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Wirtschaft: Bahn-Berater verkaufen zu teure Fahrscheine Warentest-Studie bescheinigt Staatskonzern dürftige Beratung

Berlin (brö). Die Kundenberater der Deutschen Bahn nennen den Fahrgästen häufig zu hohe Preise für Bahntickets.

Berlin (brö). Die Kundenberater der Deutschen Bahn nennen den Fahrgästen häufig zu hohe Preise für Bahntickets. Das ist das Ergebnis einer Stichprobe, die die Stiftung Warentest in Reisezentren und bei der TelefonBeratung der Bahn genommen hat. Bei jeder zweiten Auskunft hätten die Bahn-Mitarbeiter nicht die preisgünstigste Verbindung genannt, in jedem vierten Fall seien auch gezielte Nachfragen erfolglos geblieben. Den Kunden hätten Mehrkosten von bis zu 107 Prozent gedroht, teilte die Stiftung mit.

Die Tester hatten 120 Gespräche geführt, bei denen das neue Preissystem der Bahn die Grundlage war. Bei dessen Einführung vor drei Monaten hatte die Bahn auch mit dem Slogan geworben, Bahnfahren werde „so billig wie noch nie“. Die Stiftung Warentest fand indes heraus, dass die Bahn-Berater oft nur teure ICE-Verbindungen, nicht aber kaum langsamere IC-Züge nennen. Auch auf Nachfrage hin habe es oft keine ergänzenden Auskünfte gegeben. Zudem hätten die Empfehlungen oft teure Umwege bedeutet. Und schließlich, so bemängelten die Tester, berücksichtige das Computersystem des Konzerns die Ländertickets nicht, mit denen Fahrgäste Regionalzüge günstig nutzen können.

Verkehrsexperte zweifelt Studie an

Schon frühere Tests hatten dem Bahn-Preissystem schlechte Noten beschert. Der Konzern hat nun angekündigt, die Beratung verbessern zu wollen. Änderungen am Preissystem lehnt Bahnchef Hartmut Mehdorn bislang strikt ab. Die Stiftung lobte, dass viele Reisen billiger geworden seien. „Zu den größten Gewinnern gehören Kleingruppen und Familien mit Kindern im Alter zwischen sechs und 14 Jahren“, heißt es im Testbericht.

Die Bahn forderte die Stiftung auf, die Test-Methoden durch einen unabhängigen Gutachter überprüfen zu lassen. Das Unternehmen schlug den Heilbronner Verkehrsforscher Heinz Hautzinger vor. Der äußerte Zweifel an der Studie. Die Ergebnisse ließen nur Aussagen über die Beratung in Großstädten zu. Die meisten Reisezentren lägen jedoch auf dem Land. Daneben habe zum Zeitpunkt der Untersuchung wegen der neuen Tarife erhöhter Beratungsbedarf geherrscht.

Unterdessen teilte das Statistische Bundesamt mit, dass die Deutschen Bus und Bahn immer seltener für Fernreisen benutzen. 2003 entschieden sich noch 128 Millionen Fahrgäste dafür, das sind knapp sechs Prozent weniger als im Vorjahr, teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mit. Eine Ursache ist allerdings der Ersatz von Fern-Interregios durch Regionalverkehrszüge. Insgesamt sank die Zahl der Fahrgäste in öffentlichen Verkehrsmitteln gegenüber 2001 um 0,2 Prozent auf 9,9 Milliarden.

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