Schulen und in den Unternehmen sollen künftig gezielt Migranten bei der Berufsauswahl unterstützen. „Damit die jungen Migranten bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, müssen wir die Anstrengungen im Bildungsbereich intensivieren“, sagte Staatsministerin Maria Böhmer. Oberstes Ziel sei, die Schulabbrecherquote von momentan acht Prozent deutlich zu reduzieren. Bei türkischstämmigen Migranten konnte diese zuletzt von 13 auf zehn Prozent gesenkt werden. Die Gesamtquote aller Schulabbrecher soll 2015 bei vier Prozent liegen.

Miriam Braun

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