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Wirtschaft: Berliner Bau hofft auf die Wahl

Verband sieht Chance für mehr Staats-Investitionen – die Stimmung der Branche trübt sich aber weiter ein

Berlin - Die Bauwirtschaft in Berlin und Brandenburg hofft nach der Bundestagswahl im September auf mehr Investitionen der öffentlichen Hand. „Wir verbinden mit der Wahl die Erwartung auf einen Neuanfang“, sagte Axel Wunschel, Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbands Berlin-Brandenburg, am Donnerstag in Berlin. Die bisherige Politik des Sparens bei Infrastrukturmaßnahmen müsse ein Ende finden. „Die Chance dafür ist nun da“, sagte Wunschel.

Die Baubranche der Region steckt seit zehn Jahren in einer tiefen Krise. Vor allem die rückläufigen Investitionen der öffentlichen Hand machen den Unternehmen zu schaffen. So hat allein das Land Berlin seine Ausgaben für Bauinvestitionen seit 1995 von 800 Millionen Euro auf 159 Millionen Euro zurückgefahren. Ähnlich sieht es in Brandenburg aus, wo in diesem Sommer zudem eine Haushaltssperre droht. Die Lage am Bau sei in der Region mittlerweile „eine einzige Katastrophe“, sagte der Präsident des Verbands, Rainer Eder.

Schon in früheren Jahren hatten die Unternehmen der Branche über ihre Situation geklagt – damals zeigten sie sich aber zumindest für die Zukunft optimistisch. Dies ist nun vorbei: In der diesjährigen Konjunkturumfrage des Bauindustrieverbands erklärten 65 Prozent der Unternehmen, ein Ende der Krise sei nicht in Sicht; vor einem Jahr waren nur zwölf Prozent dieser Meinung. Gleichzeitig sank der Anteil derer, die innerhalb des laufenden Jahres mit einer Wende zum Guten rechnen, von 20 Prozent auf null Prozent.

Dies spiegelt sich auch in der Absicht wider, verstärkt Personal abzubauen. So wollen in diesem Jahr 44 Prozent der Firmen Stellen streichen – vor einem Jahr waren es 41 Prozent. „Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Stimmung weiter deutlich eingetrübt“, erklärte Verbandspräsident Eder. Allein im April sei die Zahl der Beschäftigten am Berliner Bau gegenüber dem Vorjahresmonat um 16 Prozent auf 9400 gesunken. Zum Vergleich: Im April 1997 waren noch 33500 Bauarbeiter sozialversicherungspflichtig beschäftigt.

Doch nicht nur die geringe Investitionsneigung ist für diese Entwicklung verantwortlich. Eder zufolge werden zahlreiche Arbeitnehmer auch durch Ein-Euro-Jobs, scheinselbstständige Ich-AGs und Schwarzarbeiter verdrängt. „Statt der dringend benötigten Marktbereinigung kommen immer mehr kleine Firmen auf den Markt“, sagte er. Der Wettbewerb werde dadurch entsprechend verzerrt.

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