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Wirtschaft: Autoindustrie „holt Atem“ in China

Verband ist zuversichtlich VW verliert weiter

Berlin Die deutsche Autoindustrie bewertet die gegenwärtig schwierige Situation auf dem chinesischen Markt als „ein Atemholen für die nächste (Wachstums-) Phase“. China bleibe ein Markt, „der mittel- und langfristig unverändert attraktiv für uns ist“, sagte Bernd Gottschalk, Präsident des Verbandes der Autoindustrie (VDA) in Frankfurt am Main. Nach Wachstumsraten von 77 Prozent (2003) und 17 Prozent im vergangenen Jahr sei aber nun erstmal „Konsolidierung“ angesagt, erklärte Gottschalk. Am vergangenen Wochenende hatten Berichte über hohe Verluste von VW den Blick auf China gezogen. Einer Analyse der Investmentbank Goldman Sachs zufolge muss VW in diesem Jahr mit einem Verlust von 400 Millionen Euro und deutlichen Marktanteilseinbußen rechnen. VW-Sprecher Thomas Mickeleit wollte das auf Anfrage nicht kommentieren. Am heutigen Mittwoch, einen Tag vor der Hauptversammlung in Hamburg, legt VW die Zahlen für das erste Quartal und damit auch präzisere Daten für den chinesischen Markt vor.

Im vergangenen Jahr gab es bereits einen Umsatzrückgang um zehn Prozent und das operative Ergebnis fiel sogar um 300 Millionen Euro auf 208 Millionen Euro, was VW mit der „verschärften Wettbewerbssituation erklärt“. Vor allem General Motors griff mit einer aggressiven Preispolitik VW an, so dass auch die Deutschen ihre Preise um gut elf Prozent senkten. Trotzdem verkaufte VW 2004 nur 655000 Autos in China, sechs Prozent weniger als 2003. Im ersten Quartal 2005 ging es mit einem Absatz von 116000 Fahrzeugen weiter bergab.

„VW hat mit der Einführung des Polo den Trend zu großräumigen Autos nicht erkannt“, kritisierte Analyst Marc-André Tonn von M.M. Warburg die Modellpolitik der Wolfsburger. VW-Chef Bernd Pischetsrieder hatte selbst bereits vor einem knappen Jahr die Einführung des Polo als „völlig falsche Entscheidung“ bezeichnet, weil die Chinesen „ein einfaches, großes Auto“ wollten und keinen komplexen und teuren Kleinwagen. Tonn zufolge hat Marktführer VW, dessen Hauptgeschäft über Jahre die Ausstattung von Offiziellen und Funktionären war, den privaten Kunden zu spät entdeckt und mit entsprechenden Fahrzeugen und einer Vertriebsstruktur bedient. Mit der Einführung des Skoda Octavia könnte VW seine Position verbessern. Bislang wird der Octavia importiert, ab 2007 soll er vor Ort gebaut werden. alf

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