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Bestechungsskandal: Faurecia-Chef tritt zurück

Der Bestechungsskandal in der deutschen Autobranche hat zu einem Rücktritt im französischen Zuliefererunternehmen Faurecia geführt. Firmenchef Pierre Lévi gab seinen Posten ab.

Paris - Lévis Nachfolge wurde zunächst aufgeteilt. Zum Verwaltungsratschef wurde einstweilen Jean-Claude Hanus ernannt, Interims-Vorstandschef wird Frank Imbert, wie das Unternehmen mitteilte. Der 51-jährige Lévi hatte beide Posten in Personalunion innegehabt. Gegen den Franzosen ermittelt die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main. Lévi hatte nach eigenen Angaben seit 2001 von Zahlungen an Autobauer in Deutschland gewusst, mit denen sich seine Firma Aufträge verschaffen wollte.

Lévi begründete seinen Rücktritt mit der "Entwicklung" bei den Ermittlungen und damit, dass er die Interessen des Unternehmens wahren wolle. Die Firma teilte mit, dass im September ein neuer Firmenchef ernannt werden solle; bis dahin wurde die Doppelspitze Imbert/Hanus eingesetzt. Imbert war seit vergangenem Jahr Finanzchef des Unternehmens, Hanus leitete seit Januar 2000 die Rechtsabteilung der Mutterfirma PSA Peugeot Citroën, der Faurecia mehrheitlich gehört. Der Verwaltungsrat von Faurecia war am Nachmittag zu einer Sondersitzung zusammengekommen.

Mit dem Rivalen das Schmiergeldsystem übernommen

Lévi hatte seit Mai 2000 an der Spitze des Unternehmens gestanden. Im Jahr 2001 übernahm Faurecia den Zulieferer Sommer Allibert - und mit dem Rivalen auch dessen Schmiergeldsystem, wie es vergangene Woche hieß. Ermittlungen der Frankfurter Staatsanwaltschaft zufolge hatte Sommer Allibert seit 1998 Manager bei Volkswagen und Audi geschmiert, um sich Aufträge zu sichern. Wegen ähnlicher Vorwürfe im Zusammenhang mit BMW ermittelt auch die Münchner Staatsanwaltschaft gegen vier Faurecia-Manager.

Faurecia ist nach eigenen Angaben der zweitgrößte Zulieferbetrieb für europäische Autobauer und der neuntgrößte weltweit. Das Unternehmen beschäftigt 60.000 Mitarbeiter in der ganzen Welt und stellt für nahezu alle großen Autobauer Sitze, Auspuffsysteme und Armaturenbretter her. Im vergangenen Jahr setzte Faurecia elf Milliarden Euro um.

(tso/AFP)

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