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Wirtschaft: Bertelsmann verkleinert die Chefetage

Middelhoff-Nachfolger Gunter Thielen strafft mittlere Führungsebene und gibt Geschäftsbereichen mehr Freiheit

Berlin (mot). Die Chefetage der Bertelsmann AG wird einen Monat nach dem Abgang von Thomas Middelhoff umgebaut. Der neue Vorstandsvorsitzende des Gütersloher Medienkonzerns, Gunter Thielen, will den einzelnen Geschäftsbereichen künftig mehr Freiheiten lassen und die dezentrale Struktur des Unternehmens stärken. Die von Middelhoff ausgebaute Zentrale, in der insgesamt 450 Mitarbeiter beschäftigt sind, wird deutlich verkleinert. Der Wegfall von Arbeitsplätzen werde sich nicht vermeiden lassen, hieß es in einem am Freitag bekannt gewordenen Brief Thielens an die Mitarbeiter. „Diesen schwerwiegenden Einschnitt bedauere ich sehr“, schreibt der Vorstandschef. „Aber Dezentralisation bedeutet auch: Wir müssen die Arbeit vermehrt direkt in den Bereichen und Firmen erledigen.“

Wie viele Stellen wegfallen sollen, konnte ein Bertelsmann-Sprecher noch nicht sagen. Dem Vernehmen nach könnte eine hohe zweistellige Zahl von Mitarbeitern betroffen sein. Ob nach dem Umbau der zweiten Führungsebene auch an eine Verkleinerung des Vorstands gedacht wird, ließ der Sprecher offen. „Das ist reine Spekulation – der Vorstand steht.“ Aufgelöst wird Thielen zufolge eine Reihe der von Middelhoff eingerichteten Gremien. Darunter die für Firmenzukäufe und Investitionen in neue Geschäftsideen (Venture Capital) zuständige Abteilung Bertelsmann Capital sowie das „Corporate Executive Council“ und das 15-köpfige „Office of the Chairman“, die beide Middelhoff zuarbeiteten. Der Posten des Chief Operating Officers wird nicht mehr besetzt. Auch in anderen Zentralbereichen werde es Veränderungen geben. „Vieles, was Middelhoff für seine Expansionsstrategie aufgebaut hat, wird jetzt wieder zurückgefahren“, hieß es aus Thielens Umgebung. Der neue Vorstandschef hatte nach Middelhoffs Rückzug angekündigt, Bertelsmann werde in Zukunft „weniger dealen und mehr gestalten“.

„Wir machen Bertelsmann schlagkräftiger und können auf Veränderungen im Markt schnell reagieren“, schreibt Thielen an die Mitarbeiter. Nur wenn Europas größter Fernsehkonzern RTL, das weltgrößte Verlagshaus Random House, der Musikkonzern BMG, die Zeitungstochter Gruner+Jahr, die für das Buchgeschäft zuständige Direct-Group, der Mediendienstleister Arvato und der Wissenschaftsverlag Bertelsmann-Springer „weite Handlungsspielräume für freie Entfaltung haben und miteinander kooperieren, werden wir langfristig erfolgreich sein“. Die konzernweite Vorgabe, eine Umsatzrendite von zehn Prozent zu erreichen, bleibt erhalten. Das so genannte Excellence-Programm zur Steigerung der Profitabilität wird von Verlustbringern wie BMG oder Direct-Group auf „weitere Firmen mit operativem Verbesserungspotenzial“ ausgedehnt.

Auch im Vorstand gibt es neue Zuständigkeiten: Das „Corporate Center“ wird künftig von Thielen und seinem Stellvertreter, Finanzvorstand Siegfried Luther, geleitet. Ein neues „Executive Board Council“ soll die Arbeit der Unternehmensbereiche unterstützen. Es besteht aus vier Teams: BMG-Chef Rolf Schmidt-Holtz wird mit Edgar Berger das Corporate Network und Synergiethemen verantworten, der Chef von Bertelsmann-Springer, Arnold Bahlmann, mit Ragnar Nilsson das Thema Information Technology und Arvato-Chef Hartmut Ostrowski mit Johannes Mohn den Bereich Media Technology. Thielen leitet mit Michael Hansen den Bereich Corporate Development.

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