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Wirtschaft: Bahn will vom Hafenverkehr profitieren

Millioneninvestitionen in Waggons und Terminals

Berlin - Der kombinierte Verkehr der Deutschen Bahn ist ein Liebling der Verkehrspolitiker. Der Einsatz von Lkw wird auf das Nötigste beschränkt, sie übernehmen nur die Zulieferung an Umschlagterminals und die Verteilung am Zielort. Dazwischen fährt der Güterzug. Oder der Zug übernimmt direkt an den Seehäfen die Ware, der Lkw fährt nur das letzte Stück. Das Problem: Seit Jahren beschert der kombinierte Verkehr der Bahn unter dem Namen Intermodal rote Zahlen – und Spekulationen darüber, wie lange sich der Konzern diesen Verlustbringer noch leisten will. Für Intermodal-Chef Sebastian Jürgens ist das nur eine theoretische Frage. „Wir wollen wachsen. Es lohnt sich, in das Geschäft, das heute noch rote Zahlen schreibt, zu investieren, auch wenn es auf den ersten Blick unlogisch erscheint“, sagte Jürgens am Donnerstagabend in Berlin. Zusammen mit dem geplanten Wachstum sollen innerhalb der nächsten fünf Jahre schwarze Zahlen erreicht werden – „und das nicht unbedingt erst am Ende dieses Zeitraums“.

Die Nachfrage ist auch da. Zwischen 2002 und 2005 stieg die unter Intermodal-Regie transportierte Gütermenge um 30 Prozent auf 31,7 Millionen Tonnen. Das Wachstum setze sich auch in diesem Jahr durch, sagte Jürgens. Intermodal fahre pro Woche 250 zusätzliche Züge. Das ist eine deutliche Steigerung, denn die Gesamtzahl liegt bei wöchentlich 2170 Zügen. Damit ist Intermodal der größte Anbieter von kombiniertem Verkehr in Europa. Würden die Güter nicht von der Bahn transportiert, müssten täglich 13 300 Lkw zusätzlich fahren, rechnet der Konzern vor. Auf die gestiegene Nachfrage reagiert die Bahn mit Investitionen von 50 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr verfügte Intermodal über 11 200 Waggons, kommendes Jahr sollen es knapp 2000 mehr sein, sagte Bahnmanager Jürgens. Auch in neue Loks werde Geld gesteckt und in Terminals. Ausbaupläne gibt es für die Anlagen in Duisburg und in Köln. Auslandsbeteiligungen sehe man sich an, sagte Jürgens.

Der zunehmende Welthandel führt dazu, dass in den Seehäfen immer mehr Waren umgeschlagen werden, die wiederum zum Verbraucher gebracht werden müssen. Hiervon will die Bahn verstärkt profitieren. Für den Güterverkehr aus den Häfen Hamburg und Bremerhaven wurde ein Drehkreuz eingerichtet. Für Rotterdam und Amsterdam würde Ähnliches geprüft, sagte Intermodal-Chef Jürgens. Über einen Standort sei aber noch nicht entschieden worden.

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