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Wirtschaft: Benzin wird teurer

Ölpreis vor Höchstständen/Experten erwarten erst im Frühling eine Entspannung

Berlin - Die Verbraucher in Deutschland müssen sich für die kommenden Wochen auf steigende Benzinpreise einrichten. Nach Einschätzung von Experten haben die Tankstellen die zuletzt stark gestiegenen Notierungen beim Rohöl und auch bei Ölprodukten bisher nicht ganz an die Kunden weitergegeben – obwohl es Donnerstagabend bereits die dritte Erhöhungsrunde in dieser Woche gab. Im Bundesdurchschnitt kostete am Freitag ein Liter Super 1,15 Euro und Diesel 1,01 Euro.

Eine Sprecherin des Mineralölwirtschaftsverbands (MWV) sagte dem Tagesspiegel jedoch, dass die Tankstellen zurzeit „in weiten Teilen der Bundesrepublik rote Zahlen schreiben“. Beim Fachblatt Energie-Informationsdienst (EID) hieß es, die Margen der Tankstellen seien „sehr schlecht“. „Genau kann niemand den Preis vorhersagen, aber ich sehe zurzeit kein Argument für sinkende Preise“, sagte Rainer Wiek, EID-Chefredakteur.

Seit dem Jahreswechsel ist der Ölpreis wieder stark gestiegen – etwa in New York von rund 42 Dollar je Barrel (159 Liter) auf 53,32 Dollar am Freitag. Donnerstagabend hatte die Notierung für kurze Zeit die Marke von 55 Dollar übersprungen und näherte sich dem Allzeithoch von 55,67 Dollar von vergangenem Oktober. Im Londoner Handel war die Nordseesorte Brent Donnerstagabend sogar zwischenzeitlich mit rund 53 Dollar so teuer wie noch nie. Auch die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) berichtete von Rekordpreisen.

„Eine tatsächliche Verknappung gibt es nicht“, sagte MWV-Sprecherin Meyer-Bukow. Getrieben würden die Preise durch das anhaltend kalte Wetter auf der Nordhalbkugel. Außerdem habe zwar die Furcht vor einer Einschränkung der Ölversorgung durch Terroranschläge im Irak oder Saudi-Arabien abgenommen. Doch dafür sei die Angst gestiegen, dass es wegen der insgesamt knapperen Förderreserven bei weiter steigender weltweiter Nachfrage zu einem Engpass kommen könnte, sagte Meyer-Bukow.

Helmut Buchmann vom Fachdienst Oil Market Report (OMR) äußerte sich allerdings optimistisch: „Die Opec könnte den Hahn wieder aufdrehen.“ Schließlich habe sie gerade erst zum Jahreswechsel die Förderung etwas gedrosselt. Außerdem werde die Opec in diesem Jahr nicht wie im vergangenen von dem starken Anstieg der Nachfrage in Asien – insbesondere von China – überrascht.

Zu zwei Dritteln sei der jüngste Preisanstieg beim Rohöl durch spekulative Käufe etwa von Investmentfonds bedingt, schätzte Buchmann, zu einem Drittel durch die höhere Nachfrage wegen des kalten Wetters. Erst Mitte März – mit steigenden Temperaturen – rechne er wieder mit sinkenden Preisen, sagte Buchmann. Bis dahin könnten sie „sogar noch höher steigen als heute“.

Doch nach dem Ende des Winters wird schon im April die nächste Unsicherheit auf die Autofahrer zukommen: der Beginn der Fahrsaison in den USA. In den vergangenen Jahren hatten die Preise für Benzin an den Börsen jeweils im Frühjahr wegen knapper US-Raffineriekapazitäten stark angezogen. „Da ist noch einiges möglich“, schätzte Wiek vom EID.

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