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Autokrise: Daimler sieht schwarz für den Lkw-Markt

Der weltgrößte Nutzfahrzeughersteller kämpft mit einem massiven Sparprogramm und Kurzarbeit in allen Werken gegen die Krise.

Der weltgrößte Nutzfahrzeughersteller Daimler stellt sich mit einem Milliarden-Sparprogramm und Kurzarbeit in allen deutschen Lkw-Werken auf eine längere Durststrecke ein. In den nächsten Monaten solle mit verschiedenen Maßnahmen ein „vierstelliger Millionenbetrag“ eingespart werden, sagte Nutzfahrzeugvorstand Andreas Renschler am Freitag in Stuttgart. „Sollte sich die Situation noch weiter verschärfen, sind wir entschlossen, die Stellschrauben weiter anzuziehen.“ Von April oder Mai an arbeiten alle 18 000 Mitarbeiter in den deutschen Lkw-Werken Wörth, Gaggenau, Kassel und Mannheim kurz. Alle Stellen der rund 2000 Leiharbeiter und befristet Beschäftigten wurden abgebaut. Für das laufende Jahr rechnet Renschler mit einem drastischen Nachfrageeinbruch in allen Märkten.

„Diese Krise kann man weder aussitzen noch vertagen“, sagte Renschler. „Wir werden nicht davor zurückschrecken, notfalls auch harte Entscheidungen zu treffen.“ Investitionen, die nicht unbedingt erforderlich seien, sollten heruntergefahren werden. An neuen Produkten solle aber weiterhin nicht gespart werden, betonte Renschler. Drastische Einschnitte gibt es bereits in Nordamerika. Insgesamt sei die Belegschaft dort seit Ende 2006 um ein Viertel reduziert worden. Allein in der Produktion seien 6000 von 14 000 Arbeitsplätzen gestrichen worden. Wie bereits im November angekündigt, stellt der Konzern die Marke Sterling Trucks komplett ein und macht zwei Werke dicht. Im Werk St. Thomas in der kanadischen Provinz Ontario seien Ende Februar die letzten Fahrzeuge vom Band gerollt, sagte Renschler. 2010 soll auch das Werk in Portland geschlossen werden. Dadurch verlieren 3500 Menschen ihren Arbeitsplatz. Im Werk in Mount Holly mussten rund 200 Mitarbeiter gehen.

An den deutschen Standorten gingen die Zeitarbeitskonten gegen null, daher sei Kurzarbeit unvermeidlich, sagte Renschler. Minusstunden anzuhäufen sei nur sinnvoll, wenn eine Trendumkehr in Sicht sei. „Uns fehlt die Fantasie, wie schnell es nach oben gehen könnte.“ Zahlen für das erste Quartal nannte Renschler nicht. Auch eine konkrete Prognose für das Gesamtjahr wagte er nicht. Insgesamt rechne er für 2009 in Europa mit einem Einbruch des Lkw- Marktes von bis zu 50 Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr. In Japan erwartet der Vorstand einen Marktrückgang von 40 Prozent, in den USA um 30 Prozent. 2008 waren bei Daimler die Verkäufe von Lkw und Bussen im Jahresvergleich um ein Prozent auf 472 100 Fahrzeuge gestiegen. In Deutschland arbeiten insgesamt rund 30 000 Menschen für die Lkw-Sparte des Unternehmens, weltweit waren es Ende 2008 knapp 80 000.

Im Werk Ludwigsfelde bei Berlin wird in der Sprinter-Fertigung ebenfalls bis Ende April kurzgearbeitet. Dort sind 2500 Mitarbeiter beschäftigt. Die Transporterherstellung gehört nicht zum Geschäftsbereich Lkw, sondern zur Sparte Vans & Busses. (dpa)

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