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Wirtschaft: Ausgaben für den Irakkrieg beflügeln die US-Wirtschaft Bruttoinlandsprodukt steigt von Mai bis Juni um 2,4 Prozent und damit stärker als erwartet – Ifo hebt Prognose für Deutschland an

Berlin (mot). Die amerikanische Wirtschaft ist im vergangenen Quartal überraschend stark gewachsen.

Berlin (mot). Die amerikanische Wirtschaft ist im vergangenen Quartal überraschend stark gewachsen. Das Handelsministerium in Washington teilte am Donnerstag mit, hohe Rüstungsausgaben im Zusammenhang mit dem Irakkrieg hätten das Bruttoinlandsprodukt (BIP) (siehe Lexikon) mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 2,4 Prozent steigen lassen. Im Quartal davor waren es 1,4 Prozent gewesen. Auch die Lage am USArbeitsmarkt entspannte sich.

Dies nährte am Donnerstag an den Börsen die Hoffnung, dass die größte Volkswirtschaft der Welt vor einem Comeback steht und die Weltwirtschaft ankurbeln könnte. Der Dax sprang am frühen Nachmittag auf 3480 Punkte, und schloss sogar mit 3487 Zählern.

Auch Deutschland könnte von der US-Konjunktur im kommenden Jahr profitieren: Das Ifo-Institut hob am Donnerstag seine Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft für 2004 auf 1,7 Prozent an. Die verbesserte Lage der Weltkonjunktur, eine stärkere Nachfrage aus dem Ausland und die Wirkungen der Steuer- und Sozialreformen geben der Konjunktur nach Meinung des Ifo-Instituts einen zusätzlichen Wachstumsschub. „Eine Trendwende ist in Sicht“, sagte Konjunkturexperte Jan-Egbert Sturm am Donnerstag. Bisher war das Institut von einem Wachstum von 1,5 Prozent für 2004 ausgegangen. Die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute hatten im Frühjahrsgutachten ein BIP-Wachstum von 1,8 Prozent für 2004 veranschlagt.

Dramatisch bleibt jedoch die Lage auf dem Arbeitsmarkt. Ifo schätzt, dass die Zahl der Arbeitslosen im kommenden Jahr auf 4,55 Millionen steigen wird. Das entspricht einer Quote von 10,7 Prozent. Sturm dämpfte deshalb den Optimismus: „Die Lage ist immer noch miserabel, doch es gibt erste Anzeichen für eine Erholung.“

Auch die OECD und die EU-Kommission gaben am Donnerstag mit Blick auf die Wirtschaft in Europa noch keine Entwarnung: Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sieht in diesem Jahr nur eine schwache Wirtschaftsdynamik in der Euro-Zone und erwartet auch 2004 einen eher zaghaften Aufschwung. In ihrem fünften Jahr treffe die Währungsunion auf heftige Gegenwinde, die noch eine Zeit lang anhalten könnten, warnte OECD in einem am Donnerstag in Paris veröffentlichten Bericht. Die EU-Kommission veröffentlichte in Brüssel Konjunkturindikatoren, die einen Trend bestätigen: Die Unternehmen beurteilen ihre aktuelle Lage weiter sehr pessimistisch, setzen aber auf eine Erholung in den kommenden Monaten. Auch die Verbraucher fassen allmählich wieder Mut.

Die Stabilisierung der Konjunktur veranlasste die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag, die Leitzinsen wie erwartet unverändert zu lassen. Der für die Refinanzierung der Geschäftsbanken maßgebliche Schlüsselzins betrage weiter 2,00 Prozent, teilte die EZB nach ihrer Ratssitzung in Frankfurt mit. Die Zinsentscheidung wird dieses Mal im nächsten EZB-Monatsbericht begründet, der am 7. August veröffentlicht werden soll. Sollte es Zeichen weiterer Abschwächung geben, empfiehlt die OECD der EZB eine erneute Zinssenkung.

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