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Wirtschaft: Bei Siemens sind weitere Jobs in Gefahr

Konzernchef von Pierer sieht Handlungsbedarf in den Problemsparten / Ergebnis über den Prognosen

München (nad). Trotz anhaltender Wirtschaftsflaute hat sich der größte deutsche Elektronikkonzern Siemens im abgelaufenen Quartal gut geschlagen. Zwar brachen Umsatz und Ergebnis ein; dennoch übertrafen die Münchener die Prognosen der Finanzmärkte. Für das laufende Quartal rechnet Siemens damit, dass das Geschäft wieder anzieht. In seinen Problemsparten will der Konzern die Zügel noch straffer ziehen. Die SiemensAktie stieg bis zu Börsenschluss um 3,7 Prozent auf 49,10 Euro und gehörte damit zu den Gewinnern im Dax.

„Wir schlagen uns in den schwierigen Marktverhältnissen ganz gut“, sagte Konzernchef Heinrich von Pierer am Donnerstag. Mit dem Ergebnis des zweiten Quartals sei er zufrieden. Nach Steuern sank der Gewinn im Vergleich zum Vorjahresquartal von 725 auf 632 Millionen Euro. Analysten hatten im Schnitt nur mit einem Gewinn von 400 Millionen Euro gerechnet. Das operative Ergebnis blieb mit 1,02 Milliarden Euro nahezu konstant. Wegen der schwachen Konjunktur, der Euro-Stärke und der nachlassenden Nachfrage nach Gasturbinen in den USA brach der Umsatz jedoch um 15 Prozent auf 17,4 Milliarden Euro ein.

Für das Gesamtjahr gab Siemens erstmals seit langem wieder eine Prognose ab. „Wir wollen beim Gewinn 2,2 Milliarden plus X erreichen und arbeiten daran, dass das X möglichst groß wird“, sagte von Pierer. Im Vorjahr hatte Siemens noch einen Überschuss von 2,6 Milliarden erwirtschaftet; darin waren allerdings hohe Sondereffekte aus dem Verkauf von Infineon-Anteilen enthalten. Pierers Prognose nach müsste Siemens im laufenden vierten Quartal einen Gewinn von mindestens 500 Millionen Euro machen. Der Umsatz für das Gesamtjahr wird voraussichtlich von 84 auf 75 Milliarden Euro sinken.

Von Pierer zeigte sich optimistisch, dass die meisten Bereiche die Renditeziele für das laufende Geschäftsjahr erreichen können. In der „Operation 2003“ hatte der Konzernchef allen 14 Sparten strikte Zielvorgaben bis zum Ende des Geschäftsjahres gemacht. Fünf Bereiche – die drei Kommunikationssparten, Industrielösungen und die Logistik-Automatisierung Dematic – haben allerdings bereits einen Aufschub um ein Jahr erhalten.

Mit seinen fünf Sorgenkindern hat der Konzernchef noch viel Arbeit: Das seit längerer Zeit kriselnde wichtige Arbeitsgebiet Information und Kommunikation (I&C) mit seinen drei Sparten Netzwerke (ICN), Mobilfunk (ICM) und IT-Dienstleistungen (SBS) wird von Pierer deshalb ab Oktober zunächst persönlich unter seine Fittiche nehmen. Die Netzwerksparte war auch im dritten Quartal mit einem Minus von 125 Millionen Euro (Vorjahresquartal: minus 84 Millionen Euro) wieder der größte Verlustbringer im Konzern. Dennoch bekräftigte von Pierer sein ursprüngliches Ziel, ICN im laufenden Quartal wieder in die Gewinnzone zu führen. Einen weiteren Stellenabbau in dem gebeutelten Bereich sieht von Pierer „aus heutiger Sicht“ nicht. Handlungsbedarf sieht er dagegen bei der Mobilfunksparte, die unter einem „erheblichen Margendruck“ leide und sich den „veränderten Marktgegebenheiten anpassen“ müsse. Besonders der Markt für mobile Infrastruktur bleibe schwach. Auch für die defizitären Sparten Gebäudetechnik und Dematic wollte der Konzernchef einen weiteren Arbeitsplatzabbau nicht ausschließen. „Bei Dematic müssen wir jetzt richtig anpacken“, sagte er. Die Sparte, die im Vorjahresquartal noch Gewinne gemacht hatte, war mit 64 Millionen Euro ins Minus gerutscht.

Zufrieden zeigte sich von Pierer mit der Medizintechnik. Sie war der stärkste Bereich im ganzen Konzern. Auch die Energieerzeugung schlug sich trotz der nachlassenden Nachfrage nach Gasturbinen mit einer Marge von 18,3 Prozent wacker. Gute Ergebnisse lieferten auch die Antriebssparte A&D und der Automobilbereich VDO ab.

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