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Unter Druck gesetzt. Bei den Stresstests war geprüft worden, wie belastbar die Kapitalausstattung der Banken ist, wenn die Wirtschaft einbricht und sich die Situation am Markt für Staatsanleihen wieder so zuspitzt wie zuletzt im Mai.

© ddp

Banken auf dem Prüfstand: Hypo Real Estate fällt beim Stresstest durch

Die deutschen Privatbanken erhoffen sich von den Ergebnissen des Banken-Stresstests positive Signale an die Finanzmärkte. Die Hypo Real Estate fiel indes bei dem Test durch.

Berlin/Frankfurt am Main - Allen, die sich bisher gefragt haben, wozu man eigentlich einen europäischen Banken- Stresstest braucht, gab der Chef der Finanzaufsicht Bafin, Jochen Sanio, am Freitag eine Antwort: „Diese Operation ist eine Operation zur Beruhigung der Märkte.“ Für die Lage in Deutschland brächten die Ergebnisse keinen Erkenntnisgewinn. Ob der Test sein Ziel nun erreicht habe, könne er aber auch nicht sagen: „Ich weiß nicht, wie Märkte reagieren, dass weiß ich seit den letzten Jahren nicht mehr“, sagte Sanio.

Die europäische Aufsichtsbehörde CEBS hatte mittels einer Simulation getestet, ob der Kapitalpuffer der größten europäischen Banken auch bei einem starken Einbruch des Wirtschaftswachstums oder bei einem massiven Wertverlust von europäischen Staatsanleihen ausreichen würde (siehe Kasten). Notwendig geworden war die Maßnahme insbesondere deshalb, weil die spanischen Banken, die unter einer schweren Immobilienkrise leiden, Probleme hatten, am Kapitalmarkt und bei anderen Banken Geld zu leihen. Bei fünf spanischen Sparkassen zeigte der Test nun, dass sie tatsächlich nicht genügend Kapital hätten, um den simulierten Krisenfall zu überleben. Vier von ihnen benötigen nach Angaben der spanischen Notenbank nun frisches Kapital im Umfang von 1,8 Milliarden Euro.

Insgesamt fielen sieben der 91 getesteten Institute durch, neben einer griechischen Bank auch der verstaatlichte deutsche Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) zeigte sich dennoch zufrieden mit dem Ergebnis. „Es ist ein positives Signal, dass ausnahmslos alle teilnehmenden deutschen Banken die aufsichtsrechtlichen Anforderungen auch im unwahrscheinlichen Fall eines schweren Wachstumseinbruchs erfüllen“, sagte Schäuble am Freitagabend.

Dass die HRE durch den Test gefallen ist, schob er darauf, dass die bereits eingeleitete Neustrukturierung noch nicht berücksichtigt worden sei. Der Minister betonte, dass die HRE mit einem Ergebnis von 4,7 Prozent aber immerhin noch eine Kernkapitalquote vorweisen könne, die die internationalen Bilanzvorschriften erfülle. Der Stresstest galt allerdings erst ab einer Kernkapitalquote von 6 Prozent als bestanden. Bei den übrigen 13 deutschen Instituten erwies sich die Kapitaldecke als dick genug. Die Nord LB und die Postbank bestanden den Test mit 6,2 Prozent beziehungsweise 6,6 Prozent aber nur knapp.

Nach Ansicht von Bundesbank-Vizepräsident Franz-Christoph Zeitler hätten die deutschen Banken besser abschneiden müssen. Die CEBS hatte in einem Stressszenario auch eine Abschreibung von 4,7 Prozent bei deutschen Staatsanleihen angenommen. Das sei ein Widerspruch zu dem erklärten Anspruch, die Schuldenkrise von Anfang Mai nachzuspielen. Damals hätten die Bundesanleihen keine Verluste erlitten. „Es ist einfach falsch, die Bundesanleihen mit 4,7 Prozent zu stressen“, sagte auch Bafin-Chef Sanio. In einer eigenen Untersuchung von Bundesbank und Bafin, der dieses Szenario ausklammere, hätten die 14 deutschen Teilnehmer „noch ein paar Zehntel Prozentpunkte besser abgeschnitten“.

Dennoch verteidigten die deutschen Aufseher die Belastungsprobe: „Der Stresstest hat einen Härtegrad, den viele nicht erwartet hätten“, sagte Zeitler. Zudem bringe er ein neues Maß an Transparenz, der Vertrauen in die Banken schaffen könne. Damit verteidigte er den Test gegen Kritiker, die behauptet hatten, die angenommenen Stressszenarien seien zu lax gewesen. So war beispielsweise nicht gefragt worden, was passieren würde, wenn ein Euro-Land pleite ginge.

Der eigentliche Test für den Stresstest kommt aber erst am Montag, wenn die europäischen Börsen um neun Uhr öffnen. Der weltweit wichtigste US-Aktienmarkt in New York zeigte am Freitagabend kaum eine Reaktion. 

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