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Sicher im Sattel. Wer Pferdewirt werden will, sollte gut reiten können.

© Tobias Hase/dpa-tmn

Beruf: Pferdewirt: Auf Trab

Viele Stunden am Tag im Sattel sitzen, die Tiere füttern, putzen und verarzten: Pferdewirt ist ein Knochenjob. Wie man in den Beruf einsteigt und was man nach der Ausbildung werden kann.

Vor allem Mädchen träumen davon: ein Beruf, bei dem sie den ganzen Tag mit Pferden arbeiten können. Doch der Job des Pferdewirts ist nichts für Zartbesaitete – man braucht Willenskraft und Durchhaltevermögen.

Sophia Mann hat ihr liebstes Hobby zum Beruf gemacht: Die 22-Jährige hat sich auf Gut Riedhausen vor den Toren Münchens zur Pferdewirtin ausbilden lassen. „Eigentlich wollte ich nach dem Abitur Tiermedizin studieren, hatte aber die erforderlichen Noten nicht.“ Also beschloss sie, die Wartezeit mit einer Ausbildung zu verkürzen. „Ich habe immer ein eigenes Pferd gehabt und reite, seit ich ein kleines Mädchen war.“

Durch einen Zufall ist sie auf den Hof von Ulrich Rasch in Brunnthal gekommen. „Dort habe ich vorgeritten und dann den Ausbildungsvertrag unterschrieben.“ So einfach geht das allerdings nicht immer, wie ihr Ausbilder erzählt. „Man muss einigermaßen routiniert reiten können, um die Ausbildung erfolgreich zu absolvieren“, sagt Rasch, der auch Vorstandsmitglied in der Bundesvereinigung der Berufsreiter ist

Und: Die Ausbildung zum Pferdewirt in einer der fünf Fachrichtungen ist deutlich weniger romantisch, als sich das vor allem junge Frauen oft vorstellen. „Das ist harte körperliche Arbeit, bei jedem Wetter“, sagt Rasch. Hinzu komme, dass viel Arbeit am Abend und den Wochenenden anfällt – wenn die Pferdebesitzer eben Zeit haben, in den Stall zu kommen. Außerdem gibt es bei der Pflege von Tieren keine feste Arbeitszeit: „Wenn ein Pferd krank ist, Betreuung oder Pflege braucht, kann ich nicht nach Hause gehen“, sagt Sophia Mann.

Die Arbeit erfordere viel Disziplin und Willensstärke. Und das bei vergleichsweise geringer Vergütung: „Im Schnitt verdienen die Auszubildenden im ersten Lehrjahr 621 Euro, im zweiten 669 und im dritten 725 Euro in den alten Bundesländern, in den neuen sind es rund 70 Euro weniger“, sagt Markus Bretschneider vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn. Es kann im Einzelfall aber auch deutlich weniger sein.

Schon mal Stallgeruch schnuppern

Rasch und Markus Scharmann, Ausbildungsexperte bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung in Warendorf, raten jungen Leuten, ein Praktikum in einem Ausbildungsbetrieb zu machen, ehe sie sich für die Lehre entscheiden. „Gerade in den ersten Monaten stellt sich heraus, dass das Leben eines Pferdewirtes nicht mit dem Hobby Pferdesport zu vergleichen ist“, sagt Scharmann.

Vor Beginn der Lehre müssen sich die jungen Leute für eine der fünf Fachrichtungen entscheiden: Klassische Reitausbildung, Pferdehaltung und Service, Pferdezucht, Pferderennen oder Spezialreitweisen. Ausgebildet wird auf Reiterhöfen, in Reitzentren, Gestüten, Reitställen und landwirtschaftlichen Betrieben.

Zur Ausbildung gehört es, Pferde zu pflegen und zu füttern. „Auch Themen wie Züchtung, Weidemanagement, Gesundheitsmanagement oder Betriebsführung stehen auf dem Ausbildungsplan.“ Je nach Fachrichtung unterscheiden sich die Inhalte: Reiten, Pferde ausbilden, Stallmanagement, Pferde züchten, Aufzucht, Marketing und weitere Bereiche.

„Viele träumen davon, auf Turniere zu fahren und Preise zu sammeln“, sagt Ulrich Rasch. „Wenn sie toll reiten, spricht nichts dagegen“, sagt er. Allerdings darf der gesamte Dienstleistungsaspekt bei der Arbeit nicht vergessen werden. „Die meisten Pferdewirte haben regelmäßig mit den Kunden auf den Höfen zu tun.“ Zwar gibt es keine formellen Zugangsvoraussetzungen, um einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Auf folgende Punkte werden Ausbilder jedoch häufig achten: „Schulbildung, Sportlichkeit, Belastbarkeit, Teamfähigkeit, Vorerfahrungen und allgemeiner Umgang mit dem Pferd“, sagt Scharmann. Rasch, der bereits rund 50 junge Leute auf seinem Gut ausgebildet hat, stellt fest, dass immer mehr Bewerber die Mittlere Reife oder das Abitur haben.

Den Meister oben drauf

Die jungen Leute können nach erfolgreicher Prüfung in Reitschulen, Pensionsbetrieben, Ausbildungs- und Turnierställen, Zuchtbetrieben oder Rennställen arbeiten. „Eine Fortbildung zum Pferdewirtschaftsmeister ist möglich und vorteilhaft“, sagt Scharmann. Daneben gibt es Studiengänge im Bereich der Pferdewirtschaft, sagt Bretschneider.

Weil es für Pferdewirte oft keine verbindlichen Tarifverträge gibt, erstellt die Bundesvereinigung der Berufsreiter Gehaltsempfehlungen. Demnach sollte ein ausgelernter Pferdewirt, abhängig von verschiedenen Bedingungen, zwischen 1598 und 2630 Euro im Monat verdienen.

Nicht nur bundesweit hat man nach der Ausbildung viele berufliche Möglichkeiten: „Pferdewirtschaftsmeister mit einer Ausbildung in Deutschland werden in der ganzen Welt gesucht“, sagt Rasch.

Auch Sophia Mann hat ihren Berufswunsch für die nahe Zukunft geändert: Das Tiermedizin-Studium ist erstmal in den Hintergrund gerückt. „Mir macht die Arbeit so viel Spaß, dass ich gleich meinen Meister machen will“, sagt sie. Und dann will sie reisen. „Ich möchte eine Weltreise machen – und an den Orten, an die ich gehe, mit Pferden arbeiten.“ dpa

Verena Wolff

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