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Bankenschieflage: Flowers gibt Ländern Schuld an HSH-Nordbank-Krise

Für die "desaströse Lage" seien hauptsächlich die Mehrheitseigner Hamburg und Schleswig-Holstein verantwortlich, kritisiert der Investor. Er will aber an Bord bleiben.

Der Finanzinvestor J.C. Flowers hat dem Management und den Mehrheitseignern der HSH Nordbank, Schleswig-Holstein und Hamburg, die Hauptschuld für die desaströse Lage der Landesbank gegeben. "Wir haben bereits frühzeitig auf Probleme hingewiesen und hier immer wieder eine Kursänderung angemahnt", sagte Flowers-Europa-Chef Ravi Sinha dem Handelsblatt. "Gehört wurden wir jedoch nicht."

Zwar lenkte Sinha ein, man habe selbst Fehler gemacht und die Krise in ihrer Dimension nicht vorhergesehen. Aber schon im Sommer 2007 habe der US-Finanzinvestor auf eine Reduzierung des Kreditersatzgeschäfts gedrängt und mehrfach gefordert, das stark wachsende Neugeschäft zurückzuschrauben.

In Regierungskreisen wurde diese Darstellung zurückgewiesen. "Alle Entscheidungen wurden zwischen den Anteilseignern einvernehmlich getroffen", hieß es dem Bericht zufolge in Kiel. Die FDP-Opposition im Kieler Landtag sieht indes ihre "schlimmsten Befürchtungen" bestätigt. "Es wird insbesondere deutlich, dass der Aufsichtsrat seinen Kontrollpflichten nicht nachgekommen ist und dass das Parlament in Schleswig-Holstein nicht ordnungsgemäß informiert wurde", sagte Fraktionschef Wolfgang Kubicki.

Flowers will bei der HSH an Bord bleiben. "Wir stehen weiterhin zu unserem Investment bei der HSH Nordbank", sagte Sinha. Der Finanzinvestor werde auch weiter im Aufsichtsrat vertreten sein und den Vorsitz des Risikoausschusses beibehalten. "Es geht darum, dass die Bank nun exzellent geführt und die Aufspaltung in eine Kern- und eine Abwicklungsbank so gut wie nur möglich vollzogen wird."

Erst 2006 war der Finanzinvestor bei der HSH mit rund 25 Prozent eingestiegen. Im Dezember 2007 sowie im Juli 2008 wurde weiteres Geld investiert. In Finanzkreisen wird die Summe auf über zwei Milliarden Euro geschätzt. Das vergangene Jahr hat die HSH Nordbank mit einem Rekordverlust von 2,7 Milliarden Euro abgeschlossen. 2009 und 2010 wird die Bank laut Prognosen erneut mit einem Verlust abschließen.

Schleswig-Holstein und Hamburg haben drei Milliarden Euro Eigenkapital in die HSH investiert.

Finanzinvestor Christopher Flowers ist neben seinem Engagement bei der HSH unter anderem auch Großaktionär der stark angeschlagenen Hypo Real Estate. Mit seiner Weigerung, das staatliche Übernahmeangebot für seine Anteile anzunehmen, hatte Flowers im April für viel Aufsehen gesorgt. Sein Widerstand war jedoch vergeblich: Gut 47 Prozent der HRE-Anteile hat der Bund über den Bankenrettungsfonds Soffin eingesammelt, über eine Kapitalerhöhung von drei Milliarden Euro ist die Beteiligung mittlerweile auf über 90 Prozent gestiegen.  

ZEIT ONLINE, dpa

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