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Wirtschaft: Bahn verlangt höhere Lkw-Maut

Vorstand Malmström: Aktueller Satz hilft der Schiene kaum/Marktanteil beim Güterverkehr ist gefährdet

Berlin (hop). Der Schiene droht der Verlust von Marktanteilen beim Güterverkehr an die Straße, sollten nicht die weiterhin großen technischen und politischen Probleme beseitigt werden. Das sagte Bernd Malmström, Transport und Logistikvorstand der Deutschen Bahn, am Mittwoch im Gespräch mit dem Tagesspiegel. „Wenn wir die Probleme in den nächsten drei Jahren nicht beheben, dann verlieren wir Marktanteile.“

Viele technische Fragen müssten die europäischen Bahngesellschaften gemeinsam lösen. Doch auch die Politik sei gefragt. „Die Bundesregierung hat unsere Probleme verstanden“, sagte der Chef der Bahntochter Stinnes. Sie sollte sich aber stärker auf europäischer Ebene einschalten. Außerdem forderte er eine höhere Lkw-Maut. Bei dem geplanten Preis werde es nur „marginale Verschiebungen“ zugunsten der Schiene geben. Vorbild könnte hier die Schweiz sein. Dort liegt die Maut bei umgerechnet mindestens 39 Cent. In Deutschland sind es zunächst 12,4 Cent je Kilometer.

Nach Schätzungen der Bundesregierung wird der Güterverkehr in Deutschland bis 2015 um 60 Prozent wachsen. Heute wird weniger als ein Fünftel der Güter auf der Schiene transportiert und etwa zwei Drittel per Lkw. Erklärtes Ziel der Regierung ist es, den Transport per Bahn zu fördern und den Marktanteil möglichst wachsen zu lassen. Doch sieht Malmström die heutige Wettbewerbsfähigkeit der Bahn nüchtern: „Im Augenblick ist die sehr verbesserungsfähig.“

Trotzdem gebe es „große Chancen für die Zukunft“ – vor allem auf langen Strecken, sagte Malmström. Zumindest theoretisch, denn noch behinderten erhebliche Schwierigkeiten zum Beispiel den grenzüberschreitenden Verkehr. Die Abfertigung von Zügen dauert oft lange, die Märkte sind noch nicht alle voll geöffnet und die Technik muss häufig für den Betrieb im nächsten Land umgestellt werden. Im Gegensatz dazu fahre ein Lkw mehr oder weniger ungehindert etwa von Stockholm nach Madrid durch. „Der Fahrer hält nur zum Tanken, während wir acht-, neunmal die Bahn wechseln.“ Die europäischen Eisenbahngesellschaften müssten enger und schneller zusammenarbeiten, um wettbewerbsfähige Korridore auch für Züge aufzubauen, sagte Malmström.

Die Deutsche Bahn sei aber gut auf eine Öffnung der Märkte vorbereitet. „Wir werden erheblich davon profitieren. “ Denn im vergangenen Jahr hat die Bahn den Logistikkonzern Stinnes mit dem weltweit tätigen Spediteur Schenker übernommen und mit der Güterverkehrstochter DB Cargo zusammengeführt. Der Grund: Die Bahn hätte als Transporteur allein keine Überlebenschance gehabt, sagte Malmström. Die Bahn mache mit ihren 200 größten Kunden 85 Prozent des Geschäfts. Und diese Firmen würden immer weniger einzelne Strecken ausschreiben, sondern komplette Logistikpakete wie das Abholen vom Werkstor und sowie Verteilen deutschland- und europaweit und zu verschiedenen Zeiten. „Die Bahn hatte diese Kompetenz nicht“, sagte er. Das habe sich mit Stinnes geändert.

Allerdings hat sich die Bahn damit einen konkurrierenden Verkehrsträger ins Haus geholt, den Lkw. Und der wird gleichberechtigt behandelt. „Ich bin verkehrsträgerneutral“, sagte Malmström. Derjenige werde eingesetzt, der am vorteilhaftesten sei. Allerdings habe die Bahn nun einmal den Verkehrsträger Zug – „und wir haben auch ein Interesse daran, ihn auszulasten“. Es werde auch weiter in neue Lokomotiven und Güterzüge investiert, um die Bahn wettbewerbsfähig zu machen. Doch das internationale Speditions- und Logistikgeschäft per Schiff oder Lkw, das Stinnes ebenfalls betreibt, werde darüber nicht vernachlässigt, sagte Malmström. Die Bahn werde sich noch sechs bis zwölf Monate bei internationalen Zukäufen zurückhalten. „Wir müssen das Geschäft aber weiterentwickeln, sonst hätten wir es nicht kaufen dürfen.“

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