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Wirtschaft: Berliner IHK leidet unter der schwachen Wirtschaft Deutlich geringere Einnahmen zwingen Kammer zu Stellenabbau

Berlin (alf). Unter der miserablen wirtschaftlichen Lage leidet zunehmend auch die Berliner Industrie und Handelskammer.

Berlin (alf). Unter der miserablen wirtschaftlichen Lage leidet zunehmend auch die Berliner Industrie und Handelskammer. Im vergangenen Jahr blieben die Beitragseinnahmen mit 23,5 Millionen Euro um zwei Millionen unter dem Haushaltsansatz. Wie der neue IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Eder am Montag sagte, stellt sich die Kammer auf die Situation ein und hat sich für dieses Jahr nur noch einen Haushalt von 19,5 Millionen Euro gegeben. Die 233 Vollzeitstellen der IHK seien „mittelfristig“ nicht zu halten, Mitte des Jahres soll die Kammer eine neue Struktur bekommen. Eders Stellvertreter Roland Engels sagte anlässlich der Vorstellung des Jahresberichts der IHK, die „Einsparungen werden sehr schmerzhaft sein“. Leidtragende der prekären Finanzlage sind bislang die ausbildenden Betriebe: Wegen der Erhöhung der Prüfungsgebühren um rund 50 Prozent auf bis zu 600 Euro nimmt die IHK Eder zufolge drei Millionen Euro zusätzlich ein.

Die aktuelle Situation der Berliner Wirtschaft ist Eder zufolge deprimierend. „Für viele Unternehmen ist das Glas leer.“ Nachdem die Hauptstadtwirtschaft 2002 geschrumpft war, hofft der Kammerchef auf eine Wachstumsrate mit einer „schwarzen Null“. Eder ließ aber durchblicken, dass er nicht damit rechnet. Der letzten Konjunkturumfrage zufolge erwarten 27 Prozent der befragten Unternehmen in diesem Jahr eine schlechtere und 26 Prozent eine bessere Geschäftslage. „Die einzige Branche, die floriert, ist die Schwarzarbeit“, sagte Eder. Seit 1996 ist die Berliner Wirtschaftsleistung – mit der Ausnahme des Jahres 2000 – geschrumpft, „die Bauwirtschaft liegt am Boden, dem Handel fehlt die Kaufkraft, die Arbeitslosigkeit ist überdurchschnittlich hoch“, sagte Eder.

In Anbetracht der Rezession bewertete Eder die Ausbildungsaktivitäten der Berliner Firmen als „sensationell“. Bundesweit sei die Zahl der betrieblichen Ausbildungsplätze im vergangenen Jahr um sieben Prozent gesunken, in Berlin jedoch nur um 1,67 Prozent. Der IHK-Chef kündigte an, die 17 Ausbildungsberater der Kammer würden in den kommenden Monaten „Klinken putzen“ und insbesondere die Betriebe zu einer Ausbildung zu bewegen suchen, die einen „nichtdeutschen Inhaber haben“. „Da schlummert ein Schatz“, sagte Eder. Berlin habe allerdings das Problem, dass „15 bis 20 Prozent“ (Eder) der Berliner Schulabgänger „für eine duale Ausbildung nicht in Frage kommen“.

Der IHK-Hauptgeschäftsführer kritisierte scharf den Stillstand in der Berliner Privatisierungspolitik sowie die Sparpolitik des Senats. „Die Botschaft von der öffentlichen Armut darf nicht die einzige Botschaft sein“, die Zukunftschancen Berlins würden nicht genügend herausgestellt. Wenig Verständnis zeigte Eder für die Landesbank Berlin, deren Tochter Investitionsbank (IBB) die Berliner Absatzorganisation (BAO) von der IHK übernehmen soll. Da die BAO zuletzt von der Kammer mit 1,9 Millionen Euro bezuschusst wurde, schreckte der Vorstand der Landesbank zuletzt vor einer Übernahme zurück. „Wir verstehen das nicht“, sagte Eder. Zumal die IBB vom kommenden Jahr an als Landesstrukturbank fungieren solle.

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