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Wirtschaft: Bausparkassen erleben einen kurzen Boom

Weil die Eigenheimzulage und die Wohnungsbauprämie gestrichen werden sollen, ziehen die Bürger den Hausbau vor

Berlin (hej). Die privaten Bausparkassen erwarten ein Strohfeuer auf dem deutschen Baumarkt. Die Diskussion um die Abschaffung der Eigenheimzulage habe einen Bauboom ausgelöst, der sich in diesem und im nächsten Jahr bemerkbar machen werde, sagte der Geschäftsführer des Verbands der privaten Bausparkassen, Andreas Zehnder, am Mittwoch in Berlin. Danach werde der Absturz im Wohnungsneubau aber umso stärker sein. Die Baugenehmigungen werden nach Schätzungen des Verbands unter die 200 000erGrenze rutschen und den bisherigen Nachkriegsrekord aus dem Jahr 1987 erreichen. Damals hatte es 191 000 Baugenehmigungen gegeben – allerdings nur in Westdeutschland.

Angesichts der Sparzwänge zeigte sich der Verband jedoch kompromissbereit. Über Änderungen könne man reden, aber die Förderung dürfe nicht „völlig auf Null“ reduziert werden, sagte Zehnder. Die Bundesregierung will die Eigenheimzulage in ihrer alten Form abschaffen. Ursprünglich sollte das bereits zum Ende des vergangenen Jahres geschehen sein, jetzt soll die Reform zum Ende dieses Jahres kommen. Bereits im vergangenen Jahr hatten zahlreiche Bundesbürger Bauvorhaben vorgezogen, um sich die Eigenheimzulage zu sichern. Das wiederholt sich jetzt.

Attraktive Geldanlage

Davon profitieren auch die Bausparkassen. Die Anzahl der neu abgeschlossenen Verträge stieg bei den privaten Bausparkassen im ersten Halbjahr verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 16,8 Prozent auf fast 1,4 Millionen, die Bausparsumme der Neuverträge erhöhte sich um 23,3 Prozent auf 30,8 Milliarden Euro. Auch die öffentlichen Bausparkassen erleben derzeit einen Boom. In den ersten vier Monaten dieses Jahres schlossen sie Bausparverträge über mehr als 11 Milliarden Euro ab, ein Plus von gut 30 Prozent gegenüber den ersten vier Monaten des Vorjahres. Die Bayerische Landesbausparkasse meldete am Mittwoch sogar einen Anstieg der Bausparsumme im Neugeschäft um fast 61 Prozent auf 3,41 Milliarden Euro.

Der Höhenflug der Bausparkassen hängt aber nicht nur mit dem Ende der Eigenheimzulage zusammen. Bausparverträge werden auch für Kunden attraktiv, die weder bauen noch renovieren wollen. Zur neuen Kundschaft der Bausparkassen zählen auch viele Anleger. „Je niedriger die Zinsen auf dem Kapitalmarkt sind, desto attraktiver werden Bausparverträge“, sagt Jörg Sahr von der Stiftung Warentest. Das gilt vor allem für Bausparer, die vom Staat mit der Arbeitnehmer-Sparzulage oder der Wohnungsbauprämie unterstützt werden. „Mit der staatlichen Förderung sind beim Bausparen derzeit Renditen von über sechs Prozent drin“, sagt Baufinanzierungsexperte Sahr. Die Wohnungsbauprämie soll jedoch genauso wie die Eigenheimzulage für Neuverträge, die nach dem 1. Januar 2004 geschlossen werden, abgeschafft werden. Sehr zum Verdruss der Bausparkassen.

Aber auch ohne die staatliche Unterstützung können sich die Renditen beim Bausparen sehen lassen. Selbst wenn man die Arbeitnehmer-Sparzulage und die Wohnungsbauprämie außer Acht lässt, liegt der Sparzins über sieben Jahre bei effektiv mehr als vier Prozent, weiß Verbraucherschützer Sahr. Das ist deutlich mehr als Bundesschatzbriefe oder andere sichere Geldanlagen derzeit abwerfen. Bausparen kann sich daher auch für diejenigen lohnen, die gar nicht bauen wollen und das Baudarlehen am Ende der Sparphase nicht in Anspruch nehmen.

Einen günstigen Anbieter zeichnen nach Meinung Sahrs vor allem folgende Eigenschaften aus:

Die Gesamtverzinsung liegt bei über 4,5 Prozent und

die Abschlussgebühr wird erstattet, wenn man nach der Sparphase auf einen anschließenden Baukredit verzichtet.

Während sich Sparer freuen können, haben Kreditnehmer das Nachsehen. Mit fünf bis sechs Prozent sind die Zinsen für einen Baukredit heute deutlich teurer als früher, räumte Verbandsgeschäftsführer Zehnder ein. Manche Angebote von Banken seien inzwischen niedriger. Allerdings seien spezielle Niedrigzinstarife beantragt und sollen in Kürze auf den Markt kommen, kündigte der Verband der privaten Bausparkassen an.

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