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Autozulieferer FSG: "Wir brauchen besondere Fähigkeiten"

Der Autozulieferer FSG investiert und stellt ein - Fachkräfte. An anderer Stelle mussten jedoch Zeitarbeiter gehen.

Herr Schlickum, Sie investieren als Zulieferer mit einem Umsatz von 75 Millionen Euro gerade 8,8 Millionen Euro und haben letztes Jahr 60 Zeitarbeiter fest eingestellt. Gehen die Uhren im Erzgebirge anders?



FSG baut mit rund 500 Mitarbeitern innere Schaltungen für Getriebe, Bremsbelagträger und andere Komponenten, die zum Beispiel im VW Polo, Golf, Passat, BMW M3 oder Porsche Carrera und Boxster eingesetzt werden. Natürlich spüren auch wir bei einigen Produkten Auftragseinbrüche von bis zu 35 Prozent. Aber der Trend geht zu effizienten Motoren mit hohen Umweltstandards. Doppelkupplungsgetriebe verbrauchen weniger Kraftstoff und verringern so den CO2-Ausstoß. Die Nachfrage wird um 20 Prozent steigen. Die Krise insgesamt dauert aber sicher noch bis zur zweiten Jahreshälfte.

Und Sie haben noch 60 Leute eingestellt?


Diese Mitarbeiter haben besondere Fähigkeiten, die wir brauchen und halten wollen. Es ist für uns wirtschaftlich sinnvoller, die Fachkräfte fest einzustellen und an uns zu binden als sie über ein Zeitarbeitsunternehmen zu beschäftigen. In anderen Bereichen waren wir dennoch gezwungen, Zeitarbeitsstellen abzubauen.

FSG gehört seit 2005 zum Stahlkonzern Schmolz + Bickenbach, einem Familienunternehmen. Ist das ein Vorteil?


Ja. Die Eigentümer müssen nicht ausschließlich auf den Börsenkurs und das Quartalsergebnis schauen. Das verleiht uns Stabilität und erlaubt Investitionen auch in Krisenzeiten.

Zum Beispiel?


In den nächsten Wochen entscheidet sich, ob wir den Zuschlag für einen neuen Großauftrag von einem deutschen Autokonzern bekommen. Wenn wir diesen erhalten haben, müssen wir 2010 Maschinen und Anlagen bestellen, da 2011 die Serienproduktion anlaufen soll. Erst dann beginnt die eigentliche Fertigung. 2014 soll das Getriebe die Hochlaufphase erreichen. Wir nehmen also 2010 Geld in die Hand, das sich frühestens 2014 amortisiert. Diese Investition fällt in einem Familienunternehmen leichter, weil die Eigentümer in längeren Zyklen planen.

Wie stark ist der Druck der Autokonzerne?


Die Hersteller haben ein rigides Kostenmanagement und Ingenieure, die genau wissen, was bei den Zulieferern machbar ist. Aber ihnen ist auch bewusst, dass man einen Zulieferer preislich nicht so weit in die Enge treiben sollte, bis er mit dem Rücken zur Wand steht. Dann muss die Notbremse mit Insolvenzrettungsprogrammen gezogen werden, die das Produkt am Ende doch noch erheblich verteuern.

Das Interview führte Henrik Mortsiefer

Hans Schlickum

ist Vorstandschef des Autozulieferers FSG Automotive. Die Tochter des Düsseldorfer Spezialstahlherstellers Schmolz + Bickenbach beschäftigt rund 800 Mitarbeiter

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