zum Hauptinhalt

Banken: Und ewig lockt das schnelle Geld

Die Banken gehen wieder riskante Geschäfte ein. Notenbanker und Politiker beobachten das mit Sorge.

Zürich/London - Die Entspannung auf den Finanzmärkten hat dazu geführt, dass einige Banken in ihre alten Verhaltensmuster aus der Zeit vor der Krise zurückfallen. Notenbanker und Politiker betrachten das mit wachsender Sorge. „Was jetzt passiert, haben wir vorausgesehen. Wir wussten, dass die Banker ein sehr kurzes Gedächtnis haben“, sagt Jean-Pierre Roth, Präsident der Schweizer Nationalbank. Nach Einschätzung des britischen Finanzministers Alistair Darling wäre es „katastrophal“, wenn die Banken zu dem Schluss kämen, sie könnten zu ihren alten Praktiken zurückkehren.

Im Auge haben die Finanzwächter dabei nicht nur den starken Anstieg bei den Gehältern der Spitzenbanker. Allzu oft basieren die Geschäftsmodelle der Finanzhäuser nach wie vor auf volatilen und zum Teil riskanten Einnahmen aus dem Investment-Banking.

Hinter den Kulissen ist bei Instituten von einem sehr erfreulichen zweiten Quartal die Rede. Kaum verwunderlich, dass Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann an seinem Ziel von 25 Prozent Eigenkapitalrendite vor Steuern festhalten will. Auch Credit-Suisse-Chef Brady Dougan hält eine Rendite von bis zu 20 Prozent im Investment-Banking für durchaus realistisch. Beide Spitzenbanker betonen aber, dass sie ihre Renditen mit deutlich weniger Risiken einfahren wollen. Der Beweis dafür steht indes noch aus.

In den USA zeigt sich ein ähnliches Bild. So rechnet Goldman Sachs mit dem besten Ergebnis seiner Geschichte. Das Haus profitiert wie die übrige erfolgreiche Konkurrenz vom Niedergang der Wettbewerber und von satten Gewinnen im Handel mit Devisen und Rohstoffen. „Die Margen sind zwischen drei- und sechsmal so hoch wie vor der Krise“, sagt ein Londoner Banker. In Zürich spricht man von einem „phänomenalen Umfeld“. Wo früher 15 Banken um Marktanteile gerangelt hätten, seien es jetzt noch sechs oder sieben. So befürchten die ersten Banker bereits wieder Übertreibungen. Einige Institute würden mit nichtkostendeckenden Dumpingpreisen versuchen, Marktanteile zu gewinnen, warnt der Londoner. „Wir sehen bereits wieder Anzeichen für die unverantwortlichen Praktiken, die vor zwei Jahren zur völligen Überhitzung des Marktes führten.“

Auch Geschäftsfelder, die im Zentrum der Finanzkrise stehen, sind inzwischen wieder gesellschaftsfähig. So nutzen Goldman Sachs und Barclays bereits wieder die Technik der Verbriefung, um Risiken aus ihrer Bilanz auszulagern. Beide Banken betonen, dass ihre neuen Verbriefungsinstrumente deutlich transparenter und weniger riskant seien als die durch die Krise in Verruf geratenen Techniken. Was sie nicht betonen, ist, dass auch mit der neuen Verbriefung die Kapitalvorschriften der Finanzaufseher unterlaufen werden. mm/tor (HB)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false